Hallo,

#1 von Tintoretta , 06.12.2016 14:14

ich bin Tintoretta, arbeite seit fast 33 Jahren für die ev. Kirche und bin eigentlich nur noch
enttäuscht und sehr traurig, über das, was ich erlebt habe. Eine Lösung für mich habe ich noch nicht
gefunden.

Tintoretta  
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RE: Hallo,

#2 von Joringel , 06.12.2016 14:24

Hallo, Tintoretta,

vielleicht magst Du ja noch etwas mehr erzählen und Dich mit uns austauschen. Wir wissen, wie ernüchternd es sein kann, wenn man das andere Gesicht der Kirche zu sehen bekommt als das, dasjenige, welches die Öffentlichkeit kennt. Unser Webmaster kann es auch so einrichten, dass nur der erweiterte Vorstand lesen kann, was Du sagen möchtest.

Es grüßt Dich mit deutlichem Willkommen
Joringel


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RE: Hallo,

#3 von Tintoretta , 07.12.2016 14:05

Erstmal vielen Dank für die nette Begrüßung hier im Forum.
Gestern nach meiner Anmeldung habe ich lange überlegt, ob und wie ich meine Geschichte aufschreiben soll. Jetzt habe ich mich
entschieden, es mir doch von der Seele zu schreiben. Es wird aber eine längere Geschichte werden.
Ich arbeite als Erzieherin in einer kirchlichen Einrichtung und bin gemobbt worden.
Dabei hat "mobben" ja auch oft damit zu tun, wer man ist. So ist das jedenfalls bei mir. Zu meinen Eigenschaften gehören, daß ich ein
sehr quirliges Temperament habe, spontan und begeisterungsfähig bin, sehr kreativ bin, ein gutes Einfühlungsvermögen Kindern und
Eltern gegenüber habe, ich immer Ideen für Neues habe, aber auch manchmal individuelle Wege gehe. Ich bin sehr gradlienig und ehrlich,
kann mich nicht "verbiegen" und bin sehr sozial und offen. Dies waren die Eigenschaften, die mich ausgemacht haben als ich als junge
Erzieherin in "meinem" Kindergarten anfing. Die ganzen Jahre hatte ich auch nie Probleme und war sehr beliebt in meiner Einrichtung,
vor allem bei den Kindern. Ich war ein "Macher" und das gefiel den Kindern, weil ich auch immer individuell auf jedes Kind eingegangen
bin. Auch den Kolleginnen gefiel das, weil sie ja weniger Arbeit hatten, weil ich ja immer die Ideen hatte. Auch mit meinen Chefinnen hatte ich wenig
Probleme.
Bis dann vor etwas über 10 Jahren eine neue Chefin kam. Diese war das ganze Gegenteil von mir. Sie war nur auf Äußerlichkeiten bedacht,
z. B. trug sie an der Arbeit High Heels und Designerkleider, auf fast jedem Tisch lagen nun Deckchen mit irgendwelchem Schnickschnack, so
dass ich kaum noch Arbeitsflächen für die Aktivitäten mit den Kindern hatte. Auch auf dem Boden durfte ich nicht mehr malen, weil das ja
"Schweinerei" gab. Irgendwie habe ich da aber irgendwie doch noch so meine Freiräume gefunden, zwar schwierig, aber es ging. Allerdings
ging mit diesem Chefwechsel auch plötzlich eine Hierarchie mit einher, die wir vorher nicht kannten. Kolleginnen fingen plötzlich an zu
"schleimen" und andere Kolleginnen zu diffamieren, weil sie davon plötzlich Vorteile hatten, wie z.B. einen guten Draht zur Chefin oder mehr Stunden,
oder sie besondere Aufgaben und Belobigungen erhielten. Ich hielt mich da weitgehendst heraus, weil mir das Wichtigste die Arbeit mit den Kindern
war. Aber das war ihr irgendwie ein Dorn im Auge, irgendwie sah sie mich als Konkurrentin. Auf den Voranmeldungen stand z.B. ganz oft als Wunsch der
Eltern, die Kinder in meine Gruppe zu geben. Oder ich bekam Lob von den Elternbeiräten. Jedenfalls habe ich mir nichts zu schulden lassen kommen
und einfach meine Arbeit gemacht. Und ich habe nicht geschleimt, um Vorteile zu haben. Ein Beispiel war z. B. dann, daß ich mit den Kindern einen
Tanz, den ich zusammen mit den Kindern cheographiert habe, bei einer Veranstaltung aufführen sollte. Als wir schon auf der Bühne standen (die Kinder
konnten den Tanz allein) , schob sie mich vor dem ganzen Publikum zur Seite, sagte zu mir, ich mache das schon, und erzählte den Leuten,sie hätte
den Tanz mit den Kindern einstudiert und hat dann den Tanz mit den Kindern gemacht. Ich war so geschockt, daß ich gar nicht reagieren konnte. Ihre schon
fast wahnsinnige Profilierungssucht erregte auch Widerstand im Kollegenkreis. Sie war aber so eine autoritäre und rhetorisch geschulte Person, daß jegliche
