Blick auf eine afghanische Flüchtlingsfamilie 3

#1 von Joringel , 04.07.2017 11:20

Lieber Robin, Danke, dass Du gefragt hast. Ich bin mir sonst nicht sicher, ob es überhaupt Jemanden interessiert:

Wie ein brutaler Keulenschlag, kam im Frühjahr Post vom BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge). Der Asylantrag von Mutter Halime und den 3 Kindern ist abgelehnt worden. Sie sollen die BRD binnen 30 Tagen freiwillig verlassen. Kurzfristig werden Sie zur Ausländerbehörde bestellt. Man legt ihnen die freiwillige Ausreise nahe, lockt mit 700 € Startgeld, droht mit Entzug der Sozialleistungen, kein Zugang mehr zur Kleiderkammer, keine Krankenversicherung mehr usw., usw. Bisher hat sich die Familie gegenseitig mit Optimismus, Wärme und Mutmachen gestützt, jetzt kollabieren alle. Und alle Augen richten sich auf Joringel. Joringel hatte schon Anfang des Jahres vorgesorgt, einen Anwalt konsultiert und vorinformiert, die Familie vorgestellt. Also, Anruf beim Anwalt. "Der Herr Doktor ist zur Zeit mit Fortbildung beschäftigt und kann leider keine Mandanten mehr annehmen." Was nun? Telefonate und e-mails ohne Ende, Besuch beim Flüchtlingsrat. Auch Joringel und Jorinde sind erschüttert und müssen alle Kraft aufwenden, um sich zu konzentrieren und die richtigen Schritte in der richtigen Zeit zu tun.

Doch wie von selbst öffnen sich neue Türen. Die Schule der jüngeren Tochter stellt sich öffentlich hinter das Mädchen. Aus den Elternkreisen meldet sich eine entschlossene Mitstreiterin. Ein Lehrer des halberwachsenen Sohnes ist auch im Landtag und verspricht, sich für eine Härtefall-Regelung einzusetzen. Die Ausländerbehörde wiegelt ab: "Wir wussten nicht, dass da noch Vater und Bruder sind.... Familien werden nicht getrennt". Zumal das Verfahren von Vater und Sohn noch offen ist. Es findet sich ein Anwalt, der die Sprache der Familie spricht und das Verfahren aufnimmt. Denn - die Familie hatte keinen Bescheid erhalten, damit wurde das Recht auf Rechtsbehelf verletzt. Doch Joringel hat den schlimmen, unbestätigten Verdacht, dass hier eine relativ wehrlose kleine, unbemittelte und in Rechtsfragen unkundige Gruppe zur Ausreise genötigt werden sollte, um die Ausreise-Statistik anzuheben. Informell erfahren wir von Druck, der auf die Mitarbeiter der Behörde in dieser Beziehung ausgeübt wird.

Und jetzt?
Viel ist inzwischen passiert. Der älteste Sohn der Familie hat den qualifizierten Hauptschulabschluss mit der Note 1,8 geschafft. Er will jetzt den Realschulabschluss machen.

Seine jüngere Schwester sagt bezüglich ihrer Zeugnis-Noten zu Joringel: "Ich bin ganz normal. Ich habe nur Zweien und Dreien." Das "normal" ist ihr am wichtigsten, sie möchte einfach ein junger Mensch sein, der lernt wie andere auch und kein bemitleidenswertes Geschöpf. Einmal kommt es zu einem heiklen Thema: Die Lehrerin möchte N. in privaten Stunden Schwimmen beibringen. N. trägt im Gegensatz zu ihrer Schwester kein Kopftuch mehr. Aber Schwimmen gehen - das ist dann doch noch einmal etwas anderes. Die Eltern sind unsicher, was sollen sie tun? Sie möchten ihre Tochter nicht isolieren, aber für sie wichtige Gebote einhalten. Das kleine Unterstützerteam bezieht die Mutter aktiv mit in die Lösung ein. Ein schicker Neopren-Anzug wird genehmigt, er ist schicklich, aber nicht so freizügig wie er nach ihrer Vorstellung nicht sein sollte.

