Ich habe neulich das frisch gedruckte Büchlein (80 Seiten) von Sigrid Mannes gelesen: Schikane und Gemeinheiten in der Kirche; eine wahre Geschichte über Mobbing am Arbeitsplatz und möchte (unaufgefordert) darüber berichten.
Das Buch erzählt die Geschichte einer Mesnerin (im Buch Miriam genannt) aus frommem Hause in einer kleinen katholischen Gemeinde in Bayern und zeigt auf, wie aus Vorgesetzten, Kollegen und Kolleginnen und Gemeindeglieder Feinde werden. Nach achtzehn Jahren treuen Diensten und zwei mühsamen Verhandlungen vor dem Arbeitsgericht endet Miriams Schicksal als engagierte kirchliche Angestellte mit einer Abfindung. Alles hätte sich aber genauso gut in einer evangelischen Gemeinde abspielen können.
Bei der Darstellung ihrer eigenen Erlebnisse, die im zweiten Teil des Buches sachlich und nüchtern geschildert werden, hat sich die Verfasserin an den bekannten Mobbingphasen und Thesen von Prof. Heinz Leymann (Psychoterror am Arbeitsplatz, 1993) gehalten, die im ersten Teil in knappen und überschaubaren Kapiteln dargestellt werden. Dabei betont sie, dass es nicht immer möglich ist, die Mobbingphasen eines Einzelfalles punktgenau dem Modell zuzuordnen.
Weitere Unterteile: Die Folgen von Mobbing für betroffene Personen, Täter und Betrieb; Ursachen, Betroffene, Täter: Was steht hinter den Mobbingübergriffen? Konkrete Mobbinghandlungen; fünf Arten von Mobbingattacken; wie sich gegen Mobbing gewehrt werden kann; Mobbing vorbeugen.
....
Natürlich gibt es seit Leymann zum Thema Mobbing wissenschaftliche Bücher von Juristen / Arbeitsrechtlern, Psychologen, Coaches etc... en masse auf dem Markt und die „alten Hasen“ des David-Vereins, dessen tägliches Brot es ist, ähnliche oder noch komplexere Kirchenfälle seit zwei Jahrzehnten und mehr zu betreuen, werden nichts Neues dazu lernen. Das knappe Buch ist vielmehr für „Hinz und Kunz“ gedacht und soll ihm helfen, die fiesen Attacken und Handlungen gegen ihn einzuordnen und einem Namen zu geben: Mobbing / Bossing.
Der Fall dieser Mesnerin ist auch ein weiteres Beispiel dafür, dass Mobbing selbst vor christlichen Institutionen keinesfalls Halt macht und dass geistliche Leiter zu Täter werden können.
Er zeigt aber auch, dass die Kirchen es nicht hören wollen...Miriam erwähnt auf S. 77 den Brief des Rechtsanwalts der Kirche, den sie eines Tages nach der letzten Gerichtsverhandlung im Briefkasten fand. Sie wurde aufgefordert, in Zukunft „solch falsche Behauptungen“ zu unterlassen. Es „sei keinesfalls akzeptabel, wenn Sie behaupten, Sie seien gemobbt worden“. Dann verweist der Anwalt ausgiebig auf die Definition des Mobbings...
Zumindest an dieser Stelle muss der Leser / die Leserin leicht schmunzeln...
Ein Wort noch zur Illustration auf dem Deckel: Ein knallrotes Kreuz in Form eines Schwertes...