Kritik erlosch. Sie maßregelte uns z.B. auch vor Praktikanten, Eltern und anderen Kolleginnen. Eine Kollegin, die sich wehrte, ist dann wegen psychischer
Belastung aus dem Arbeitsleben ausgetreten. Im meinem ganzen Leben habe ich noch nie eine solche Person kennengelernt, und manche Sachen, die ich da
erzählen könnte, würde mir niemand glauben. Mehere Kolleginnen, ich auch, haben sich auch an den Pfarrer gewandt und an die MAV. Alles ohne Erfolg.
Nur keine Wellen erzeugen, glaube ich, ist hier das Motto. Vieles war auch so subtil und geschickt gemacht, daß man es nicht beweisen konnte. Das Betriebs-
Klima wurde davon auch schlechter und schlechter. Neid und Mißgunst waren an der Tagesordnung. Da ich wie gesagt, kreativ bin, habe ich es immer geschafft,
mir meine Schlupflöcher zu suchen und es irgendwie auszuhalten, wobei mir half, daß mir die Arbeit mit den Kindern viel gab und mir auch nach so langen
Jahren noch Spaß machte.
Dann kam der Tag, an dem ich mich von meinem Partner trennte und plötzlich alleinerziehende Mutter mit 26 Stunden war. Ich bat um mehr Stunden. Keine
Chance. Ich mußte mit ansehen, wie Doppelverdiener mehr als 30 Std. bekamen, neue Erzieherinnen eingestellt wurden mit auch über 26 Std., und ich war
auch nicht die einzige Alleinerziehende mit so wenig Stunden. Eine "Lieblingskollegin" meiner Chefin bekam sofort nach ihrer Trennung 6Stunden mehr (unter
anderem für Einkäufe von Klopapier für die Einrichtung). Auch in unserem neuen Familienzentrum bekam ich keine Aufgabe, obwohl ich die Qualifikation hatte,
da geb es 20 Eur pro Stunde, aber diese Jobs bekamen "Lieblingskollegen".
Nach einer Mieterhöhung, und weil ich nun fast gar nicht mehr über die Runden kam, beschloss ich dann auch einen Cut zu machen und ein Versetzungsgesuch
zu stellen, um mehr Stunden zu kriegen. Auf das Versetzungsgesuch an den 1. Vorstand unseres Trägerverbandes, den wir seit einen Jahren haben, vorher war
der Pfarrer direkter Ansprechpartner, nun weiß niemand mehr, an wen er sich wenden soll, bekam ich noch nicht einmal eine Antwort.
Es gibt da noch eine Kindergartenfachsbereichsleitung, die für die gesamten Kindergärten im Sprengel verantwortlich ist, die ganz dick mit den Chefinnen ist und die
die meisten normalen Erzieherinnen noch nicht einmal grüßt (gern würde ich wissen, nach welchen Kriterien die Kirche bei Eistellungen geht). Im Nachbarort war dann eine Stelle
als Erzieherin frei, die dortige Chefin setzte sich mit ihrem Team auch sehr für mich ein. Ich bekam noch nicht einmal eine Einladung zum Vorstellungsgespräch!!! Daraufhin
schickte ich einen Brief an den Trägerverband, mit der Nachfrage zu meinem Versetzungsgesuch und der freien Stelle. Prompt erhielt ich von der Fachbereichsleiterin eine
telefonische Einladung zum Bewerbungsgespräch. Abschließend sagte sie noch zu mir, aber sie bekommen die Stelle nicht. Da gibt es zuviele Bewerberinnen. Und so war es
dann auch, trotz Qualifikation wegen mehrer Langzeitfortbildungen bekam ich die Stelle nicht. Danach wurde mir noch eine 20 Std. Stelle angeboten. Als ich die dortige Chefin
anrief, um die Stelle abzusagen, wegen den wenigen Stunden, erhielt ich die Information, daß es da ja auch noch eine 33 Std. Stelle gäbe. Die wurde mir von der Fachbereichs-
Leitung vorenthalten!
Ich habe dann diese Stelle bekomme. Nachteil für mich war, daß ich einen langen und umständlichen Arbeitsweg hatte. Aber egal, ich freute mich auf meine neue Stelle.
Meine neue Gruppenleiterin, was so auch nicht kannte, war 26 Jahre alt und sehr distanziert mir gegenüber. Ich bekam weder eine Einweisung von der Chefin, noch Infos
von der Gruppenleiterin. Ich hab mich dann so durchgefragt bei anderen Kolleginnen und meine Arbeit gemacht. Die Kolleginnen bekamen ja auch mit, wie mich die Gruppen-
Leiterin behandelte und sagten, zur Chefin brauchst du gar nicht zu gehen, die hat da einen Stein im Brett. Jedenfalls waren die alle nett und hilfreich zu mir. Auch die Eltern
und die Kinder. Die Gruppenleiterin sagte zu mir z.B. "Und du da, du machst jetzt mal die Betten!" Sie informierte mich nicht über Termine, war häufig krank oder im Urlaub.
