Evangelische Stiftung Neinstedt 17.09.1998 - Zeit zur Umkehr

#1 von Brockenhexe , 17.09.2018 04:31

Denk ich an Neinstedt in der Nacht…

Denk’ ich an Neinstedt in der Nacht,
dann bin ich um den Schlaf gebracht,
ich kann nicht mehr die Augen schließen
und meine heißen Tränen fließen.

Die Jahre kommen und vergehen,
doch das Mobbing an einer tüchtigen Heilpflegerin bleibt bestehen.
Zwanzig Jahre sind nun schon vergangen,
es wächst mein Sehnen und Verlangen.

Mein Sehnen und Verlangen wächst,
Brockenhexe hat die Stiftungsleitung nicht verhext,
wer hat sich das nur ausgedacht,
dass man hier im Verborgenen immer weitermacht?

Wer zieht die Strippen hinter der Wand?
Wer hat Spione und Petzer benannt?
Wer registriert Teamleiterins Kommen und Gehen
Um heimlich nach möglichen Fehlern zu spähen?

Elisabethstift war der letzte Ort,
sagt – ist es nicht sozialer Mord?
Wenn man eine Fachkraft so degradiert
Und mit unsinnigen Anweisungen schikaniert?

Wenn man ihre Kompetenzen beschneidet
Und ihr die Wertschätzung durch andere neidet?
Wenn Sympathisanten sie nur heimlich drücken,
und sich aus Angst vor den Chefs ganz tief bücken?

Kein Mobbing hat ewigen Bestand,
es fährt sich selber vor die Wand,
indem der Geist des Hauses leidet,
und so mancher Neinstedt meidet.

Und zähl ich die Jahre -- mit der Zahl
Schwillt immer höher meine Qual;
stets dasselbe Übel habe ich erblickt,
Im Luisenheim, auf dem Osterberg und im Elisabethstift.

Auch wir Harzhexen haben manchmal Streit,
doch zur Versöhnung sind wir immer bereit,
Bevor der Sonnenwagen aufsteigt wieder,
ringen alle böse Zwietracht wir mit Anstand nieder.

Ach, Ihr klugen und studierten Leiter,
durchstecht endlich die Beule voll mit Eiter,
und fangt mal etwas grundsätzlich Neues an,
damit Brockenhexe Gutes vermelden kann.

Gutes vermelden, das ist mein Ziel
Nach zwanzig Jahren bösem Spiel.
Habt Ihr den ersten Schritt erst mal getan,
fühlt es sich gar nicht so schrecklich an.

Ja, Ihr braucht euch nicht mehr zu verstellen,
heimlich mit bösen Wölfen bellen.
Ein neuer Geist weit ab von Spott und Hohn,
sorgt für mehr Arbeitsfreude und Motivation.

Na, endlich werden manche sagen,
die jetzt nicht den Mund zu öffnen wagen.
Warum haben die das nicht früher gemacht?
Das hat uns in ein schlechtes Licht gebracht!

Brockenhexe muss jetzt weiterziehen
Und freut sich schon auf ehrliches Bemühen.
Lernt nur fleißig von uns Harzer Urgesteinen,
das wird die Evangelische Stiftung wieder vereinen!

Brockenhexe bedankt sich bei Heinrich Heine für die Inspiration.

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RE: Evangelische Stiftung Neinstedt 17.09.1998 - Zeit zur Umkehr

#2 von Panama , 17.09.2018 11:10

Liebe Brockenhexe, Du bist eine begnadete Erzählerin und Dichterin, auch mitten in der Nacht...
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RE: Evangelische Stiftung Neinstedt 17.09.1998 - Zeit zur Umkehr

#3 von Jaccuse , 24.09.2018 20:38

Ich vermute, wer diese Geschichte verfolgt, dem stellen sich automatisch zwei Fragen.
1. Frage: Warum sucht sich das Opfer dieser unsäglichen Story nicht einen anderen Arbeitgeber?
2. Frage: Warum machen die Verantwortlichen immer weiter?

Nach allem, was wir über die Betroffene in diesem Forum gelesen haben, scheint sie eine besonders große Selbstverpflichtung verinnerlicht zu haben, gerade den hilfsbedürftigen Menschen in Neinstedt beizustehen. Nennen wir es doch einen innerlichen Auftrag, dem sie gerecht werden möchte. Vielleicht befürchtet sie auch ihr Weggang könnte als Schuldeingeständnis oder als Bestätigung für eine angebliche Unfähigkeit gedeutet werden. Da in dem Städtchen jeder jeden kennt, wäre es vielleicht ein Spießrutenlaufen mit Rechtfertigungszwang. Eine dritte Möglichkeit ist, sie hofft doch noch auf Rehabilitation, die Einsicht ihrer Vorgesetzten ihr massives Unrecht getan zu haben.

