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  • Thema von Panama* im Forum Diskutieren & Plaudern

    Im aktuellen Evangelischen Gemeindeblatt in Württemberg 36/2021 wird auf ein Symposium in einem Kirchenbezirk zum Thema „Mediation statt Eskalation - Konflikte friedlich schlichten“ hingewiesen. Veranstalter sind die Deutsche Stiftung Mediation und das Ev. Bildungswerk.
    „Konflikte schlichten – dies leisten Mediatoren, als Vermittler. Mediation als Methode dient dazu, unterschiedliche Haltungen sichtbar zu machen und Streitende auf friedliche Weise miteinander in Kontakt zu bringen“, so in der Einleitung. Und weiter: „Mediation geht von der Erkenntnis aus, dass Menschen fähig sind, andere Perspektiven zu verstehen, Konflikte zu bearbeiten und als Entwicklung wahrzunehmen“. Über Friedensmediation wird bei diesem Symposium der Konfliktforscher Friedrich Glasl sprechen, der „auf 52 Jahre Erfahrung zurückblicken kann“.

    Mir ist ein Fall gerade aus dieser Landeskirche bekannt, in dem eine Mediation zwischen den „Streitenden“ von der Kirchenleitung unter Hinzuziehung der Akademie Bad Boll eingefädelt wurde - allerdings erst NACHDEM dienstrechtliche Maßnahmen verfügt worden waren. Das Gesprächskonzept lag allen Beteiligten vor und wurde von ihnen angenommen. Und siehe da: Die Kirchenleitung sagte die Mediation am Vorabend des lang vorher geplanten Termins mit Scheinargumenten per Fax ab.

    Hier sieht man: Es war eine pure Vernebelung, eine Täuschung aller, um den Eindruck nach außen zu vermitteln, die Kirchenleitung bemühe sich um eine „friedliche Konfliktlösung“. Das Gegenteil war der Fall. Es stellte sich später heraus, dass die Kirchenleitung „hintenrum“ viel mehr an einer Eskalation interessiert war. Aus dem Grund wurde von Anfang an die ganze Zeit „komplett aneinander vorbeigeredet“, um hier den Landesbischof dieser Landeskirche zu zitieren. Es wurde zwischen den „Streitenden“ keine „Gesprächsbrücke“ gebaut bzw. ihnen kein „Gesprächsraum“ angeboten. Es fand kein einziges Gespräch statt, um die im Raum stehenden, zum Teil sehr konkreten und daher überprüfbaren Vorwürfe zu klären. Was stattdessen stattfand, war Gewaltanwendung, Willkür und Machtmissbrauch.

    Mir ist allerdings ein anderer Fall (knappe vier Jahre später) aus dieser Landeskirche bekannt, bei dem eine Mediation an einem ganzen Wochenende ebenfalls unter Mitwirkung von Bad Boll (sogar von derselben Person) stattfand, aber hier noch VOR den dienstrechtlichen Maßnahmen. Zwar führte die Mediation nicht weiter, aber es wurde zumindest der Versuch gemacht.

    Ein Jahr davor hatte der damalige Chefredakteur des Ev. Gemeindeblattes in Württemberg einen Artikel zum Thema „Indiz Wartestand“ geschrieben, in dem er monierte: „Wenn der Oberkirchenrat in solchen Konfliktfällen nicht zeitig die gravierenden Punkte benennt, trägt er zur Emotionalisierung statt zur Versachlichung bei und nicht nur sich selbst, sondern die Landeskirche in ein schiefes Licht“. Recht hatte dieser bekannte Kirchenjournalist. Genau diese Kritik wurde auch um dieselbe Zeit von der Pfarrervertretung damals erhoben.

    Jetzt meine Frage: Hat der David-Verein in seiner 20jährigen Erfahrung (und etwas mehr) mit Konflikten von solchen gehört, die speziell nach der Methode von Friedrich Glasl (s. auch Wikipedia) „friedlich geschlichtet“ wurden?