Vertretungen gab es nur eine, so daß ich auch sehr viel arbeiten mußte. Mehrfach sprach ich sie auf unser Verhältnis an, aber sie sagte nur, sie hätte von Anfang an mit einer
anderen Kollegin arbeiten wollen, die jetzt aber in einer anderen Gruppe arbeiten würde. Sehr oft war sie bei der Chefin im Büro, so dass ich ganz oft allein mit den Kindern war.
Nach einiger Zeit fragte ich die Chefin nach meiner Arbeit, diese sagte, da bräuchte ich ja wohl nicht nachzufragen, bei einer Berufserfahrung von über 30 Jahren. Aber es ist ja auch
in jedem Kindergarten anders. Keinerlei Rückmeldung! Bei den Kindern war ich inzwischen sehr beliebt, weil ich viel mit ihnen machte, die Eltern kamen auf mich zu und ich versuchte
das andere auszublenden.
Bis dann auf den Tag zwei Tage vor den Sommerferien. Meine Kollegin war mal wieder krank, ich arbeitete inzwischen 3 Monate in der Einrichtung. Gerade war ich mit den Kindern
beim Frühstücken, da kam die Chefin und sagte, ich hätte um 10 Uhr ein Gespräch im Büro. Da war es 20 Minuten vor 10 Uhr. Ich sagte, warum denn, worum geht es denn. Sie sagte,
das wirst du schon sehen, komm einfach, wir warten auf dich. Ich konnte mir gar keinen Reim darauf machen. Ich sagte, wer ist denn noch dabei. Sie sagte, die stellvertretende Leiterin
und ich. Als ich dann ins Büro kam, ich war ja sowieso schon ganz durcheinander, weil ich nicht wußte um was es ging, saß da die Fachbereichsleiterin der Kindergärten, also von oberster
Stelle und die stellvertretende Leiterin. Auf das was dann kam, war ich nicht vorbereitet, ich habe auch ganz allein dagestanden, gegen 3 Leute! Mir wurde vorgeworfen, daß ich mit allen Eltern,
allen Kindern und allen Kolleginnen Probleme hätte. Aufsichtspflichtverletzung, Nichtkooperation mit der Gruppenleiterin (die war gar nicht dabei), Kompetenzüberschreitungen, ich hätte
mich nicht in die Gruppe eingebracht usw. Ich war so vor den Kopf geschlagen, daß ich gar nicht richtig was sagen konnte. Es waren Sachen dabei, die stimmten überhaupt nicht. Das ging so eine
dreiviertel Stunde. Es wurde nichts, aber auch gar nichts Positives über mich gesagt. Als ich aus dem Gespräch entlassen wurde, konnte ich nicht mehr und heute nur noch. Die Kolleginnen
fingen mich auf und sagten, ich solle doch nach Hause gehen, in dem Zustand in dem ich sei. Aber ich arbeitete noch meinen Tag zu Ende.
Am nächsten Tag ging es mir so schlecht, daß ich mich krankschreiben ließ.
Nach einiger Zeit bekam ich die Abschrift des Protokolls. Das Protokoll wurde auch an mehrere Sachbearbeiter des Kirchnkreisamts geschickt. Es ist jetzt wahrscheinlich in meiner Akte.
Mein Dementi habe ich an den Vorstand des Trägervereins geschickt. Antwort habe ich keine erhalten.
Bestimmt habe ich Fehler gemacht, ich bin ja ein ganz normaler Mensch, aber auf diese Art und Weise und ohne mich vorher darauf hinzuweisen, das bekomme ich nicht in meinen Kopf.
Meine Gruppenleiterin wird jetzt stellvertretende Leiterin. Ich kann da nicht mehr arbeiten, weil ja die gesamte Leitungsetage gegen mich ist.
Seitdem bin ich krank, habe Depressionen und Angstzustände. Meine anderen Kolleginnen (mit denen ich ja angeblich Probleme hatte) stehen mit mir in freundlichem Kontakt.
Das Problem sehe ich hier wirklich, daß gerade der schlechte Führungsstil von Chefinnen der Grund für Mobbing ist. Die Fachbereichsleiterin, also Träger, sagte einmal: "Ich kann es mir
doch nicht mit den Chefinnen verderben". Alles wird unter den Teppich gekehrt und Probleme will niemand sehen.
Es tut mir leid, daß es jetzt so lang geworden ist. Wenn es sich aber doch jemand durchlesen sollte, könnte er mir vielleicht sagen, was ich machen könnte. Meine Anwältin hat gesagt, ich soll
mir eine neue Arbeit suchen und dann kündigen, weil das Arbeitsverhältnis zerrüttet ist. Und ich habe auch schon gehört, daß die meisten es so machen. Aber ist das eine Lösung. Es geht ja
noch vielen anderen so, aber wie kann man sich wehren. Den Träger interessiert das anscheinend kein Stück. Hauptsache es läuft!
Mir geht es jetzt ein ganz kleines bißchen besser, weil ich alles aufgeschrieben habe.
Ich wünsche euch einen ganz schönen und friedlichen Tag.
Tintoretta

