In den heutigen Stuttgarter Nachrichten ist ein Artikel von Nikolai B. Fortsbauer zu lesen: „Kirche soll wieder verbinden – Gegen alle Spaltungen“, in dem der in einem Jahr ausscheidende Bischof der Evangelischen Kirche in Württemberg zu einer „Gesellschaftsdiakonie“ aufruft. Damit gemeint ist „zum Beispiel, Gesprächsräume für kontroverse Positionen zu eröffnen. Für Menschen, die komplett aneinander vorbeireden. Die gibt es zuhauf“. Hier, so der Bischof weiter, könne die Kirche einen Dienst – „und eben dies meint ja Diakonie“ – an der Gesellschaft leisten, wenn sie solche Gespräche anbiete und versuche, „Gesprächsbrücken zu bauen.“
Der Leitartikel des Verfassers trägt den Titel: „Die Kirche wagt sich ins Offene – endlich – Mit „Gesellschaftsdiakonie“ will Landesbischof July alte und neue Gräben überwinden.
Es ist uns natürlich allen klar, welchen Gruppen der heutigen Zeit die Kirche „Gesprächsräume“ anbieten will. Man kann den Bischof dabei nur unterstützen wollen - und natürlich seine Nachfolgerin oder seinen Nachfolger im Amt.
Aber die Evangelische Kirche in Württemberg hat in der Vergangenheit in ihren eigenen Reihen eine ganze andere Methode angewandt. Nicht offen und fair, sondern „hinterrum“ und hinterlistig wurde in den warmen Amtsstuben der Kirchenoberen gearbeitet. Genau dadurch haben Menschen „komplett aneinander vorbeigeredet“. Vorbeireden müssen. Genau dadurch musste Misstrauen und in der Folge davon Unzufriedenheit und Verwirrung entstehen.
Gesprächsräume für kontroverse Positionen wurden den „Streitenden“ nicht angeboten; Gesprächsbrücke wurden nicht gebaut. Im Gegenteil. Die Kirche selbst ließ die Sache eskalieren und „verwaltete“ sie anschließend ruckzuck unter massivster Gewaltanwendung.
Das Wort „Gesellschaftsdiakonie“ hört sich gut an. Wenn damit tatsächlich alte und neue Gräben überwinden werden sollen, dann fangen wir doch JETZT mit den alten Gräben im eigenen Haus an, um selbst glaubwürdig zu sein. Ein Gesprächsraum lässt sich bestimmt schnell finden.