  • Danke, lieber Turmfalke!

  • Lieber Turmfalke,
    danke für deine Antwort.
    Ich weiß nicht wie die "Gesellschaftsdiakonie", zu der Bischof July jetzt aufruft, konkret umgesetzt werden soll. In den zwei Artikeln, auf ich mich bezogen habe, finde ich keine Angaben, wo und wie diese "Gesprächsräume" angeboten bzw. "Gesprächsbrücken" gebaut werden sollen. Wir werden sicherlich demnächst mehr erwahren.
    Ansonsten bleibe ich aus gutem Grund bei meinem Beitrag!
    Gruß
    Panama

  • Deine Antwort gefällt mir nicht besonders und geht am Thema vorbei.
    Gruß

  • Thema von Panama* im Forum Diskutieren & Plaudern

    In den heutigen Stuttgarter Nachrichten ist ein Artikel von Nikolai B. Fortsbauer zu lesen: „Kirche soll wieder verbinden – Gegen alle Spaltungen“, in dem der in einem Jahr ausscheidende Bischof der Evangelischen Kirche in Württemberg zu einer „Gesellschaftsdiakonie“ aufruft. Damit gemeint ist „zum Beispiel, Gesprächsräume für kontroverse Positionen zu eröffnen. Für Menschen, die komplett aneinander vorbeireden. Die gibt es zuhauf“. Hier, so der Bischof weiter, könne die Kirche einen Dienst – „und eben dies meint ja Diakonie“ – an der Gesellschaft leisten, wenn sie solche Gespräche anbiete und versuche, „Gesprächsbrücken zu bauen.“
    Der Leitartikel des Verfassers trägt den Titel: „Die Kirche wagt sich ins Offene – endlich – Mit „Gesellschaftsdiakonie“ will Landesbischof July alte und neue Gräben überwinden.
    Es ist uns natürlich allen klar, welchen Gruppen der heutigen Zeit die Kirche „Gesprächsräume“ anbieten will. Man kann den Bischof dabei nur unterstützen wollen - und natürlich seine Nachfolgerin oder seinen Nachfolger im Amt.
    Aber die Evangelische Kirche in Württemberg hat in der Vergangenheit in ihren eigenen Reihen eine ganze andere Methode angewandt. Nicht offen und fair, sondern „hinterrum“ und hinterlistig wurde in den warmen Amtsstuben der Kirchenoberen gearbeitet. Genau dadurch haben Menschen „komplett aneinander vorbeigeredet“. Vorbeireden müssen. Genau dadurch musste Misstrauen und in der Folge davon Unzufriedenheit und Verwirrung entstehen.
    Gesprächsräume für kontroverse Positionen wurden den „Streitenden“ nicht angeboten; Gesprächsbrücke wurden nicht gebaut. Im Gegenteil. Die Kirche selbst ließ die Sache eskalieren und „verwaltete“ sie anschließend ruckzuck unter massivster Gewaltanwendung.
    Das Wort „Gesellschaftsdiakonie“ hört sich gut an. Wenn damit tatsächlich alte und neue Gräben überwinden werden sollen, dann fangen wir doch JETZT mit den alten Gräben im eigenen Haus an, um selbst glaubwürdig zu sein. Ein Gesprächsraum lässt sich bestimmt schnell finden.

  • Thema von Panama* im Forum Berichterstattung über...

    Ich zitiere:

    Die Missachtung und die willkürliche Manipulation des Kirchenrechts bilden die wesentlichen Elemente solcher Tragödien. Würden sich die zuständigen Landeskirchen gewissenhaft an ihrem eigenen Codex und seinem geistlichen Hintergrund orientieren, wäre der Verlauf vieler Verfahren ganz anders. Ein erster Schritt ist immer, genau hinzusehen, was hier passiert.

    Dipl. Pädagogin Ingrid Ullmann - Erste Vorsitzende des Vereins D.A.V.I.D. - Ev. Aspekte 3/2004
    "Wenn's offen nicht klappt, geht man eben hintenrum - Erfahrungen mit Mobbing in der Kirche"

  • Ein kleines Buch...Datum12.06.2021 09:15
    Foren-Beitrag von Panama* im Thema Ein kleines Buch...