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RE: Hallo,

#4 von Joringel , 07.12.2016 14:55

Liebe Tintoretta,

ich habe Deine ganze Geschichte gelesen, bin aber selbst noch im Büro. Ich möchte es noch einmal tun und ein bisschen darüber nachdenken. Erst einmal freue ich mich darüber, dass Du alles aufgeschrieben hast und Du sagst, es geht Dir jetzt ein kleines bisschen besser. Deinem Bericht entnehme ich, dass Du auch eine Anwältin hast. Das ist auch ein ganz wichtiger Punkt. Ich hoffe, sie ist Fachanwältin für Arbeitsrecht. Über alles andere denke ich noch nach und sicherlich nicht nur ich alleine. Auch andere aus unserem engeren Kreis werden sich wahrscheinlich noch dazu äußern. Aus meiner Sicht wäre es auch gut, den Kontakt noch zu intensivieren. Aber ich verstehe schon wie bitter es sein muss, wenn man immer sein Bestes gibt und dann behandelt wird wie der letzte Versager.
Kopf hoch - Du bist nicht allein!

Es grüßt Dich Joringel


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#5 von Tintoretta , 07.12.2016 17:44

Danke, Joringel. Ich habe erst Hemmungen gehabt, es aufzuschreiben, weil es für mich immer noch so unfaßbar ist, ich komme
mir vor wie in einem Albtraum Und ich denke darüber nach, wie unchristlich und inhuman dieses Verhalten ist, wo ich mich
doch bewußt entschieden hatte, in einer christlichen Einrichtung zu arbeiten, weil ich dachte, die gehen nicht so miteinander um.

