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Es geht beim Zusammenlegen eben nicht nur um Zahlen sondern in erster Linie um Menschen und deren Befindlichkeiten. Und gerade Kirche sollte doch wohl fähig sein, mit Menschen umzugehen. Wer eine Kirche an den Zahlen festmacht, der hat wohl etwas Gravierendes falsch verstanden.
Das Problem ist ja nicht die Gemeindefusion. Jedenfalls wurde das nirgends als Problem hervorgehoben, vielleicht hab ich das auch übersehen. Aber soweit ich das verstehe haben die Rechtenbacher kein Problem damt, mit Dörrenbach eine Gemeinde zu bilden, sondern damit, daß ihr bisheriger Pfarrer diese Stelle nicht bekommt, sondern Pfr. Lingenfelder.
Und sicher kann man Kirche nicht nur an Zahlen festmachen. Nur ist halt kein Geld da, damit jede noch so kleine Gemeinde nen eigenen Pfarrer bekommt. Also muß man sehen, was man mit der Situation macht. EIne Zusammenlegung mit irgendwas ist da unvermeidlich. Und wie gesagt: Von Rechtenbach aus nach Westen ist nur Wald, und dann kommt das Dekanat Pirmasens, und nach Süden schließt sich gleich hinter Schweigen Frankreich an. Nach Osten liegen die Gemeinden Freckenfeld und Niederotterbach, die vom Freckenfelder Pfarramt versorgt werden und wohl groß genug sind, um eine Eigenständigkeit zu rechtfertigen.
Angesichts dieser Situation ist es doch - ich wiederhole mich hier - das natürlichste und vernünftigste auf der Welt, daß man nicht bestehende Pfarreien auseinanderreißt, sondern zwei Gemeinden fusioniert, die jeweils etwa die Hälfte der nötigen Gemeindeglieder haben, die zwei bestehenden Pfarrämter auflöst und ein neues Pfarramt schafft und ausschreibt. Offensichtlich haben sich darauf nur Hauck und Lingenfelder beworben, und Hauck hat wohl nicht überzeugt.
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Aber doch bitte nicht in der Zeitung. Sondern innerhalb der Gemeinde / Kirche.
Danke für diesen Satz! Denn es waren diejenigen, die Pfarrer Hauck unbedingt in der Gemeinde behalten wollten, die mit der Zeitungskampagne anfingen. Von der anderen Seite hab ich dazu so gut wie gar nichts gesehen. Daß es den weiter oben zitierten Leserbrief gab muß eine Reaktion auf die enorme (!) Berichterstattung pro Hauck im Lokalteil der Rheinpfalz gewesen sein (ich war zu dem Zeitpunkt gerade in der Region und konnte es verfolgen, den Leserbrief habe ich leider nicht mehr in der Zeitung gesehen, der muß später gewesen sein).
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Beiden gemeinsam ist aber der Gedanke des Missionierens und des Festhaltens an den Grundaussagen der Bibel statt einer eher schwammigen Auslegung, wie sie der eine oder andere Pfarrer predigt. Immer daraufbedacht nur nicht anzuecken.
Ich halte dafür, daß "liberale" Pfarrer meist näher an den Grundaussagen der Bibel sind als Evangelikale oder Pietisten. Diese sind näher an Zeitgeist ihrer Entstehungszeit und der entsprechenden moralischen und bürgerlichen Deutung des Bibeltextes. "Schwammig" sind die wenigsten. Und mit dem Anecken hat wohl auch keiner ein Problem, das ist wohl eher das Problem der Evangelikalen, die sich davor fürchten, daß man nicht mal mehr von Fasten udn Beten sprechen darf in der Kirche... ;)
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Der Pietismus ist m.M. nach weniger dem Zeitgeist geschuldet als eher die Reaktion auf eben diesen.
Jede Zeit hat ihren eigenen Geist. Und jeder Zeitgeist ist auch eine Reaktion auf den vorhergehenden. Der Pietismus ist eine Reaktion sowohl auf die Orthodoxie als auch auf die Aufklärung, der Liberalismus setzt die Aufklärung fort darauf kommt die Erweckungsbewegung... Alles Zeitgeister! Komischerweise wird aber meist nur die mit der eigenen Richtung konkurrierende als zeitgeistig bezeichnet, womöglich ein Indiz für den Balken im eigenen Auge.
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In der methodistischen Kirche werden Lehramtskandidaten berufen. Wäre eine Möglichkeit.
Sicher, aber löst das Problem nicht. Man könnte auch hingehen und Fachinformatiker oder Autoschlosser berufen. Immer noch bleibt das Problem bestehen: Wie geht man sicher, daß der fragliche Kandidat einen "echten" Glauben hat? Und wer wäre berufen und geeignet, das zu entscheiden?
