Mobbing in der Kirche
Auch im Rahmen der kirchlichen Arbeitswelt wird Mobbing beobachtet. Zeitweilig waren fast zehn Prozent unserer Mobbingpatienten kirchliche Mitarbeiter im weitesten Sinne, am häufigsten Erzieherinnen in kirchlich geführten Kindergärten und Kindertagesstätten. Hervorstechendes Merkmal ist die Diskrepanz von Anspruch und Wirklichkeit kirchlicher Arbeit. Unter dem Deckmantel der Nächstenliebe sollen nach außen hin möglichst keine Konflikte auftauchen. Dennoch ist festzustellen, dass überforderte Kirchenleitungen, ein Gemisch von haupt-, neben- und ehrenamtlichen Mitarbeitern bei der Stellenbesetzung und bei der Durchführung der Arbeit involviert sind. Dabei treten zwangsläufig unklare Zuständigkeiten auf. Unprofessionelle Leitungen, die im Sinne eines Führungsverständnisses von Dienen und Gehorsam denken, handeln aber als Würdenträger bisweilen übertrieben autoritär. Teilweise undurchsichtige Strukturen tragen zur Aufrechterhaltung dieser Problematik bei. Wenn dann noch einige Mitarbeiter im Rahmen der „Tendenzklausel“, nämlich der Verpflichtung zu einer kirchentreuen Lebensführung, in Konfliktsituationen geraten und ihre Energie darauf verwenden müssen, ein nach außen nicht angreifbares Erscheinungsbild aufrecht zu erhalten, sind Konflikte und Eskalationen durch Mobbing vorprogrammiert. Auch die zahlreichen Initiativen gegen Mobbing in der Kirche weisen auf vorhandene Missstände hin.
Zitiert aus: Schwickerath/Holz : Mobbing am Arbeitsplatz S. 130 - 131 Teil 6 Besondere Problembereiche