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RE: Hallo,

#6 von Robin , 07.12.2016 18:51

Liebe Tintoretta!
Auch ich habe mit Erschütterung Deinen Bericht gelesen. "Der Fisch stinkt vom Kopf her", sagt man. Wie eine charakterlich bösartige Leitung den Umgangsstil in einer ganzen Einrichtung verderben kann. Das ist Dir jetzt zweimal passiert. Und es scheint keine Instanz zu geben, die den Konflikt aufarbeitet und an die man sich wenden kann. Ob es außerhalb der Kirche in entsprechenden Einrichtungen besser geht? Wir raten allen in Mobbingsituationen geratenen Menschen: Geht nicht allein in entsprechende Gespräche! Nehmt einen Beistand und zugleich Zeugen mit! Aber Du bist ja völlig überrumpelt worden. Ob man dieses Vorgehen noch nachträglich juristisch angehen kann? Hier sind die Arbeitsrechtler gefragt. Um Deiner Gesundheit willen solltest Du tatsächlich einen Schnitt machen. Vielleicht Krankschreibung, Beurlaubung und vielleicht doch eine andere Stelle. Aber dann genau aufschreiben, wie alles gelaufen ist. Vielleicht kann Dir der Verein D.A.V.I.D. helfen, Dein Skriptum an die Öffentlichkeit zu bringen. Denn Du hast Recht: Es muss etwas zurückkommen. Die Verantwortlichen können nicht so ungeschoren davon kommen. Aber dies alles darf nicht zu Deinen Lasten geschehen. Du musst erst einmal anderswo sicher aufgehoben sein.
Herzlich grüßt
Robin


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#7 von Tintoretta , 07.12.2016 19:38

Danke Robin für deinen Kommentar. Ich bin noch immer krank geschrieben, jetzt seit einem knappen halben Jahr.
Meine Kolleginnen aus dem Kindergarten wissen auch, daß diese Intrige von der Leitung, der stellvertretenden Leiterin
und der Gruppenleiterin, sowie der Trägervertreterin abgekartert sind. Sie unterstützen mich psychisch, können aber
nichts ausrichten. Mittlerweile müßte mir der Arbeitgeber ein BEM Gespräch angeboten haben- aber nichts. Die rechnen
damit, daß ich nicht wieder komme und kündige. Wenn ich die Stärke hätte, würde ich wieder hingehen, weil sie
damit nicht rechnen.
Und Mobbing beweisen sagt meine Anwältin, ganz schwer, denn trotz Mobbingtagebuch braucht man Zeugen. Und wer
von den Kollegen sagt für dich aus, wenn sie dort noch arbeiten.
Irgendwie stehst du mit dem Rücken zur Wand und das ist kein schönes Gefühl.

Tintoretta  
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#8 von turmfalke , 07.12.2016 23:08

Liebe Tintoretta!

Ich habe ich deine bedrückende Geschcihte jetzt auch gelesen. Es ist heute abend zu spät, um irgendeine Rat zu formulieren. Oder es ist zu früh, weil wir uns dazu noch nicht genug kennen.

Aber eins kannst du sicher wissen. Deine unglaubliche Geschichte ist vollkommen glaubhaft. Ich habe insgeamt 10 Jahre als Pastor mit Evangelischen Kindergärten zusammengearbeitet. Ich kann mir sehr gut vorstellen, welcher Zickenkrieg da bei euch veranstaltet wird.

Es gibt leider Menschen, die beherrschen das unmoralische Spiel, sich nach oben zu schleimen, um dann von oben Macht auszuüben. Wer dieses Spiel nicht mitspielt, sich nicht unterwirft und einfach nur gut seine Arbeit tut, der stört darin. So wird man, ehe man sich darauf vorbereiten kann, zum Opfer von Mobbing. Schrecklich!

Mit herzlichen Grüßen!

Dein Turmfalke


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RE: Hallo,

#9 von Joringel , 08.12.2016 11:12

Hallo, Tintoretta,

ich habe inzwischen auch noch nicht den Stein der Weisen gefunden, der Deiner Lage angemessen wäre. Aber eines weiß ich - nicht selber kündigen! Ich glaube, dann bekommst Du nicht einmal Arbeitslosenhilfe. Ob es unbedingt ein Mobbingprozess sein sollte - davor schrecken meines Wissens die Richter in der Tat zurück. Aber auch für die Gegenseite gilt ZDF = Zahlen, Daten, Fakten. Dass Du nie ein Gespräch zu Deiner Entwicklung im Betrieb hattest, dass Dir des Thema des Treffens nicht genannt wurde, dass Du ohne Beistand wie vor einem Tribunal standest, das kann nicht rechtens sein. Oder haben die noch in der Probezeit nach Dir getreten?