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wahrer Glaube fängt im Herzen an und nicht im Kopf und bei den Zahlen.
Klar fängt Glaube im Herzen an. Aber wenn es dann so weit kommt, daß sich eine Gemeinde bildet ud sich Gemeinden zu Kirchen zusammenschließen, dann muß man sehen, wie man das organisiert. Und dann ist halt eine bestimmte Menge Geld da, mit der man eine bestimmte Menge Pfarrer bezahlen kann, die eine bestimmte Menge Gemeindeglieder versorgen kann. Es ist nur fair, daß die Zahlen dabei in etwa gleich sind, damit nicht einer in der Arbeit untergeht und der andere den halben Tag frei hat. Auch den Gemeindegliedern gegenüber ist es fairer, denn der Pfarrer wird nicht den halben Tag frei nehmen, sondern sich mehr um die Gemeinde kümmern. Dann haben einige Gemeinden mehr von ihrem Pfarrer und andere weniger. Das ist den Gemeinden gegenüber nicht fair, wo es mehr Arbeit gibt und der Pfarrer nicht so viel schaffen kann, auch nicht so viel Neues anpacken kann.
Die Zahlen sind also keine Frage des Galubens, sondern eien Frage der Fairness unter den Gläubigen. Und die Zusammenlegung ist eben eine Maßnahme, um diese Fairness aufrecht zu erhalten. Wie gesagt hätte jede andere Zuschneidung der neuen Gemeinde mehr Probleme geschaffen als gelöst, weil weitere bestehende Strukturen hätten zerstört und verändert werden müssen.
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Von einem evangelikalen Pfarrer (mein Bild) erwarte ich ein klares Bekenntnis zum Evangelium - kein weichgespültes.
Sie werden lachen, das verlange ich auch. Aber wenn ein liberaler Pfarrer in einer evangelikalen Gemeinde sich zum Evangelium bekennen würde anstatt zur Moral des 19. Jahrhunderts, dann eckt er durchaus an. Er muß sich eben auf eine gewisse Weise zum Evangelium bekennen, um nicht anzuecken, er muß die Theologie der Evangelikalen schlucken, er darf nicht davon reden, daß es auch andere (und bibelgemäßere) Theologien gibt als diejenigen, die in evangelikalen Kreisen kursieren. "Weichgespült" ist wieder so eine einseitige Wertung. Wer ist denn weichgespült? Derjenige, der klar ausspricht, daß Gott dem Menschen die Erde gab, um sie zu bebauen und zu BEWAHREN oder derjenige, der den Klimawandel leugnen will, um Profit zu machen. Wer ist denn weichgespült? Derjenige, der klar bekennt, daß Gott alle Menschen liebt udn Christus für alle ans Kreuz ging, oder derjenige, der die Ewigkeit aber doch bitte nicht mit Homosexuellen teilen möchte? Wer ist denn weichgespült? Derjenige, der auf das Bibelwort verweist, demnach es keinen Unterschied zwischen Mann udn Frau gibt, ebensowenig wie zwischen Juden udn Griechen, oder derjenige, der aber darauf pocht daß es diese Unterschiede dann eben doch gibt, wenn es um seine Kanzel geht. Wer ist denn weichgespült? Derjenige, der demütig dorthin geht, wo Gott ihn hinsetzt oder derjenige, der Himmel und Hölle (!) in Bewegung setzt um an seinen angestammten Fleischtöpfen zu bleiben?
Sorry, aber bei solchen Wertungen platzt mir mitunter die Hutschnur. Die Evangelikalen haben den Glauben nicht für sich gepachtet. Sie haben ihre Frömmigkeit gefunden, und so lange sie kein Unheil damit anrichten, hab ich damit kein Problem, aber wenn es dann losgeht, daß man seine Frömmigkeit zur allein Seligmachenden erklärt, dann muß ich was sagen: "Liberale" Christen sind auch Christen, lesen auch die Bibel, glauben auch an Gott und haben in keinster (!) Weise einen den Evangelikalen gegenüber defizitären Glauben, noch spülen sie weich oder machen "Wischiwaschi".
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Aber die Erfahrungswerte zeigen, dass Pfarrer mit einen klaren Bekenntnis (dazu zähle ich i.Ü. Pfarrer aus allen Prägungen, hat für mich nichts mit evangelikal zu tun) zunehmend mehr Schwierigkeiten haben.
Das war immer so und wird auch so bleiben und ist nicht nur auf Pfarrer beschränkt. Auch im sonstigen Leben kommt man leichter durch, wenn man sich nicht so sehr an Prinzipien klammert. Dabei können die Prinzipien aussehen, wie sie wollen.