Der Jüngste der Familie hat jetzt ein Jahr in der Grundschule absolviert. Der Bericht der Lehrerin ist ohne das geringste Defizit. Alles läuft prima und der Kleine zeigt auch eine ausgesprochene Freude am Lernen und Malen und Basteln in der Schule.

Viel Kopfzerbrechen bereitet dem freiwilligen Integrationsteam, bestehend aus Jorinde, Joringel und einer engagierten Mutter des Gymnasiums, die älteste Tochter. Sie musste immer zurückstehen. Geld verdienen, als der Vater mit dem kranken Bruder das Land in Hoffnung auf Hilfe verließ, die kranke Mutter unterstützen. Sie hängt in einem Integrationskurs fest, in dem auch viele weniger motivierte oder begabte Mitschüler sind. Deutsch wird nur im Unterricht gesprochen. Manchmal schickt die Lehrerin sie nach Hause, weil sie für die Nachzügler alles wiederholen muss. Gleichzeitig erlebt sie, wie ihre jüngere Schwester durch den Besuch einer Regelschule fast mühelos in die deutsche Sprache hineinwächst und nach und nach die Sympathien ihrer Mitschüler und Lehrer gewinnt. Mit viel Kraftanstrengung und nicht ohne Konflikte gibt es jetzt zwei Lichtblicke: Z. wurde in die Startstiftung für junge Migranten aufgenommen. In der Zwischenzeit wurden ihr durch private Unterstützung zusätzliche Kurse in Deutsch und Englisch ermöglicht. Eine der gewerblichen Sprachschulen hat jetzt den Preis auf 1/10 des eigentlichen Preises verringert, um ebenfalls ein Weiterkommen dieser überzeugenden Persönlichkeit mit zu befördern. Die allerneueste, brandheiße Nachricht ist, dass die Schule der jüngeren Schwester sie aufnehmen wird. Das Schulamt steht hinter dieser Ausnahmgenehmigung, die bisherige Lehrerin nicht. ("Ich glaube nicht, dass Du das schaffen kannst"). Das ist ein sehr, sehr harter Weg, denn es geht zum Gymnasium aus formalen Gründen nur noch direkt in die Oberstufe.

Und juristisch? Nach fast vier Jahren Wartezeit wurde auch der Asylantrag von Vater und Sohn abgelehnt. (Joringel hätte sich so etwas Grausames nicht vorstellen können!) Denn inzwischen hat unsere Bundesregierung im Einvernehmen mit der EU die Maschen des Netzes so eng gezogen, dass es sehr, sehr schwer ist, überhaupt als Asylsuchender anerkannt zu werden. Ihr kennt ja die Diskussion über das sichere Herkunftsland. Trotzdem wurde ein nationales Abschiebeverbot ausgesprochen, weil Sohn M. 100% behindert und von einer progressiven Krankheit bedroht ist. Das private Team hat dennoch zwei Klagen angestrengt, um einen sichereren Aufenthaltsstatus für beide Teile der Familie zu erreichen. Das Ergebnis steht noch aus, aber die politische Lage verändert sich ja gerade wieder.

Das freiwillige Integrationsteam hört manchmal Sätze wie: "Kümmert Euch erst einmal um arme Deutsche. Davon gibt es hier auch genug." Wenn das sehr agressiv kommt, antwortet Joringel: "Woher wissen Sie dann, dass wir uns nicht auch um arme Deutsche kümmere?" Das sitzt meistens. Aber lieber würden wir sagen, wir kümmern uns um Menschen, die vorübergehend Hilfe brauchen. Und ist dankbar für das Gleichnis vom Armen Samariter. Da steht es - Hilfe ohne Ansehen der Herkunft. Wie kann man sich mit der christlichen Lehre beschäftigen ohne diese Beispiele wahrzunehmen? Wie machen die christlichen Fundamentalisten in den USA das? Reißen die einfach Seiten aus ihrer Bibel?