    Kleine Ergänzung:
    Ich bin zufällig neulich auf folgende Handreichung zugestoßen:

    Für einen fairen und respektvollen Umgang miteinander - Handreichung zum Umgang mit sozialen Konflikten, Mobbing, Grenzverletzungen und sexualisierter Gwalt am Arbeitsplatz
    Herausgegeben von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg -
    "Mit einem freundlichen Dank an die EKHN, an deren Handreichung "Für ein faires und respeltvolles Verhalten in der EKHN wiruns orientiert haben" Landeskirche sich orientiert hat.
    Januar 2020

  • Ein kleines Buch...Datum28.05.2021 20:23
    Thema von Panama* im Forum Berichterstattung über...

    Ich habe neulich das frisch gedruckte Büchlein (80 Seiten) von Sigrid Mannes gelesen: Schikane und Gemeinheiten in der Kirche; eine wahre Geschichte über Mobbing am Arbeitsplatz und möchte (unaufgefordert) darüber berichten.
    Das Buch erzählt die Geschichte einer Mesnerin (im Buch Miriam genannt) aus frommem Hause in einer kleinen katholischen Gemeinde in Bayern und zeigt auf, wie aus Vorgesetzten, Kollegen und Kolleginnen und Gemeindeglieder Feinde werden. Nach achtzehn Jahren treuen Diensten und zwei mühsamen Verhandlungen vor dem Arbeitsgericht endet Miriams Schicksal als engagierte kirchliche Angestellte mit einer Abfindung. Alles hätte sich aber genauso gut in einer evangelischen Gemeinde abspielen können.
    Bei der Darstellung ihrer eigenen Erlebnisse, die im zweiten Teil des Buches sachlich und nüchtern geschildert werden, hat sich die Verfasserin an den bekannten Mobbingphasen und Thesen von Prof. Heinz Leymann (Psychoterror am Arbeitsplatz, 1993) gehalten, die im ersten Teil in knappen und überschaubaren Kapiteln dargestellt werden. Dabei betont sie, dass es nicht immer möglich ist, die Mobbingphasen eines Einzelfalles punktgenau dem Modell zuzuordnen.
    Weitere Unterteile: Die Folgen von Mobbing für betroffene Personen, Täter und Betrieb; Ursachen, Betroffene, Täter: Was steht hinter den Mobbingübergriffen? Konkrete Mobbinghandlungen; fünf Arten von Mobbingattacken; wie sich gegen Mobbing gewehrt werden kann; Mobbing vorbeugen.
    ....
    Natürlich gibt es seit Leymann zum Thema Mobbing wissenschaftliche Bücher von Juristen / Arbeitsrechtlern, Psychologen, Coaches etc... en masse auf dem Markt und die „alten Hasen“ des David-Vereins, dessen tägliches Brot es ist, ähnliche oder noch komplexere Kirchenfälle seit zwei Jahrzehnten und mehr zu betreuen, werden nichts Neues dazu lernen. Das knappe Buch ist vielmehr für „Hinz und Kunz“ gedacht und soll ihm helfen, die fiesen Attacken und Handlungen gegen ihn einzuordnen und einem Namen zu geben: Mobbing / Bossing.
    Der Fall dieser Mesnerin ist auch ein weiteres Beispiel dafür, dass Mobbing selbst vor christlichen Institutionen keinesfalls Halt macht und dass geistliche Leiter zu Täter werden können.
    Er zeigt aber auch, dass die Kirchen es nicht hören wollen...Miriam erwähnt auf S. 77 den Brief des Rechtsanwalts der Kirche, den sie eines Tages nach der letzten Gerichtsverhandlung im Briefkasten fand. Sie wurde aufgefordert, in Zukunft „solch falsche Behauptungen“ zu unterlassen. Es „sei keinesfalls akzeptabel, wenn Sie behaupten, Sie seien gemobbt worden“. Dann verweist der Anwalt ausgiebig auf die Definition des Mobbings...
    Zumindest an dieser Stelle muss der Leser / die Leserin leicht schmunzeln...