Es grüßt Dich
Joringel


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#10 von Joringel , 08.12.2016 14:18

Liebe Tintoretta,
wenn Du oben rechts über die Beiträge schaust siehst Du eine Zeile: Du hast eine neue Nachricht empfangen. Hier schreibe ich Dir eine private Mail, die sonst niemand mitlesen kann. Ich hoffe, die Botschaft hilft Di etwas weiter.

Viele Grüße von
Joringel


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RE: Hallo noch eine Antwort

#11 von Robin , 08.12.2016 16:18

Liebe Tintoretta und Ihr anderen!
Was die äußeren Gegebenheiten betrifft, so vermute ich auch, dass Du, T., noch in der Probezeit warst. Und die wollten die "Vorgesetzten" offenbar nicht verlängern, nicht in die "Gefahr" kommen, dass Du in ein reguläres Anstellungsverhältnis kommst. So mussten Sie Dir mit allen möglichen Vorwürfen "beweisen", dass Du für ihre Arbeit nicht tauglich bist. Wie man sich dagegen rechtlich wehren kann, weiß ich nicht. Wenn es sich, wie gesagt, um die Beendigung der Probezeit handelt.
Das zweite, was mir auffällt, sind auch auf diesem Gebiet die Folgen des Strukturumbruchs. Früher war eine Gemeinde, ihr Pfarrer und der Kirchenvorstand für den evangelischen Kindergarten am Ort verantwortlich und der nächste Ansprechpartner. Inzwischen hat die Regionalisierung eingesetzt. Die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten sind den Gemeinden weggenommen und auf die Ebene des Kirchenkreises oder Sprengels verschoben. Und irgendwelche Gremien, die die Arbeit vor Ort nicht kennen, entscheiden. Alles wird anonym. Gerüchte und Verleumdungen blühen. Und man handelt nach Hörensagen.
Dies nur zur Analyse. Wie Du Dich, Tintorella, angesichts dieser Situation verhalten kannst, darüber müssen wir gemeinsam nachdenken.
Robin


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RE: Hallo noch eine Antwort

#12 von Tintoretta , 08.12.2016 16:30

Halo ,lbin32 Jahre o, da ich ein Versetzungsgesuch gestellt habe, hatte ich keine reguläre Probezeit (wurde mir so mitgeteilt).
Ich bin 32 Jahre in meinem "alten Kindergarten" gewesen, habe mir nie etwas zuschulden kommen lassen und bin wegen
meiner Stundenzahl gewechselt. Ich habe einen "alten" Vertrag und bin für die Kirche somit nur schwer zu kündigen.

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RE: Hallo noch eine Antwort

#13 von Tintoretta , 08.12.2016 16:32

Das sollte heißen, ich bin seit 32 Jahren in meinem "alten " Kindergarten und habe ein Versetzungsgesuch gestellt.
sorry

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RE: Hallo noch eine Antwort

#14 von turmfalke , 08.12.2016 21:57

Liebe Tintoretta!

Ich hab Deinen langen, eindrücklichen Bericht noch mal gelesen.
Ich schreib morgen noch was dazu. Heute abend ist es zu spät.

Aber sei sicher: Du hast nichts falsch gemacht.

Alles Gute!

Turmfalke


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#15 von turmfalke , 09.12.2016 22:00

Liebe Tintoretta!

Gut, dass du Deine Geschichte so sorgfältig aufgeschrieben hast. Das war sicherlich eine schwere Arbeit.

Als Leser setze ich voraus, dass alles so stimmt, wie du es berichtest, und dass auch Deine eigene Einschätzung von Dir selbst als Person objektiv genug ist.

Einen Rat kann ich Dir nicht geben. Dafür kenne ich Dich und Deine Situation nicht genug.

Aber vielleicht kann ich Dir helfen, die Strukturen ein wenig zu ordnen.

Entscheiden musst du dann selber.

* Du bist nun schon lange krankgeschrieben. Der Kindergarten fragt trotzdem nicht nach Dir. Vermutlich ist Deine Deutung richtig, dass sie darauf setzen, dass Du irgendwann von Dir aus kündigst und gehst.

* Deine Anwältin sagt Dir, dass es besser sei, die Arbeit zu wechseln. Fast möchte man ihr zustimmen.