Und noch ein Gedanke - was ist mit denen, die nicht das Glück haben auf Menschen ohne Grenzen im Kopf zu treffen? Die irgendwo abseits in einer Unterkunft leben müssen - ohne Kontakte zu Deutschen, ohne Input aus der Gesellschaft, die sozusagen sich selbst überlassen sind. Die mit dem Rechtsbehelf gar nichts anfangen können und auch nicht wissen, wie sie sich helfen könnten? Daher großen Respekt vor den Menschen, die in Vereinen wie "Pro Asyl" oder "Flüchtlingsrat" diese Hilfe mit großem Engagement zu institutionalisieren versuchen. Jede Hilfe ist hier willkommen, zum Beispiel, wenn man auch mal auf Geburtstagsgeschenke verzichtet und stattdessen mit freiwilligen Spenden diese Gruppen unterstützt.

Und jetzt kommt das allerletzte Wort für diesen Beitrag: Die von uns betreute Familie ist sicher besonders sympathisch. Arm in Arm sitzen Vater und Mutter oft auf dem Sofa und wiederholen die deutschen Wörter. Die Kinder sind untereinander und besonders zu der verängstigten Mutter sehr liebevoll. Sie nehmen die Hilfe von Außen mit großem Engagement und Verantwortungsbewusstsein an. So werden aus "armen Flüchtlingen" lieb gewonnene Gefährten des eigenen Lebens. Und das ist dann etwas, was man (sicher nicht im Sinne von Donald Trump) Bereicherung nennen darf.


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RE: Blick auf eine afghanische Flüchtlingsfamilie 3

#2 von turmfalke , 04.07.2017 12:54

Lieber Joringel!

Herzlichen Dank für diesen authentischen Bericht! Die verdienst zusammen mit eurer Gruppe allen Respekt und Anerkennung! Gut, das Ihr diesen Dienst leistet.

Und gut, dass Du damit nicht alleine bist. Es braucht immer wieder die Kenntnisse und die Ideen von Anderen, die noch einen Weg wissen, wenn man selber nicht mehr weiter weiß.

Vermutlich hast Du recht mit Deiner Analyse, dass das Bundesamt unter Druck steht, die von der Politik ausgeht. Leider ist die CDU erpressbar. Sie muss sich wider besseres Wissen nach der sogenannten bayerischen Schwesterpartei richten, mit der sie regiert, um die Stimmen zusammen zu bekommen, die sie bei der Bundestagswahl erreichen möchte.
(Allein die Existenz der CSU ist ja eine Frechheit. Warum gibt es keine CDU in Bayern und eine CSU in der ganzen Bundesrepublik? Das versucht niemand, weil das Ergebnis klar wäre: In Bayern würde die CSU ihre absolute Mehrheit verlieren und in der ganzen weiten Republik würde eine "gesammtdeutsche" CSU sehr bald als rechtsaußen entlarvt und vom Wähler abgestraft werden)

Du machst Dir auch Sorgen um die vielen anderen Menschen, denen Du nicht helfen kannst und die auch von anderen Menschen keine oder zu wenig Hilfe bekommen. Richtig! Aber du kannst nicht die ganze Welt auf deinen Schultern tragen. Wir müssen das große Ganze im Blick behalten und uns dann doch nur auf die einzelnen, begrenzten Aufgaben konzentrieren, die wir schultern können. Sonst brechen wir zusammen.

So verstehe ich auch die Botschaft unserer evangelische Theologie: Wir dürfen uns annehmen als Menschen, die von Gott geliebt sind, auch wenn wir nicht die Kräfte haben, alles zu tun, was wir uns wünschen. Den Himmel auf Erden erzwingen können wir zumindest nicht.

Nochmal: Danke für alles, was Du leistest!

Und wir wünschen Deinen Schutzbefohlenen alles Gute und den Lebensmut, den sie brauchen in ihrer schwierigen Lage.

