Im aktuellen Evangelischen Gemeindeblatt in Württemberg 36/2021 wird auf ein Symposium in einem Kirchenbezirk zum Thema „Mediation statt Eskalation - Konflikte friedlich schlichten“ hingewiesen. Veranstalter sind die Deutsche Stiftung Mediation und das Ev. Bildungswerk.
„Konflikte schlichten – dies leisten Mediatoren, als Vermittler. Mediation als Methode dient dazu, unterschiedliche Haltungen sichtbar zu machen und Streitende auf friedliche Weise miteinander in Kontakt zu bringen“, so in der Einleitung. Und weiter: „Mediation geht von der Erkenntnis aus, dass Menschen fähig sind, andere Perspektiven zu verstehen, Konflikte zu bearbeiten und als Entwicklung wahrzunehmen“. Über Friedensmediation wird bei diesem Symposium der Konfliktforscher Friedrich Glasl sprechen, der „auf 52 Jahre Erfahrung zurückblicken kann“.
Mir ist ein Fall gerade aus dieser Landeskirche bekannt, in dem eine Mediation zwischen den „Streitenden“ von der Kirchenleitung unter Hinzuziehung der Akademie Bad Boll eingefädelt wurde - allerdings erst NACHDEM dienstrechtliche Maßnahmen verfügt worden waren. Das Gesprächskonzept lag allen Beteiligten vor und wurde von ihnen angenommen. Und siehe da: Die Kirchenleitung sagte die Mediation am Vorabend des lang vorher geplanten Termins mit Scheinargumenten per Fax ab.
Hier sieht man: Es war eine pure Vernebelung, eine Täuschung aller, um den Eindruck nach außen zu vermitteln, die Kirchenleitung bemühe sich um eine „friedliche Konfliktlösung“. Das Gegenteil war der Fall. Es stellte sich später heraus, dass die Kirchenleitung „hintenrum“ viel mehr an einer Eskalation interessiert war. Aus dem Grund wurde von Anfang an die ganze Zeit „komplett aneinander vorbeigeredet“, um hier den Landesbischof dieser Landeskirche zu zitieren. Es wurde zwischen den „Streitenden“ keine „Gesprächsbrücke“ gebaut bzw. ihnen kein „Gesprächsraum“ angeboten. Es fand kein einziges Gespräch statt, um die im Raum stehenden, zum Teil sehr konkreten und daher überprüfbaren Vorwürfe zu klären. Was stattdessen stattfand, war Gewaltanwendung, Willkür und Machtmissbrauch.
Mir ist allerdings ein anderer Fall (knappe vier Jahre später) aus dieser Landeskirche bekannt, bei dem eine Mediation an einem ganzen Wochenende ebenfalls unter Mitwirkung von Bad Boll (sogar von derselben Person) stattfand, aber hier noch VOR den dienstrechtlichen Maßnahmen. Zwar führte die Mediation nicht weiter, aber es wurde zumindest der Versuch gemacht.
Ein Jahr davor hatte der damalige Chefredakteur des Ev. Gemeindeblattes in Württemberg einen Artikel zum Thema „Indiz Wartestand“ geschrieben, in dem er monierte: „Wenn der Oberkirchenrat in solchen Konfliktfällen nicht zeitig die gravierenden Punkte benennt, trägt er zur Emotionalisierung statt zur Versachlichung bei und nicht nur sich selbst, sondern die Landeskirche in ein schiefes Licht“. Recht hatte dieser bekannte Kirchenjournalist. Genau diese Kritik wurde auch um dieselbe Zeit von der Pfarrervertretung damals erhoben.
Jetzt meine Frage: Hat der David-Verein in seiner 20jährigen Erfahrung (und etwas mehr) mit Konflikten von solchen gehört, die speziell nach der Methode von Friedrich Glasl (s. auch Wikipedia) „friedlich geschlichtet“ wurden?