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Fakt ist aber, dass man unbequeme Leute gern blockiert.
Mag ja sein, aber wer sagt, daß Hauck unbequem war und daß er blockiert wurde? Er hat eine Stelle nicht gekriegt, auf die er sich beworben hat. Mein Gott, ich weiß gar nciht, wie viele Bewerbungen ich schon geschrieben habe, die ohne Erfolg zurückkamen! Und hier geht es um eine (!) Bewerbung, wobei noch nicht einmal der Job als solcher gefährdet ist (wie gesagt, er ist Beamter) sondern nur der Ort, an dem er arbeitet. Es droht ihm noch nicht einmal eine sehr weite Umorientierung. Wo andere Menschen schon nahezu weltwiet flexibel sein müssen beschränkt sich der Bereich Haucks auf das Gebit des ehemaligen Bayerns links des Rheins! Er muß nicht mal von Dialekt auf Hochdeutsch umstellen (falls er Dialekt spricht)!
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Soll heißen, dass es ungläubige Pfarrer gibt.
Also hat es nichts mit unserem Thema zu tun? Okay. 1+1=2
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Dann kommen Sie wohl kaum aus dem ungläubigen Osten
Was meinen Sie, wo ich herkomme, wenn ich Ihnen mal eben die Gemeinden um Schweigen-Rechtenbach herum aufzählen kann samt einigen Pfarrern, die dort stehen? Ich wohne zwar nicht mehr in der Gegend, aber ich war da lange. Im Osten hab ich auch schon zweimal gewohnt. Ja, Christentum ist da jetzt nicht so in Mode, das hab ich mitbekommen. Die Spätfolgen dessen, daß die Kirche es im 19. Jahrhundert nicht geschafft hat, sich angemessen der sozialen Frage anzunehmen. Da war man halt auch mehr im Zeitgeist verfangen. Und die Zahlen... da soll es ja Pfarreien gegeben haben in den Großstädten mit über 10000 Gemeindegliedern, weil man zu langsam auf die Landflucht reagierte. Aus diesem Grund spielen Zahlen eben doch eine Rolle! ;)
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Und ich glaube, dass es bei Gott um Gemeindebau geht. Aber vielleicht liege ich da ja falsch....
Nun, das Wort Gemeindebau kommt so in der Bibel ja nicht vor... ich denke, der folgt ganz einfach aus dem Wirken des Heiligen Geistes. Das sind weltliche Nebensächlichkeiten. Warum es geht, ist der Glaube und die Gemeinschaft, die sich durch die Liebe von anderen unterscheidet. Alles andere ist Konsequenz daraus.
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Mh ... darum sind die Gottesdienste der freien Gemeinden in der Regel auch besser besucht.
In der freien Gemeinde wird nach meiner Erfahrung erwartet, daß man zum Gottesdienst erscheint, womöglich mit Schlips und sauber gescheiteltem Haupthaar. Diese Erwartung gibt es in der Landeskirche so nicht. Das hat Auswirkungen. Bleibt man in der freien Gemeinde einmal zu Hause, wird gleich nachgefragt. Das erzeugt schon so einen gewissen Sozialdruck, der dann eben auch Wirkung zeigt. Trotzdem: Bei schlimmen Vorfällen, Katastrophen, Krieg, da ist die Kirche voll. Auch bei Beerdigungen (wobei das mehr aufm Dorf, was wiederum auch was mit Sozialdruck zu tun hat). Die Leute kommen nicht in die Kirche, weil sie mit der Kirche nichts zu tun haben, sondern weil sie dort trotz ihrer sonstigen Distanz zur Kirche genau dort den Trost suchen, den sie in dem Moment brauchen. Bei Weihnachten ist es wieder ein wenig anders, da gehört der Kirchgang wohl zum kulturellen Setting.
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Ich denke, dass das auch daran liegt, dass Pfarrer so selten die Früchte ihrer Arbeit aufwachsen sehen.
Wenn ein Pfarrer in den Besucherzahlen des Sonntagsgottesdienstes die Früchte seiner Arbeit sieht, dann kann das sicherlich niederdrücken. Ich denke aber, daß kaum ein Pfarrer das so sieht. Es ist ja nicht so, daß ein Pfarrer sonst nichts macht die Woche über.
Gottes Segen
PS: Da wir uns inzwischen weiter und weiter vom ursprünglichen Thema entfernt haben schlage ich vor, daß wir vielleicht per PM weiterdiskutieren können, falls gewünscht. Zumal der Thread ja bald geschlossen wird.