Dein Turmfalke


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RE: Blick auf eine afghanische Flüchtlingsfamilie 3

#3 von Joringel , 04.07.2017 13:39

Lieber Turmfalke,

Danke für Deine Erwiderung und Deine guten Wünsche. Und in Vielem hast Du Recht. Das neue Mitglied unserer kleinen Dreier-Gruppe sagt von sich selbst, dass es Haare auf den Zähnen hat "...und jeder, der mich sieht, merkt das auch sofort!". Das war dann auch die Rakete, die den Weg zur Regelschule freigemacht hat, aber im positiven Sinn und auch durch Kenntnisse von Internas, da drei eigene Kinder in besagte Schule gehen. Unsere Kirche ist über Pro Asyl auch an der Unterstützung von Flüchtlingen beteiligt.
Weißt Du mehr über die Quäker? Sie haben die Care-Pakete ins Nachkriegsdeutschland geschickt als die Deutschen noch als Verbrecher angesehen wurden, die keine Hilfe verdient hatten. Soviel ich weiß, machen sie gar keinen großen Lärm, versammeln sich un die Bibel und handeln dann danach.

Herzliche Grüße von Joringel


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RE: Blick auf eine afghanische Flüchtlingsfamilie 3

#4 von Robin , 09.07.2017 21:26

Liebe Joringel!
Auch von mir herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Bericht! Die Bundesregierung hat ja inzwischen einen Abschiebestopp für afghanische Flüchtlinge beschlossen, allerdings nur für ein paar Wochen. Aber sollten nicht dann wieder vermehrt Einzelprüfungen durchgeführt werden? Und votieren nicht die einzelnen Bundesländer hier auch verschieden? Einen Widerspruch in Deiner Darstellung verstehe ich nicht. Auf der einen Seite Ablehnung des Asylgesuches auch von Vater und krankem Sohn. Auf der anderen Seite aber ein nationaler Abschiebestopp wegen gesundheitlicher Beeinträchtigung? Ich verstehe ja, dass "Asyl" etwas anderes ist als "Duldung". Bei Asylgewährung muss politische Verfolgung nachgewiesen werden. Daher viele Ablehnungen. Doch bei "Duldung" geht es eher um Kriegsnot und anderes. Dies jedenfalls müsste erreichbar sein. Hier gibt es doch die Genfer Flüchtlingskonvention, neben vielen anderen Staaten auch von der BRD unterschrieben.
Also: Ich hoffe, dass Ihr es schafft, zusammen mit juristischer Hilfe dieser Familie ein auf längere Sicht garantiertes Bleiberecht in Deutschland zu erstreiten.
Berichte bitte weiter!
Robin


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RE: Blick auf eine afghanische Flüchtlingsfamilie 3

#5 von Joringel , 10.07.2017 11:38

Lieber Robin,

tatsächlich verhält es sich so, dass zunächst Vater und Sohn kamen und zweieinhalb Jahre später die Mutter mit den drei Geschwisterkindern. So nach und nach erfahre auch ich immer mehr Einzelheiten, die menschlich bewegend sind, aber in dem Verfahren keine Rolle spielen. Der älteste Sohn der Familie, die im Iran im Exil lebte, leidet an einer seltenen Erbkrankheit. Der Arzt im Iran riet dem Vater, ihn nach Deutschland zu bringen, da die deutschen Ärzte ihm angeblich helfen könnten. Die gesundheitlich schwer angeschlagene Mutter blieb mit den anderen drei Kindern in einem Slum in Teheran zurück. Geplant war, dass der Vater den damals 13-jährigen Sohn nach Griechenland begleiten und ihn auf den Weg nach Deutschland bringen wollte. Wenn er den Sohn in Sicherheit und auf dem Weg zu medizinischer Behandlung wüsste, wollte er umkehren. Das waren so vage Vorstellungen. Die beiden liefen zu Fuß durch die Türkei, der junge Mann mit Hilfe eines Rollators, der aber kaputt ging. Von da an hat ihn der Vater getragen und selbst über Flüsse gerudert. Das hat wohl mehrere Monate gedauert. Dem Sohn ging es immer schlechter, sodass der Vater ihn nicht allein nach Deutschland geben wollte. Unterwegs sahen die Beiden viele schlimme Sachen und beschworen die Mutter, nicht zu folgen. Doch irgendwann hielten die Mutter und die Geschwister die Trennung nicht mehr aus. Die Schwestern waren langsam im Teenager-Alter und als Flüchtlinge im Iran ohne männliche Unterstützung von potentieller Gewalt bedroht.