    Ein Wort noch zur Illustration auf dem Deckel: Ein knallrotes Kreuz in Form eines Schwertes...

  • Vielen Dank, lieber Turmfalke, für deine schnelle Antwort bzw. Bericht. Vielleicht sollte er auch in der Rubrik Vorstandsarbeit gepostet werden, damit er nicht hier unter einem fremden "Betreff" ganz untergeht. Dass man nach 20 Jahren David-Verein immer noch so sehr am Thema kauen muss, ist sehr bedrückend. Und wie du andeutest, ist es vermutlich nur die Spitze de Eisbergs.
    Dass man über Google die Homepage des Vereins erreichen kann, ist mir bekannt. Ich hatte mehrmals die Gelegenheit andere Leute darauf hinzuweisen. Aber die Öffentlichkeit bleibt in der Tat ein wichtiges Thema...

    Mir war übrigens auch bekannt, dass die Vorstandssitzungen nicht öffentlich sind und die Berater ihre seelsorgerliche Verschwiegenheitspflicht wahren wollen. Meine Anfrage hatte lediglich einen allgemeinen Charakter. Deine Antwort macht aber deutlich, dass die "Neuen" sich lieber direkt an die Berater wenden wollen und dass das Forum als Ort, wo Hilfesuchende ihr "Problem nur allgemein und anonym bekannt machen, zur Diskussion stellen und mit unseren Mitgliedern beraten" könnten, wie auf der Homepage zu lesen ist, nicht (mehr) so gern angenommen wird. Mobbing-Situationen sind oft komplex und lassen sich nicht unbedingt "allgemein" darstellen. Schöne Grüße an den Vorstand!
    Panama

  • März 2021Datum04.05.2021 12:11
    Foren-Beitrag von Panama* im Thema März 2021

    Hallo Achim,

    sorry, ich stelle fest, dass ich in meinem letzten Beitrag einigen Leuten Unrecht getan habe. Deinen langen Bericht vom 6. März 2021 (+ Ergänzung am 9.) habe ich natürlich gelesen...Dann kommt aber die nächste Frage: Seid ihr mit den darin erwähnten Themen in der April-Sitzung weitergekommen? Vielleicht schreibt jemand dazu ein Wörtchen..
    Liebe Grüße
    Panama

  • Es wäre doch schön, wenn die Mitglieder online, die unten täglich aufgelistet sind, sich mal ab zu zu mit einem kurzen Beitrag melden würden.
    Man hat schon den Eindruck, dass man es im Forum in letzter Zeit fast nur mit Geistern zu tun hat...

    Es wäre auch schön, wenn ein Mitglied des Vorstands über die Ergebnisse der Vorstandssitzungen, die ja im Forum angekündigt werden, eine kurze Zusammenfassung für die sonstigen Leute machen würde. Die letzte Sitzung fand ja am 17. April (Skype). Ich weiß, dass es alles Zeit und Energie kostet und dass nicht alles an die Öffentlichkeit gehen sollte, aber trotzdem... Meine Frage wäre z.B.: Gab es innerhalb dieser Corona-Zeit mehr oder im Gegenteil weniger Mobbing-Fälle? Anders gefragt: Wie oft wurde der Vorstand für Beratungen / Hilfe in Anspruch genommen? Waren diese Personen PfarrerInnen oder vielleicht mehr Pfegekräfte etc...? Wurde auch das Thema "Forum" besprochen?
    Früher gab es regelmäßig nach einer Vorstandssitzung eine Zusammenfassung fürs Forum. Wenn ich es richtig sehe, kam der letzte Bericht in dieser Richtung von Sternentaler am 18.03.2019. Oder habe ich etwas übersehen bzw. einen späteren Bericht nicht mehr in Erinnerung? Das könnte natürlich auch sein...