Die Kommentare und Argumente der Geschäftsleitung kennen wir nicht. Wir erfahren nur von den Folgen ihrer Entscheidungen. Wenn man alles so liest, könnte man eine Art Mobbing-Monopoly entwickeln:
Ereigniskarte: Du hast Dich vor Gericht gewehrt und gewonnen. Wir entziehen dir die Lizenz zum Weiterspielen. Ereigniskarte: Du hast Dir Hilfe von Außen geholt anstatt depressiv zu werden und dich zu vergraben. Du bekommst verschärften Karzer...äh... verschärfte Arbeitsbedingungen.
Wenn man den Zickzack-Weg der Betroffenen verfolgt, ließe sich schnell so ein Fieslingspiel konstruieren.

Aber welche Motive stehen wirklich hinter der doch äußerst auffälligen Verfolgung einer wohl doch hoch motivierten Mitarbeiterin und das nach 20 Jahren?
Mein erster Verdacht, vielleicht haben die jeweils zuständigen Geschäftsleitungen "den Fall" ohne sich ein eigenes Urteil zu bilden einfach übernommen?
Vielleicht hatten sie Sorge, ein Zurückrudern könnte ein Ansehensverlust bedeuten?
Vielleicht wissen die "Eingeweihten", die mutmaßlich eingespannten Bereichsleiter, zuviel über einen unprofessionellen Umgang mit unliebsamen Mitarbeitern?
Vielleicht will man bewusst alle anderen Mitarbeiter einschüchtern, damit sie bei Streitfragen niemals vor das Arbeitsgericht gehen?

Viele Fragen, keine Antworten. Für mich sind meine Annahmen zu der Betroffenen schlüssig, nachvollziehbar. Mir fällt auf, meine Fragen über die Motive der Leitung haben alle einen negativen Touch. Oder anders herum, kann es eine nachvollziehbare Motivation für das Handeln der Leitung geben? Ich lasse diese Frage hier mal so stehen.

Jaccuse

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RE: Evangelische Stiftung Neinstedt 17.09.1998 - Zeit zur Umkehr

#4 von Panama , 30.09.2018 21:00

An Jaccuse:
Ich habe deinen Beitrag gelesen und staune, dass bis jetzt niemand darauf reagiert hat. Forumsleser gibt es z.Z. gegügend...
Ich gehöre in der Neinstedter Geschichte lediglich zum Kreis der Beobachter auf dem Forum. Brockenhexe hat ihr Gedicht: "Denk ich an Neinstedt in der Nacht..." anlässlich des 20. "Jubiläums" des Mobbing-Anfangs (17.09.1998) der betroffenen Frau X gepostet. Zwanzig Jahre ist eine lange Zeit, eine sehr, sehr lange Zeit. Ich bewundere Frau X für ihr Durchhaltevermögen, auch wenn ich mich dieselben FRagen wie du am Anfang deines Beitrags schon gestellt habe. Aber dann fällt mir auch der Gedanke eines ev. Kirchenjuristen aus dem Jahr 1980: "Es ist gefährlich, Uneinigkeiten unter Christen immer nur auf dem Wege einseitigen Nachgebens lösen zu wollen." Der Satz liegt auch sehr lange zurück, aber die Aussagekraft gilt heute noch. Ist das vielleicht der Grund, weshalb Frau X nicht aufgibt?
Jaccuse: Deinen Namen hier im Forum finde ich einfach toll! Erstens, weil ich Zolas Romane besonders gerne lese, zweitens, weil Zola und ich einige (wenige!) biographische Gemeinsamkeiten haben (alldies ist natürlich hier völlig irrelevant!), aber vor allem drittens, weil mich die Dreyfus-Affäre schon seit meinerJugendzeit (liegt auch lange zurück!) schon immer an die Niere ging und heute noch geht. Man kann so viel daraus lernen...Ob es Zufall ist, dass du diesen Namen ausgesucht hast, weil Zola seine Anklage J'accuse gerade im Jahre 1898 - also 100 vor Beginn des Falles in Neinstedt - veröffentlichte? Nur du weißt es! In jenem Jahr saß schon Dreyfus seit vier Jahren auf der Ile du Diable im heutigen Guyana wegen eines Verbrechens,von dem man damals schon wissen musste, dass er es nie begangen hatte. Die Dreyfus-Affäre war eine Intrige, ein Mobbing/Bossing-Fall, würde man heute sagen. Manche "Beweise" waren gefälscht, manche Prozesse purer Hohn: reine Machenschaften...
Von den ersten Verdachtsmomenten gegen Dreyfus, dir Vorurteilen entstammten, über dessen Verurteilung in nichtöffentlicher Sitzung vom dem Kriegsgericht bis zum FReispruch in einer Wiederaufnahme des Verfahrens vergingen über 20 Jahre. Eine sehr, sehr lange Zeit...Aber in diesem Kampf zwischen Staatsräson und Menschenrechten siegten letztlich letzere. Die Dreyfus-Affäre hatte ein Land tief gespaltet. Und die kath. Kirche bzw. die kath. Presse? In einer Zeit von extremem Nationalismus, ungehemmter Staatsmacht und Antisemitismus stand sie auf der Seite der Antidreyfusarden.
Zolas flammender Artikel hatte zwar die volle Rehabilitierung von Dreyfus gebracht, aber ihm selbst hatte sein Einsatz geschadet. Er wurde wegen "übler Nachrede" verurteilt, verbrachte ein Jahr in Exil in London und starb bald nach seiner Rückkehr. So hoch war der Preis für seinen Mut gewesen, seine Zivilcourage, würde man heute sagen.
Aber zurück zu dir, uns bzw. David: Es wäre natürlich sehr anmaßend unsere Mobbing-Fälle innerhalb der ev. Kirche mit dem immensen Unrecht zu vergleichen, dem Dreyfus und seiner Familie - und Zola - widerfahren ist. Will ich auch nicht und das hast du wahrscheinlich auch nicht mit deinem Namen beabsichtigt. Aber es gibt Parallele.
Es geht uns doch im David-Verein um Fairness und um die Rechte der Betroffenen gegenüber der allmächtigen Institution Kirche. Gerade die Strukturen innerhalb der Amtskirche und die eigene Gerichtsbarkeit begünstigen Mobbing-Handlungen durch Vorgesetzte/Machthaber, wogegen der kleine Mann / die kleine Frau (z.B. Pfarrperson) sich kaum wehren kann. Diese Strukturen laden sogar regelrecht dazu ein. Und wenn niemand von uns auf die Teufelsinsel (Guyana) verbannt wurde, sind wir zumindest alle in einen Teufelskreis bzw. in den Strudel einer üblen Intrige geraten. Ein faires Verfahren nach heutigem rchtssattlichem Maßstab haben manche Betroffene in ihrer Landeskirche nicht einmal gehabt...Einige Pfarrpersonen wurden in den Wartestand versetzt, manche anschließend in den Ruhestand. Das sind die "Iles du Diable" des ev. Kirchenrechts... Deswegen haben manche den Kampf gar nicht gewagt, andere ihn aufgegeben oder aufgeben müssen. Den kirchlichen Angestellten ging es auch nicht unbedingt besser, wie man im Forum lesen kann.
Goliath gegen David: So hat der Verein David die nächste Tagung tituliert. Ein trauriges Fazit. David hat in vielen Fällen Solidarität und Beistand geübt und kirchinterne Aktionen in die Wege gebracht - und das ist hoch anzuerkennen, aber unter dem Strich war der Verein von Anfang an zu schwach gegenüber Goliath - auch deshalb, weil ihm starke Stimmen wie die von einem Zola fehlten. Ob es nach der nächsten Tagung anders wird?
Das fragt
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RE: Evangelische Stiftung Neinstedt 17.09.1998 - Zeit zur Umkehr

