Ja, die Diskussion ist richtig spannend geworden!
Danke allen Beteiligten, vor allem auch Achim, der Du mit Deiner juristischen Schulung handfeste Argumente lieferst. Es ist unschwer zu erkennen, dass ich auf Deiner Linie liege, dass Mediation grundsätzlich ein taugliches und wünschenswertes Instrument ist, Konflikte in den Griff zu bekommen. Dass dies so selten gelingt, liegt nicht an der "Mediation", sondern wie immer am Umgang damit. Und wie es hier ja öfters auch genannt wird, an der Tatsache, dass eine Konfliktbearbeitung nicht gewünscht wird. So beschreiben hier im Grunde ja alle den "Status quo" in der Kirche, darüber möchte ich aber gerne hinaus kommen.
Nicht nur in der Bayerischen Kirche, auch in der EKHN und wie ich meine auch in Baden und möglicherweise auch noch anderswo gibt es wunderbare, professionell gut aufgestellte Broschüren zu den Themen Konfliktbewältigung und Mobbing. Wenn man das liest, muss man den Hut ziehen.
Diese gelten aber nicht innerhalb der Kirche. In meinem Interview im Zusammenhang der diesbezüglichen Aussagen des Leiters des IPOS (Gemeindeberatung, Organisation und Mediationen, Supervisionen) in Friedberg/Hessen (EKHN), auf unserer Homepage nachzulesen, habe ich genau das angesprochen. Selbstverständlich habe ich darauf nie eine Reaktion bekommen. Aber dieser Umgang entbindet die Landeskirchen doch nicht von ihrer Verantwortung! Von ihren selbst formulierten Postulaten!
Irgendwann müssen sie doch mal damit konfrontiert werden, dass ihnen der Balken im Auge sitzt, den sie bei anderen als Splitter sehen!
Als ich selbst eine Gemeindeinitiative auf die Mediation gesetzt habe, habe ich keinen Hehl daraus gemacht, dass die Bedingungen der LK hanebüchen sind und wenig Hoffnung lassen. Sie ist auch kläglich gescheitert, aber beim genauen Hinsehen auf den ganzen Eskalationsprozess fällt dieses Scheitern nach nur einer Sitzung mit vollständiger Besatzung und einer weiteren mit ausschließlich dem mobbenden Teil des KV tatsächlich und in der Öffentlichkeit neugierig zur Kenntnis genommen zu alleinigen Lasten der kirchenleitenden Personen aus. Sogar die örtliche Presse hat diese "Mediation" als Farce entlarvt. In der Sache gegen den Pfarrer war es kein Gewinn, aber die Absicht der landeskirchlich handelnden Personen, alles zu verhindern, was auch nur annähernd den Konflikt hätte entschärfen und möglicherweise sogar lösen können, kam nur so deutlich ans Licht. Die promovierte Mediatorin, die sich z.Zt mit diesem Thema habilitiert, müsste sich schamrot in ihren Kreisen verstecken ob der unprofessionellen Behandlung. Und es sind nicht die Dümmsten der Gemeinde, die spätestens zu diesem Zeitpunkt die Doppelzüngigkeit von leitenden Personen ihrer Kirche erkennen. Die Dümmeren sitzen derweil am Schreibtisch ihrer Kirchenverwaltung und staunen die Plastik der 3 Affen an: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.
Und so möchte ich WGM aufnehmen: Solche Verfahren ziehen immer Kirchenaustritte nach sich, nicht spektakulär, aber im genannten Fall immerhin öffentlich in Leserbriefen und Aussagen bei den Gemeindeversammlungen. Nicht zu vergessen, dass es Jugendliche gibt, die solchem Geschehen mit viel größerer Aufmerksamkeit und Schärfe gegenüber stehen und dann gar nicht erst ihre Kirchensteuer bezahlen, wenn sie ihren ersten Verdienst in den Händen haben. Gar nicht zu sprechen vom ohnehin angeschlagenen Image der Kirche, dieses wird regelmäßig bestätigt durch solchen Umgang zum Beispiel auch mit Mediation.
Wir sollten den Begriff eher nutzen, da er in der Wirtschaft z. B. offenbar auch viel bekannter ist, als hier in den Landeskirchen. Je nachdem wo der Konflikt öffentlich wird, können wir Kenntnis davon voraussetzen. Natürlich müssen wir gucken, wen wir vor uns haben, wem wir es zumuten können, sich der Enttäuschung auszusetzen. Wir dürfen selbst keine Luftschlösser versprechen. Oder auch gut überlegen, ob es taktisch geschickt ist, die Mediation gar nicht anzusprechen und die LK dann "reinfallen" zu lassen, weil sie ihre eigenen Gesetze oder Verfahrensvorschriften nicht eingehalten hat (siehe Achim).
Aber das wäre ein bewusster Umgang mit der Mediation. Für den möchte ich plädieren. Den können wir dann Fall-gerecht einsetzen. Und eben, wie Turmfalke ja auch schreibt, die Gewährleistung von Standards einklagen, die LKs an ihrem eigenen Anspruch nach außen messen.
Hier ist viel Schlaues und Interessantes geschrieben worden. Auch natürlich von der Gefahr der Umkehrung. Viel Kenntnis verbirgt sich dahinter. Könnten wir diese bündeln? Vielleicht hat jemand dazu eine Idee?
Macht´s gutt, liebe "Streiter auf dem Forum",
und es grüßt Euch
Wespe