    Liebe Grüße an die Vorstandsmitglieder und an die sonstigen Leserinnen und Leser im Forum...
    Panama

  • Wagemut und StandhaftigkeitDatum21.04.2021 10:53
    Thema von Panama* im Forum Berichterstattung über...

    Ist das Forum wieder eingeschlafen?
    Ich bin etwas überrascht, dass das historische Wormser-Ereignis vor 500 Jahren hier im Forum keine Erwähnung fand. Ich habe mir die Multimedia-Inszenierung Der Luther-Moment vor der Fassade der Dreifaltigkeitskirche am TV angeschaut. Niemand will Luther heroisieren, aber alle ob Veranstalter, weltliche und kirchliche Vertreter, die anlässlich der diversen Veranstaltungen und Gottesdienste zu Wort kamen, haben folgende Begriffe in den Mund genommen, die auch in der Gegenwart gefragt sind: Wagemut, Standhaftigkeit, Öffentlichkeit, Courage, Gewissen, Freiheit, Gewissensfreiheit, Argumente, Wahrheit, Vernunft...
    Sind es nicht Werte, die dem DAVID-Verein gegen Mobbing in der ev. Kirche auch wichtig sind? Haben nicht die meisten von den von Mobbing-Handlungen Betroffenen und mitbetroffenen Familien irgendwann mal einen folgenreichen „Luther-Moment“ erfahren?

  • Ich will nur Sunnys letzten Bericht wieder ganz nach oben schieben...

  • Lieber Achim,
    vielen Dank für den Hinweis auf die 45 Mobbinghandlungen aus dem Katalog des Schreckens nach Prof. Leymann . Ich kann dich mit dem „Katalog der 100 Mobbinghandlungen nach Esser/Wolmerath“ toppen, die auf S. 9ff im Handbuch –Mobbing-Rechtsschutz von Dr. Peter Wickler (Hrsg.) aus dem Jahr 2004 nachzulesen sind. Im Prinzip ist es eine detaillierte Erweiterung der ersten: anstatt nur fünf werden dort zehn Kategorien aufgelistet (es sind sogar 114 Handlungen!):
    1. Angriffe gegen die Arbeitsleistung und das Leistungsvermögen (29)
    2. Angriffe gegen den Bestand des Beschäftigungsverhältnisses (12)
    3. Destruktive Kritik (7)
    4. Angriffe gegen die soziale Integration am Arbeitsplatz (13)
    5. Angriffe gegen das soziale Ansehen im Beruf (13)
    6. Angriffe gegen das Selbstwertgefühl (11)
    7. Angst, Schreck und Ekel erzeugen (4)
    8. Angriffe gegen die Privatsphäre (11)
    9. Angriffe gegen die Gesundheit und körperliche Unversehrtheit (10)
    10. Versagen der Hilfe (4)

    Einer der vier Verfasser dieses Handbuches ist ja Dr. Hartmut Schwan, (ehemaliger) Präsident der Thüringer Oberverwaltungsgerichts. Ich erwähne ihn, weil mir sein Beitrag: Mobbing und Fürsorgepflicht im Pfarrerdienstverhältnis vorliegt. Dr. Schwan war von 1998 bis 2004 Vorsitzender der Schlichtungsstelle der Ev.-Luth. Kirche in Thüringen. Der Beitrag beruht auf einem Vortrag am 26.5.2004 auf Einladung des Thüringer Pfarrervereins. Der Verein D.A.V.I.D. wird gleich ja auf S. 1 (aber auch S. 3 ) erwähnt. Vielleicht gibt es im Kreis der Vereinsmitglieder bzw. der Leserinnen und Leser des Forums Personen, die dabei waren.
    Ich weiß natürlich nicht, ob der Vortrag fruchtete und ob es anschließend zumindest in dieser Landeskirche weniger Fälle gab. Hat jemand Erfahrungen mit dieser Schlichtungsstelle gemacht? Gibt es sie heute noch? Evtl. könnte jemand etwas dazu sagen. Wir wollen ja "plaudern und diskutieren"...
    Das Phänomen Mobbing wurde in der Kirche zu lange ignoriert – ja sogar geleugnet. Die Pioniere, die diesen undankbaren Boden beackert haben, haben es sehr schwer gehabt...
    Vielleicht war aber die kürzere Version mit den 45 Mobbinghandlungen für das Forum zunächst einmal ausreichend!
    Schöne Woche!
    Panama