Die Gerichte entscheiden nach EU-Recht. Es ist nicht nur unser Innenminister, der die Maschen so eng zieht. Die Flüchtlingseigenschaft wurden Vater und Sohn nicht zugesprochen. Nach mehr als zehn Jahren gelten auch die Racheschwüre nicht mehr, von denen die Familie in den Iran geflohen ist, obwohl die Taliban ein sehr dichtes und gut funktionierendes Informationsnetz haben. Auf Grund der schweren Erkrankung des Sohnes besteht nun ein nationales Abschiebeverbot. Das bedeutet, dass das Asylrecht hier nicht greift, aber Vater und Sohn ohne weitere Klagen in der BRD bleiben dürfen. Damit sind sie eigentlich in Sicherheit, aber sie haben einen geringeren juristischen Status, erhalten weniger Unterstützung etc. Außerdem könnte eine politische Wende zum Unguten diese Menschen gefährden. Wir möchten gern subsidären Schutz erlangen, das ist dann auch besser bei der Wohnungssuche etc.

Der Anwalt hatte zunächst vorgeschlagen zu versuchen, dieses Abschiebeverbot auch für die Mutter und die Kinder in einer Art Vergleich mit dem Gericht zu erlangen. Aber das Unterstützerteam hat hier ähnliche Gedanken wie bei Vater und Sohn. Und juristisch betrachtet gibt es auch "Nachfluchtgründe", die das Team insbesondere bei den halbwüchsigen Mädchen gegeben sieht.

Im letzten Publik-Forum wird über eine Unterstützerin berichtet, die wie wir, die Entscheidungen des BAMF nicht nachvollziehen kann. Einerseits werden die Bürger zur Hilfe bei der Integration aufgerufen, andererseits wird ihr langjähriges Engagement zunichte gemacht.


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RE: Blick auf eine afghanische Flüchtlingsfamilie 3

#6 von Robin , 12.07.2017 23:02

Lieber Joringel!
Ist denn der Sohn jedenfalls hier in medizinische Behandlung gekommen? Dafür waren sie ja aufgebrochen. Aber es könnte natürlich auch sein, dass angesichts der erwähnten Erbkrankheit auch deutsche Ärzte nicht helfen können. Und: Was ist "subsidiärer Schutz"? Jedenfalls hoffe ich, dass Eure Juristen ein Schlupfloch finden, um eine Bleibemöglichkeit zu erstreiten. Deutschland braucht doch die jungen Leute!
Herzlicher Gruß!
Robin


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RE: Blick auf eine afghanische Flüchtlingsfamilie 3

#7 von Joringel , 29.09.2017 17:54

Lieber Robin,

leider ist mir diese Frage entfallen, deshalb komme ich erst jetzt darauf zurück. Ja, der junge Mann wurde sofort operiert und er bekommt heute eine permanente medizinische Betreuung und Überwachung. Doch es ist für die ganze Familie sehr, sehr schwer anzunehmen, dass die Krankheit bisher noch nicht heilbar ist und weiter fortschreitet. Doch es scheint für mich als Laien so zu sein, dass man sie aufhalten kann. Dazu gehört z.B. auch Krankengymnastik und permanente Muskelarbeit zu Hause. Der junge Mann zieht das mit bewundernswerter Tapferkeit durch. Außerdem macht er Zukunftspläne, 2018 wird er die mittlere Reife machen und dann möchte er auch auf ein Gymnasium. Während er früher von einem Behinderten-Transporter abgeholt wurde, fährt er selbständig in die neue Schule. "Ich muss es doch lernen, " sagt er, "wenn ich doch einmal auf eine Universität komme, dann muss ich mir doch auch selbst helfen können." Er hat hier medizinische Unterstützung wie andere Behinderte auch. Und ich bin stolz auf mein Land, dass in diesen Härtefällen kein Unterschied gemacht wird.

Es grüßt - leicht beschämt wegen der Verzögerung - Joringel


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RE: Blick auf eine afghanische Flüchtlingsfamilie 3

#8 von turmfalke , 30.09.2017 11:22

Lieber Joringel!