* Joringel hat Dir aber davon abgeraten: Sie sagt, dass es dir dann eher schlechter gehen wird. Das ist nicht von der Hand zu weisen: Wenn du von Dir aus kündigst, gibst Du alles auf, was du Dir im Laufe der 32 Jahre bei deinem langjährigen Arbeitgeber Kirche aufgebaut hast. Du bist vor allem bei der Kirche unkündbar.

* Sie müssen Dich weiterbeschäftigen, wenn sie Dir nicht eine unannehmbare Schlechtleistung nachweisen können. Ein Kündigung auf dem Wege von Überprüfungen, Abmahnungen und Gerichtsterminen kann aber sehr lange dauern, wenn du dich wehrst - mit professioneller Hilfe von MAV und Rechtsanwältin. Da zählen tatsächlich Fakten. Und wenn du sicher weißt, dass du dir tatsächlich nichts zu Schulden kommen lassen hast; und wenn Du darauf zählen kannst, dass du bei den Eltern Deiner Kinder beliebt bist und auch das Vertrauen der anderen Kolleginnen hast, dann kann es für Deine Gegner schwer werden, dich auf rechtlichem Wege aus dem Kindergarten weg zu kriegen. Das wissen sie.

* Deine Situation wird aber leider nicht besser dadurch, dass Du noch länger von der Arbeit fern bleibst. In der ganzen Zeit musst Du auf Deinem regulären Arbeitsplatz vertreten werden. Eine andere Kraft arbeitet sich ein und gewinnt das Vertrauen der Kinder und der Eltern. Wenn Du irgendwann zurück kommst, bist du eine Fremde geworden. Das wissen Deine Gegner auch.

* Auch ist es möglich, Dir zu kündigen, wenn der Arbeitgeber Dir nachweisen kann, dass du aus medizinischen Gründen für den Beruf nicht mehr geeignet bist. Und dazu zählt natürlich auch die psychische Leistungsfähigkeit.

* Es ist also möglich, dass es eine bewusste oder unbewusste Strategie Deiner Gegner gibt, dich zu verunsichern und Dich in Deiner Person aus dem Gleichgewicht zu bringen. Man nennt es Mobbing.

* Dazu diente vermutlich auch das dramatische Dienstgespräch, bei dem die Einrichtungsleiterin, die Stellvertreterin und die überregionale Fachbereichsleiterin anwesend waren. Dabei hat Dein Gegenüber strategische Fehler gemacht. Sie konnten Dir offensichtlich nichts vorwerfen, das Du nicht durch Deine schriftliche Gegendarstellung entkräften konntest. Sie haben Dir auch keine offizielle schriftliche Abmahnung gegeben. Dafür haben Sie vermutlich auch nicht genug gegen Dich in der Hand.

* Sie haben das Gespräch ohne Vorwarnung geführt. Und Sie haben Dir nicht die Gelegenheit gelassen, Dir einen Beistand dazu zu bitten. Standard wäre für solche Anlässe gewesen, dass Du eine vertraute Person nach Deiner Wahl oder noch besser jemanden von der Mitarbeitervertretung als Zeugen und als Beistand offiziell dabei gehabt hättest. Dann hätten Deine Gegner vielleicht den Mund nicht so voll nehmen können. Ich wage deshalb den für dich vielleicht verblüffenden Satz: Sie haben Dir nach juristischem Maßstab nicht etwas wirklich Gefährliches angetan.

* Vermutlich sind Deine Gegner aber so geschult, dass sie gewusst haben, dass sie mit ihrem Verhalten eine Grenze überschreiten würden und die Regeln eines üblichen Verfahrens verletzten würden. Man muss also davon ausgehen, dass sie das bewusst in Kauf genommen haben.

* Daraus kann man schließen, dass ihr Ziel vor allem war, Dich zu erschrecken! Das ist ja das Ziel von Mobbing.

*Leider ist Ihnen das gelungen, wie Du auf bittere Weise selber beschreibst.

