Mobbing in der kirchlichen Arbeitswelt

#1 von Robin , 15.01.2016 09:57

Hier ein wichtiger Buchauszug aus einem Werk von Josef Schwickerath und Moritz Holz.
Robin


Mobbing in der Kirche
"Auch im Rahmen der kirchlichen Arbeitswelt wird Mobbing beobachtet. Zeitweilig waren fast zehn Prozent unserer Mobbingpatienten kirchliche Mitarbeiter im weitesten Sinne, am
häufigsten Erzieherinnen in kirchlich geführten Kindergärten und Kindertagesstätten. Hervorstechendes Merkmal ist die Diskrepanz von Anspruch und Wirklichkeit kirchlicher Arbeit. Unter dem Deckmantel der Nächstenliebe sollen nach außen hin möglichst keine Konflikte auftauchen. Dennoch ist festzustellen, dass überforderte Kirchenleitungen, ein Gemisch von haupt-, neben- und ehrenamtlichen Mitarbeitern bei der Stellenbesetzung und der Durch-führung der Arbeit mit involviert sind. Dabei treten zwangsläufig unklare Zuständigkeiten auf. Unprofessionelle Leitungen, die im Sinne eines Führungsverständnisses von Dienen und Gehorsam denken, handeln aber als Würdenträger bisweilen übertrieben autoritär. Teilweise undurchsichtige Strukturen tragen zur Aufrechterhaltung dieser Problematik bei. Wenn dann noch einige kirchliche Mitarbeiter im Rahmen der sogenannten „Tendenzklausel“, nämlich der Verpflichtung zu einer kirchentreuen Lebensführung, in Konfliktsituationen geraten und ihre Energie darauf verwenden müssen, ein nach außen nicht angreifbares Erscheinungsbild aufrechtzuerhalten, sind Konflikte und Eskalationen durch Mobbing vorprogrammiert. Auch die zahlreichen Initiativen gegen Mobbing in der Kirche weisen auf die vorhandenen Missstände hin. Einen Einblick in die Problematik geben auch Bittler und Copray (1999) sowie Ruhner (1997)."
Aus: Josef Schwickerath · Moritz Holz, Mobbing am Arbeitsplatz. Trainingsmanual für Psychotherapie und Beratung. BELTZ Verlag 2012, Seite 130f


Robin  
Robin
Beiträge: 625
Punkte: 2.179
Registriert am: 04.04.2014

zuletzt bearbeitet 15.01.2016 | Top

Kurzfassung

#2 von wilfried , 15.01.2016 23:49

Hier die Kurzfassung aus dem Vorartikel, wie ich sie auch in der Diakonie unterschreiben würde:



Hervorstechendes Merkmal ist die Diskrepanz von Anspruch und Wirklichkeit kirchlicher Arbeit.

Unter dem Deckmantel der Nächstenliebe sollen nach außen hin möglichst keine Konflikte auftauchen.

Unprofessionelle Leitungen, ... handeln aber ... bisweilen übertrieben autoritär.

Teilweise undurchsichtige Strukturen tragen zur Aufrechterhaltung dieser Problematik bei.

 
wilfried
Beiträge: 76
Punkte: 230
Registriert am: 12.02.2015


RE: Kurzfassung

#3 von turmfalke , 16.01.2016 13:50

Lieber Wilfried!

Die Problematik von Neinstedt scheint ein Musterbeispiel für deine zusammenfassende Beschreibung zu sein.

Aber es gibt das natürlich in der Kirche auch an anderen Stellen außerhalb der Diakonie, z.B. beim sogenannten "Ungedeihlichkeitsparagrafen" §§ 79 u 80 PfDG der EKD, mit dem unliebsame Pastoren und Pastorinnen ohne triftigen Grund aus ihrem Amt vertrieben werden können.

Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist schmerzhaft für alle Beteiligten und sie belastet die Glaubwürdigkeit der Kirche. Mobbing-Täter in der Kirche schaden nicht nur ihren Opfern sondern der Kirche als ganzer!

Danke für deine klare Zusammenfassung! Turmfalke


turmfalke  
turmfalke
Beiträge: 610
Punkte: 1.980
Registriert am: 28.12.2013


Persönlicher Eindruck

#4 von KlerusKA , 22.01.2016 12:27

Dr. phil. Josef Schwickerath ist Leitender Psychologe in der AHG Klinik Berus. Anlässlich eines Vortrages konnte ich mit ihm persönlich sprechen und habe einen sehr positiven Eindruck von ihm und seiner Arbeit gewonnen. KlerusKA


KlerusKA  
KlerusKA
Beiträge: 10
Punkte: 25
Registriert am: 22.08.2013


   

Zu den Berichten auf der Webseite von D.A.V.I.D. e.V.
Die Freikirche und mein Job als Hausmeister

  • Ähnliche Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
Xobor Forum Software ©Xobor.de | Forum erstellen
Datenschutz