  • 2021Datum01.03.2021 15:40
    Foren-Beitrag von Panama* im Thema 2021

    Ich schiebe kommentarlos meinen eigenen Beitrag vom 27. Dezember 2020 wieder nach oben.

  • 2021Datum27.12.2020 09:06
    Thema von Panama* im Forum Diskutieren & Plaudern

    Wie ich sehe, wird 2021 der Verein D.A.V.I.D. gegen Mobbing in der ev. Kirche ein Jubiläum feiern.

    Mir ist in den Tagen vor Weihnachten ein Heftchen aus dem Jahr 1997 wieder in die Hände gefallen:
    Die Botschaft von der Rechtfertigung: Eine Einführung in ihr biblisch-reformatorisches Verständnis,
    erstellt von Hans Schäfer im Auftrag der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands VELKD - Hannover, September 1997

    Ich zitiere aus dem 1. Kapitel: Was es uns angeht (S.10):

    Immer wenn gegen jemand Vorwürfe erhoben werden, er oder sie hat sich nicht “recht“ verhalten, werden die Betroffenen genötigt, sich zu „rechtfertigen“. In diesem Zusammenhang treten dann auch kritische Bilder vor unsere Augen:
    Wir sehen einen Gerichtssaal. Auf der Anklagebank sitzt ein Mensch, dem tatsächliche oder angebliche Verfehlungen vorgeworfen werden. Er muß sich gegen die Beschuldigungen der Anklage rechtfertigen. Dabei steht ihm ein rechtskundiger Verteidiger zur Seite. Die Verhandlung wird mit einem Urteil abgeschlossen, das Schuld oder Unschuld feststellt und gegebenenfalls eine Strafe verhängt.
    Hinter uns liegen Jahrhunderte, in denen die Sache damit abgeschlossen erschien: Das Recht war wiederhergestellt, denn man hatte ein unerschüttertes Vertrauen in Gesetze und Gerichte. Man meinte, es gebe eine unfehlbare Unterscheidung von Gut und Böse. Und je zuversichtlicher man im Verurteilten des Bösen war, um so sicherer konnte man sich zu den Guten rechnen.
    Das ist eine Weile her. Inzwischen haben wir unsere Erfahrungen gemacht: Richter sind beeinflußbar; Ankläger erliegen oft einen unguten Verfolgungseifer – und Verteidiger kennen allerlei listenreiche Bemühungen zugunsten ihrer Mandanten. So mögen wir, wenn ein Urteil ergangen ist, nur sehr eingeschränkt von der Wiederherstellung des Rechtes sprechen. Aber immerhin dient es dem Rechtsfrieden. Wenn da nicht der Zweifel wäre, ob das mit „gut und böse“ so stimmt.
    …………..

    Jetzt legen wir dieses Heft zur Seite und fragen:
    Welche Erfahrungen machen betroffene Pfarrer in der Kirche, z.B. gerade in einem „Gerichtssaal“ (oft ein Zimmer im Gebäude der Kirchenverwaltung), wo es nicht einmal um Schuld geht? Wie gehen Juristen ob in der Exekutive (Kirchenbehörde) oder der Judikative („Rechtsinstanz“) mit den Gesetzen um?
    Genau ein Jahr bevor das Heft veröffentlicht wurde, meinte pikanterweise ein Verwaltungsrichter, der zeitgleich in der Legislative (Rechtsausschuss der Landessynode) und der „Judikative“ (vorliegend damals ein anderer Ausschuss der Synode namens Landeskirchenausschuss in Beschwerdesachen unter dem Vorsitz eines Mitglieds der Kirchenleitung) ehrenamtlich tätig war:

    In der Kirche sei „noch der Wille zu einem fairen Umgang miteinander vorhanden.“ (epd / 1/1996)

    Betroffene in seiner Landeskirche haben es aber ganz anders erlebt: davor, um diese Zeit und auch danach…

    Nicht ganz zufällig fand im Mai 1999 an der Akademie Bad Boll eine ökumenische Fachtagung statt zum Thema „Rechtschutz und Gewaltenteilung in den Kirchen: Neue Anforderungen an kirchliche Gerichtsbarkeit“. Gastredner waren u.a. diverse ev. Kirchenjuristen bzw. an Kirchengerichten der EKD tätige Verwaltungsriichter, aber auch die württ. Pfarrervertretung und der Verband Deutscher Pfarrvereine waren beteiligt. Einige Betroffene, die mit viel Mut diese Diskussion in der breiten Öffentlichkeit ausgetragen hatten, waren auch anwesend.

    Jetzt zitiere ich aus einem Urteil des VGH aus dem Jahr 2007:

    Nach ständiger Rechtsprechung der staatlichen Gerichte gehört zu den wesentlichen Grundsätzen eines rechtsstaatlichen Verfahrens das Recht auf ein faires Verfahren; es ist gekennzeichnet durch das Verlangen nach verfahrensrechtlicher Waffen-und Chancengleichheit… Diese Grundsätze sind erst recht innerhalb der Kirche anzuwenden“ (Verwaltungsgerichtshof der Union evangelischer Kirchen in der evangelischen Kirche in Deutschland – VGH 08/06, S. 8).

    Stimmt nicht die Betonung: „…erst recht innerhalb der Kirche…“ nachdenklich? Wurden dienstrechtliche Maßnahmen durch Kollegialbeschlüsse der Kirchenleitung verfügt, so machte mancher Pfarrer die Erfahrung, dass gerade in der Kirche die beteiligten Juristen, „allerlei listenreiche Bemühungen“ zu ihren eigenen Gunsten angewandten hatten, und dass die einzige Rechtsinstanz der Landeskirche, die er anrufen konnte, um sein Beschwerderecht in Anspruch zu nehmen, lediglich der verlängerte Arm der Kirchenleitung war. Er machte die Erfahrung, dass sein im Gesetz verankertes Recht auf ein faires Verfahren (s.o.) mit den Füssen getreten wurde… Manch ein Betroffener hat seinen eigenen Fall erst Jahre später umfassend verstehen können und er erlebt seine Landeskirche als eine geschlossene Gesellschaft, in der Gemeinschaft wichtiger ist als Wahrheit oder zumindest die Suche danach.
    ………….
    Jetzt zum Jubiläum: Der Verein D.A.V.I D. gegen Mobbing in der ev. Kirche wurde zwar erst im März 2001 (so auf der Homepage angegeben) gegründet, er entstand aber schon vorher als „Unabhängige Dokumentationsstelle für Mobbingfälle in der Ev. Kirche“ aufgrund eines akuten Falles in Wiesbaden zwischen November 1996 bis Mai 1998 (!). Als ich, eine betroffene und kämpferische „Pfarrfrau“ aus einer anderen Landeskirche, über einen Pressebericht von diesem damals ganz frischen Fall und der Dokumentation dazu hörte, habe ich sofort Verbindung mit dem Gründungsmitglied Frau Uhlmann aufgenommen und mir die Doku schicken lassen.
    Gerade deshalb habe ich ihren Beitrag in den Evangelischen Aspekten 3/2004 aufmerksam gelesen: Wenn es offen nicht klappt, geht man eben hinten rum“, aber auch die Antwort darauf vom badischen Kirchenjurist Dr. Jörg Winter: ‘Hintenrum‘ geht gar nichts (1/2005).
    Ich selbst habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass „hintenrum“ sehr wohl alles geht.