*Robin hat noch einen wichtigen Gedanken ins Spiel gebracht: Vor einigen Jahren hat im Bereich der Evangelischen Kindergärten eine Strukturreform stattgefunden. Früher waren der Kirchenvorstand und ein Pastor / eine Pastorin als Vertreter des Trägers direkt für alle Fragen der Organisation des Kindergartens verantwortlich. Sie waren vor Ort, kannten weitgehend die Verhältnisse und standen gegenüber der Öffentlichkeit des Dorfes oder des Stadtteiles und damit auch den Eltern gegenüber in der Pflicht. Damals mussten auch schon schwierige Beschlüsse gefasst werden. Der KV wusste aber immer, dass er seine Entscheidungen notfalls vor einer Elternversammlung plausibel machen musste. Das ist seit der Gründung der überregionalen Kindergartenverbände anders geworden. Die Entscheidungsträger sind heute weitgehend anonym und weit weg. Man weiß nicht, wer eigentlich tatsächlich zuständig ist. Nur so ist zu erklären, dass eine Fachbereichsleitung als Einzelperson so eine Macht an sich ziehen kann, wie du es erlebt hast.

* Leider hat es dir nichts genützt den Arbeitsplatz zu wechseln. Du wolltest mehr Stunden. Aber du wolltest auch aus dem Einfluss der bisherigen Kindergartenleitung heraus. Beides ist verständlich und völlig legitim. Nun hast Du aber erlebt, dass Du durch die organisatorische Verbindung des alten mit dem neuen Kindergarten, weiter im Machtbereich der gleichen einflussreichen Fachbereichsleitung geblieben bist. Du hast den Konflikt sozusagen von der einen Einrichtung in die andere Einrichtung mitgenommen. Das wird vermutlich auch so bleiben. Solange du in eurer Region in einem kirchlichen Kindergarten arbeitest, hast du mit den gleichen Leuten zu tun.

* Nun gilt eine bittere Erfahrung: Ein Mobbingtäter muss immer weiter mobben, weil er sein früheres Mobben verschleiern muss. Wenn er aufgibt und sein Verhalten ändert, dann gibt er ja gleichzeitig zu, dass er vorher Unrecht getan hat. Das kann er/sie aber nicht zulassen, wenn er/ sie sich nicht selber in Gefahr bringen will. Du musst also damit rechnen, dass Du bei allem, was Du versuchst, auf neuen Widerstand stoßen wirst.

* Man kann es auch so sagen: Der Mobbingtäter hat Angst, weil er ganz genau weiß, das sein Mobbing böse ist.

* Was kannst Du nun tun? Ich weiß es nicht.

* Kannst Du dir Verbündete suchen? Menschen die Dir vor Ort den Rücken stärken und Dir die Sicherheit geben, dass Du nicht allein dastehst.

* Gibt es unter den Verantwortlichen irgendwelche Menschen, die Dir helfen könnten: Die MAV; der Pastor der Kirchengemeinde oder jemand aus dem Kirchenvorstand, zu der Dein jetziger Kindergarten gehört; jemand aus dem Gremium, das den Kindergartenverband leitet; der zuständige Superintendent (Propst, Dekan).

* Wie stark sind Deine Nerven? Könntest Du dir vorstellen, einfach anzurufen und zu sagen: Ich habe mich erholt. In einer Woche bin ich wieder da und kann dann auf dem alten Arbeitsplatz weiter machen, wie es mein Arbeitsvertrag mir zusichert. Das wird sie erstaunen. Vielleicht gelingt es Dir, ihnen die Stirn zu bieten und dich damit unangreifbar zu machen. Das Arbeitsrecht ist auf alle Fälle auf Deiner Seite.

* Mag aber sein, dass es tatsächlich besser ist, wenn Du dich aus dem Einflussbereich dieser Leute tatsächlich in Sicherheit bringst und irgendwo ganz anders noch einmal von vorn anfängst, z. B. beim DRK oder bei der Arbeiterwohlfahrt oder bei der Stadt. Erzieherinnen werden überall gebraucht. Da hat sich tatsächlich etwas verbessert. Es gibt heute nicht mehr genügend Fachkräfte im Bereich der frühkindlichen Erziehung, da die Krippen dazugekommen sind und die Inklusion. Du solltest mit Deiner Erfahrung also auch woanders Arbeit finden.

* Vielleicht kannst Du das sogar verhandeln: Du gehst freiwillig, wenn sie Dir ein vernünftiges Arbeitszeugnis geben, mit dem Du Dich auch woanders bewerben kannst.

* Aber dann nicht kündigen, ehe Du etwas Neues gefunden hast.

So viele Gedanken, ins Unreine Gesprochen. Eine Entscheidung kann Dir leider niemand abnehmen.

Ich wünsche Dir alles, alles Gute!

Turmfalke


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Es ist nie zu spät
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