Hallo Janchen,
ich hatte auf der Internetseite nachgesehen. Es ging um eine Unterschriftensamm-
lung. Mich spricht das nicht an.
Und mir ging es so, als ich Deine Weitergabe hier gelesen hatte, hat es mich eher
abneigend durchzuckt. Ich finde es unpassend, auch wenn es unter „Plaudern und Diskutieren „ steht.
Der Titel „Zeit zum Aufstehn“ läßt mich eher an andere Aktionen denken als an das,
was ich dann unterstehend lese. Aufstehn zu Taten, dazu ist es an der Zeit.
Es ist eine leichte Übung unter sowas lediglich seine Unterschrift zu setzen.
Sind es nicht einfach nur Lippenbekenntnisse? Was steht dahinter?
So, wie es in die Welt gerufen wird, sind es nichts anderes als Parolen,
eben genau das, was geschundene Menschen tiefer verletzt, die gerade nicht erfahren,
daß ihre Brüder und Schwestern sich schützend und helfend bewegen und handeln.
Es geht so sehr an den Hilferufenden vorbei.
Man kann es für immer wahr halten und es hilft garnichts.
Bei dieser Diskussion kam mir die Erinnerung an eine sehr fromme Familie aus Südsachsen.
Ich lernte sie kennen bei einer Veranstaltung , wo es um Mobbing ging.
Eine aus einem dortigen Gesundheitsverein hatte alles aufgeboten, daß ich komme und mich zu Wort melde.
Ich sollte das sagen, was ich im Telefongespräch mit ihr geäußert hatte. Als ich dort zuhörte, verstand ich auch warum:
die anwesenden Therapeuten rieten den Unglücklichen zu Sachen, die alle Welt weiß: geht spazieren, hört Musik,
trinkt Tee, .... Sie zeigten, daß sie keine Ahnung von den Dimensionen hatten und präsentierten Flachheiten.
Man hatte mich also auserkoren, dagegen aufzutreten. Nun gut, so war es denn auch.
Mich hat es sehr berührt, als dann nach dem offiziellen Teil , diese jungen Leute vor mir standen:
sie hatten immer die Jesus-Fahne geschwenkt und hochgehalten, ein frommes Familienleben geführt,
ihren Kindern Christentum vorgelebt, stets gebetet, Kirchgänge sowieso, treu und unerschütterlich im Herrn sich auch den Heiden präsentiert:
seit wie wir, macht es wie wir, dann lebt ihr recht, dann ists gut.
Der junge Mann war völlig desolat durch Mobbing. Sein ganzer Körper strahlte Schmerz und Elend aus.
Er war schon raus aus dem Beruf und in der Umschulung und sprach vor der Angst,es nicht zu schaffen.
Auch seine Frau ein einziges Bündel Angst und vor der Geburt des 6. Kindes.
Sie konnten und wollten nicht mehr hören, daß da einer sagt: Jesus wirds .schon machen .
Sie sagten mir beide, wie sie jetzt alles anders sehen mit ihrer christlichen Einstellung , daß sie jetzt etwas erleben,
wovon sie vorher keine Ahnung hatten und sie kritisch zurückblicken läßt auf sich selbst. Sie mußten bekennen, daß sie
die Belastung in Überlegungen zwang, ob es gut und richtig ist, noch ein 6. Kind auf die Welt zu bringen.
Bis dahin war das für sie selbstverständlich, nun verstanden sie plötzlich andere, die sich gegen Kinder entscheiden mußten.
Klar, wenn es um 6 Kinder geht, die man retten will, dann weiß man, daß Floskeln eher verantwortungslos sind.
Im Wissen um diese Zusammenhänge und die Schwere der Situation, die zu einem neuen Verstehen und Verständnis geführt hat, ist zwischen uns ein Band entstanden und es konnte sich ein klein bißchen mehr Kraft und Mut entfalten.
WGM