    Ich erlaube mir an dieser Stelle den Text aus dem Flyer zu der im November geplanten, aber aufgrund von Corona verschobenen Jahrestagung des Vereins zu übernehmen. Das Thema: Die herrschaftliche Kirche und ihre krankmachenden Strukturen.

    So soll es nicht sein unter Euch! (Matthäus 20, 25 und 26)
    Nein, so soll es nicht sein unter denen, die Jesus nachfolgen wollen! Es soll nicht so sein, wie es unter den Mächtigen in dieser Welt zugeht, die ihre Völker niederhalten und mit Gewalt gegen sie vorgehen. Nicht so in der Jüngerschar Jesu! Nicht so in der Kirche Jesu Christi! Nicht so in christlichen Gemeinden! Und erst recht nicht so in kirchlichen Einrichtungen, die für sich in Anspruch nehmen, in christlichem Geist geführt zu werden! Es soll nicht so sein, wie es sich damals zwei der Jünger Jesu wünschten: In Jesu Reich ganz oben und über allen anderen thronen dürfen.
    Aber warum ist es trotzdem immer wieder so?
    Warum gibt es in der Kirche so viel Zank und Streit, Ehrsucht, Hinterhältigkeit, Rufmord, eskalierende Konflikte, die mit der Zerstörung menschlicher Existenzen, der Ausgrenzung anderer, dem Niedertreten von Würde und Ehre des christlichen Bruders, der christlichen Schwester enden? Und das offenbar mehr und schlimmer als in anderen Vereinen und Gruppen der Gesellschaft? Sind Christen boshafter als andere Menschen oder liegt es an bestimmten Strukturen? Wir vom Verein D.A.V.I.D. meinen, dass die heutigen kirchlichen Strukturen zu einem Verhalten führen, das diametral all den schönen Worten, wie sie offiziell verlautbart werden und wie sie in den Präambeln kirchlicher Verfassungen stehen, widerspricht. Kann sich die Kirche ändern?

    In diesem Sinne allen ein gesundes neues Jahr!

  • Die KündigungDatum12.12.2020 22:16
    Thema von Panama* im Forum Diskutieren & Plaudern

    Ich bin zufällig auf diese kleine, etwas ältere Geschichte gestoßen: Die Kündigung von Theo Schmich.
    http://www.teachsam.de/deutsch/d_literat...i/sm_txt_2.html.
    Vielleicht gibt sie wieder Anlass zum Diskutieren und Plaudern...
    Panama

  • Betroffenenrat der ev. KircheDatum27.11.2020 11:02
    Foren-Beitrag von Panama* im Thema Betroffenenrat der ev. Kirche

    Eigentlich heißt es "Betroffenenbeirat" - Jetzt haben wir's richtig!!

  • Betroffenenrat der ev. KircheDatum27.11.2020 11:01
    Foren-Beitrag von Panama* im Thema Betroffenenrat der ev. Kirche

    Sunny, ich glaube, du meinst den Betroffenbeirat der EKD, der in der Tat neu gegründet wurde und seine Arbeit erst im September aufgenommen hat. Ich habe zumindest etwas in dieser Richtung soeben gelesen. Es geht hier tatsächlich um sexualisierte Gewalt.
    Dass die Frauenbeauftragte deiner Landeskirche dich im Stich gelassen hat, wundert mich nicht.
    Was dir geschehen ist, ist sehr wohl Mobbing. Mobbing ist Terror / Machtmissbrauch am Arbeitsplaz. Punkt. Und das hat du erlebt. Welche Form Mobbing dann konkret einnimmt, kann dann von Fall zu Fall anders aussehen.
    Liebe Grüsse
    Panama

  • Der letzte AnwaltDatum25.09.2020 14:46
    Foren-Beitrag von Panama* im Thema Der letzte Anwalt

    Irgendwie finde ich auch, dass deine Frage erlaubt sein sollte. Dan Ganze hat schon einen Beigeschmack...

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