Der Presse (idea-spektrum 46 vom 13.11.2013, S. 39) entnehme ich einen neuen Fall von Mobbing in der Kirche: Die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in der Pfalz versucht eine Gemeinde zu liquidieren, die nicht bereit ist, sich widerspruchslos zu unterwerfen. Es handelt sich um Schweigen-Rechtenbach im Landkreis Südliche Weinstraße. Kontaktdaten sind unter http://www.schweigen-rechtenbach.de/dorf/kirchen.html zu finden. Ich füge den Artikel hier ein:
07. November 2013
Schwere Vorwürfe des Presbyteriums gegen die Kirchenregierung
Eine missionarische Gemeinde kämpft um ihren Pfarrer
Schweigen-Rechtenbach (idea) – Zerstört die Leitung der Evangelischen Kirche der Pfalz eine missionarisch ausgerichtete Gemeinde, indem sie ihr den Pfarrer wegnimmt? Diesen Eindruck hat das Presbyterium (Kirchengemeinderat) in Schweigen-Rechtenbach (Landkreis Südliche Weinstraße). Es wirft der Kirchenregierung in Speyer vor, den (evangelikalen - die Redaktion) Pfarrer Ulrich Hauck nach 13 Jahren erfolgreicher Arbeit kaltzustellen und damit ein blühendes Gemeindeleben zu zerschlagen. Gemäß dem Beschluss der Kirchenregierung muss Hauck die Gemeinde zum Jahresende verlassen. Er hatte sich nach der Fusion des Pfarramtes Schweigen-Rechtenbach mit dem der Nachbargemeinde Dörrenbach-Oberotterbach vergeblich um die neu geschaffene gemeinsame Pfarrstelle beworben. Die 15-köpfige Kirchenleitung entschied sich einstimmig für die (nicht evangelikale - die Redaktion) Pfarrerin von Dörrenbach-Oberotterbach, Margarete Lingenfelder. Hauck muss sich eine andere Stelle suchen, oder er wird mit einer anderen kirchlichen Tätigkeit betraut. Das Vorgehen der Kirchenregierung habe Schweigen-Rechtenbach „regelrecht geschockt“, teilte die Vorsitzende des Presbyteriums, Julia Hauck, der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) mit. Sie ist mit dem Pfarrer weder verwandt noch verschwägert.
Lebendige und bibeltreue Gottesdienste
In Schweigen-Rechtenbach engagieren sich – wie sie sagt – überdurchschnittlich viele der etwa 1.000 Gemeindemitglieder für ihre Kirche. Zum Gottesdienst kämen meist mehr als 100 Besucher. Die Gestaltung sei so lebendig und bibeltreu, dass sich auch Einwohner anderer Dörfer und aus dem benachbarten Elsass der Gemeinde angeschlossen hätten. Es würden Frauenfrühstückstreffen angeboten, die Jugendarbeit floriere, die Evangelisation ProChrist habe zahlreiche kirchenferne Menschen angesprochen. Typisch sei auch, dass Ehrenamtliche rund 3.000 Stunden lang an der Sanierung und Renovierung der Kirche mitgewirkt hätten, die nach fünfjähriger Schließung Mitte Oktober wieder eingeweiht wurde. Dafür habe sie von kirchlicher und politischer Seite viel Lob erhalten. Allerdings sei, so Frau Hauck, der Renovierung eine längere Auseinandersetzung mit der Kirchenleitung vorausgegangen, die das 728.000 Euro teure Projekt nicht genehmigen wollte. Dazu komme, dass Pfarrer Hauck Vorstandsmitglied des „Netzwerks bekennender Christen“ in der Pfalz ist, das sich in der Vergangenheit ablehnend zu landeskirchlichen Beschlüssen äußerte, etwa im Blick auf die gottesdienstliche Segnung homosexueller Paare.
Presbyterium beschließt Protestaktion
Bei einer öffentlichen Sitzung des Presbyteriums am 4. November hätten sich die Ratsmitglieder für den Verbleib ihres Pfarrers ausgesprochen und einstimmig eine Protestaktion beschlossen, so die Vorsitzende des Gremiums. Eine Zusammenarbeit mit der künftigen Pfarrerin sei kategorisch abgelehnt worden, weil sie dem Anforderungsprofil der missionarischen Kirchengemeinde nicht entspreche. Theologisch sei man „meilenweit voneinander entfernt“. Auch menschlich sei die Entscheidung der Kirchenleitung unverständlich. Frau Lingenfelder sei jünger und kinderlos und könne daher leichter eine neue Stelle antreten als der 49-jährige Familienvater Hauck, dessen vier minderjährige Kinder durch einen Umzug ihre Schule und viele Freundschaften verlören. Frau Hauck kündigte juristische Schritte an, falls die Kirchenleitung ihre Haltung nicht ändere.
Kirchenleitung: Vorschriften wurden beachtet
Der Sprecher der Pfälzer Kirchenleitung, Kirchenrat Wolfgang Schumacher (Speyer), wies auf idea-Anfrage die Vorwürfe zurück. Die Kirchenregierung habe sich an die Vorschriften der Kirchenverfassung gehalten und am 25. Oktober eine Entscheidung aufgrund der Kriterien „Prüfungsnoten und dienstliche Würdigung, Dienstalter, Bedürfnisse der Bewerber und Wohl der Kirchengemeinden“ getroffen. Vorausgegangen seien eine umfangreiche Aussprache und Würdigung aller Informationen.
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