Danke für deinen Bericht über die medizinische Behandlung des Jungen, der auch mich interssiert hat. Beeindruckend! Ja, da kann man stolz darauf sein, dass Deutschland hier in einer extremen Situation Schutz und Lebensmöglichkeiten bietet.

Das ist, gerade angesichts des Wahlergebnisses, gar nicht selbstverständlich. Es braucht eine starke Zivilgesellschaft, die immer wieder deutlich macht, dass wir auch weiterhin in einem großzügigen, offenen und freien Land leben wollen. Reich genug dafür sind wir allemal.

einen Gruß vom Turmfalken


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RE: Blick auf eine afghanische Flüchtlingsfamilie 3

#9 von Robin , 30.09.2017 12:43

Lieber Joringel!
Wie geht es nun mit den anderen Familienangehörigen weiter? Der vorübergehende Abschiebestopp für Flüchtlinge aus Afghanistan ist doch leider wieder aufgehoben worden. Haben Mutter und Schwestern doch noch eine Chance hier zu bleiben. Kann die Familie beieinander bleiben?
Danke für den Bericht! Hoffentlich hast Du Recht, dass die Krankheit des Jungen, wenn auch nicht geheilt, so doch gestoppt werden könnte.
Robin


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RE: Blick auf eine afghanische Flüchtlingsfamilie 3

#10 von Joringel , 01.10.2017 17:34

Liebe Mitleserinnen und Mitleser,

erst einmal Danke für eure moralische Unterstützung.
Wie schon an anderer Stelle von mir beschrieben, hat sich das Unterstützer Duett inzwischen in ein Trio verwandelt. Person Nr,3 war selbst Beamtin, kennt sich auch mit rechtlichen Schritten aus und konnte schon sehr hilfreiche Impulse geben. Mit anderen Worten - was wir alles schon erreicht haben, hätten wir ohne diesen Menschen nicht geschafft. Außerdem wäre die Last der Verantwortung viel größer gewesen.
Zu Dritt erlebten wir auch erfreulicherweise dieses "Klopfet an, und es wird Euch aufgetan" denn bei unseren Aktivitäten stießen wir immer wieder auf einzelne Menschen, die unser Anliegen verstanden und uns halfen und helfen. Ein Beispiel: Die älteste Tochter der Familie ist mit Unterstützung des Schulamtes und gegen den Willen ihrer Lehrerin im Integrationskurs jetzt in der 11. Klasse des Gymnasiums. Was sie mitbringt sind 6 Jahre Grundschule in Teheran, dürftige Englischkenntnisse, sich stetig verbessernde Deutschkenntnisse, mathematisch begabt, aber ohne Anschluss an den Leistungsstand einer 11. Klasse.
Ein begabter Schüler gibt ihr freiwillig einführenden Unterricht in den Sommerferien. Der Klassenlehrer setzt sich mit den "Paten und Patinnen" zusammen, beschließt eine Lehrerkonferenz einzuberufen, um mit den Kollegen abzusprechen, wie man die Eingliederung in die 11. Klasse am besten fördern kann. In der letzten Mathearbeit hat Z. schon eine 2+ geschrieben. Deutsch und Englisch werden noch nicht bewertet. Aber auch eine namhafte Sprachschule reduziert ihren Preis auf 1/10, um die Unterstützer zu unterstützen, die Abendkurse (zusätzlich zur Schule!!!) finanzieren.
Aber das Beste hat sich Joringel bis zum Schluss aufgehoben: Die Wohnbaugesellschaft hat Wort gehalten und vor wenigen Wochen eine behindertengerechte Wohnung angeboten. Passender könnte die Wohnung für die Bedürfnisse dieser Familie nicht sein, und wenn Joringel schreibt, das sei wie 6 richtige im Lotto, dann meint er es auch so. Der Vertrag ist bereits unterschrieben und am 16.12. ist Umzugstag, dann können die Kinder endlich in einer normalen Umgebung lernen, ein Flüchtlingsheim ist in dieser Hinsicht zu laut und zu unruhig.
Das alles ist auch mit viel Arbeit verbunden. Damit der Mietvertrag unterschrieben werden konnte, musste die "Duldung" weg aus dem Ausweisdokument. Das gelang dann mittels eines Eilantrages. Das Gericht bestätigte, dass das BamF rechtswidrig gehandelte hatte und der alte Rechtszustand von vor der Entscheidung wieder hergestellt werden musste. Außerdem prüfte das Gericht, ob die Klage berechtigt sei und erkannte sie als berechtigt und aussichtsreich an. Das bedeutet, dass ein Urteil im Sinne der Familie wahrscheinlich ist und die Unterstützer die Anwaltskosten für die Mutter und ihre drei später eingereisten Kinder zurückerhalten werden.
Der Widerspruch zur Entscheidung des BamF beläuft sich auf 28 Seiten. Er bezieht sich im Wesentlichen auf den Aspekt der Gruppenverfolgung, der Integration der Töchter in ein westliches Wertesystem mit religiöser Toleranz und auf die Krankheit der Mutter. Das Ziel ist Anerkennung als Asylsuchender (ziemlich unwahrscheinlich) oder hilfsweise "subsidiärer Schutz". Das ist vom Rechtsschutz her besser als das nationale Abschiebeverbot. Von der zweiten Klage für Vater und Sohn haben wir noch keine Rückmeldung des Gerichts. Die Wartezeiten sind zur Zeit sehr lang.
Es grüßt Euch Joringel


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zuletzt bearbeitet 01.10.2017 | Top

Meine Vorstellung in diesem Forum

#11 von harryjack , 10.04.2018 08:27

Hallo liebe Community,

ich bin der Tom aus Düsseldorf, bin mit Foren noch nicht so vertraut, bitte entschuldigt, falls ich mich hier falsch vorstelle. Bin gerade über Google auf dieses Forum gestoßen. Ich interessiere mich sehr für eure Themen und werden erst einmal in Zukunft im Stillen etwas lesen. Um euch besser kennenzulernen, möchte ich gerne mehr über euch erfahren. Was macht ihr so? Geht ihr in den Urlaub. Ich werde vermutlich dieses Jahr nach Teneriffa in den Urlaub fahren. Habe mal etwas recherchiert und würde gerne eure Meinung dazu wissen.

Was haltet ihr von diesen Suchergebnissen. Hört sich doch sehr vielversprechend an.

Liebe Grüße aus Düsseldorf
Tom

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Baden gehen

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Schwarzer Strand Teneriffa

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[url='http://www.google.de/search?q=teneriffa+wetter']Wetter in Teneriffa[/url]

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harryjack  
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RE: Meine Vorstellung in diesem Forum

#12 von turmfalke , 10.04.2018 12:58

Lieber Harryjack!

Deine freundlichen Worte freuen uns !

Aber ich verstehe nicht ganz, was deine Urlaubspläne mit den Themenbereichen unseres Forums zu tun haben.

Dieses Forum bietet betroffenen Mobbingopfern innerhalb der Kirche die Möglichkeit, eigene bittere Erfahrungen zu berichten und damit hier zur Diskussion zu stellen. Das hilft manchmal die eigene Situation zu verstehen und darin vielleicht stabil zu bleiben. Manchmal ist es schon ein Trost zu merken, dass man nicht alleine ist, sondern das es Andere gibt, die in der evangelischen Kirche ähnliche Geschichten erlebt haben.

Wenn Du in diesem Sinne deine eigene Geschichte erzählen möchtest, dann werden wir dir aufmerksam folgen und so sachdienlich wie möglich antworten.

Aber Riesetipps zu Tenneriffa gehören eigentlich nicht hier in dieses Forum.

Der thread über die Flüchtlinge aus Afghanistan ist in unserem Forum eher dei Ausnahme. Es ist uns aber wichtig auch hier über den Tellerrand hinauszukucken. Die beschriebene Familie aus Afghanistan hat ja auf vergleichbare Gewalt erfahren und dann schließlich nach langen schlechten Zeiten auch wunderbare Hilfe erlebt. Das ermutigt auch uns.

Schöne Grüße!

Turmfalke


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Schweigepflicht
Tickt Joringel nicht mehr richtig?

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