#5 von turmfalke , 01.10.2018 11:32

Lieber Jaccuse,

Du stellst zwei legitime Fragen zu der ewigen Mobbinggeschichte von Neinstedt:
1. Frage: Warum sucht sich das Opfer dieser unsäglichen Story nicht einen anderen Arbeitgeber?
2. Frage: Warum machen die Verantwortlichen immer weiter?

Ich selber bin wie du nur indirekt beteiligt als Leser des Forums. Ich hatte aber einmal die Gelegnheit mit der Betroffenen persönlich zu sprechen. Dabei habe ich ihr die gleichen Fragen gestellt.

zu 1: Selber würde sie sich öffentlich dazu nie äußern. Aber es ist schon so, wie du vermutest. Sie denkt nicht daran, sich woanders zu bewerben und an einem anderen Ort einen Neuanfang zu wagen. Die Gründe sind so ähnlich, wie du es vermutest: a) Es gibt für sie sehr persönliche Motive, in Neinstedt zu bleiben. b) Sie liebt Ihre Arbeit mit den behinderten Menschen, die ihr in Neinstedt seit langer Zeit vertrauen. c) Und sie will auch nicht nachgeben, weil sie sicher weiß, dass sie zu Unrecht bedrängt wird.

Ihre Haltung, so ganz im Stillen weiterzumachen, ist bewundernswert. Wir sollten sie dabei weiterhin unterstützen.

zu 2: Hier kann man nur spekulieren. Persönliche Motive einzelner verantwortlicher Personen gibt es vermutlich. Und wenn es ein Klima der Angst innerhalb der Einrichtung ist, dass die Leute bindet. Es liegt aber auf der Hand, dass der Konflikt in all den Jahren innerhalb der Einrichtung schon mehrfach von einer Person zur andern weitergegeben worden ist. Mehrere Generationen von Leitungskräften nacheinander haben sich schon daran verbissen.

So kann ich nur vermuten, dass es tatsächlich so etwas wie eine Eigendynamik in einer kirchlichen Institution gibt: "Kirche ist qua Definition gut. Sie macht keine Fehler. Das ist das Dogma. Deshalb kann sie es auch nicht zugeben, wenn doch mal etwas schief gelaufen ist.

Kirche hat den Auftrag im Namen Jesu Sünden zu vergeben. Dabei ist sie immer die Gebende. Dass es einmal umgekehrt sein kann und dass Kirche in einer Sache schuldig geworden ist und selber um Vergebung bitten muss, das fällt ihr offensichtlich sehr schwer anzunehmen."

So habe ich unsere alte Mutter Kirche zumindest an anderer Stelle auch erlebt. Vielleicht ist es in Neinstedt ähnlich.

Viele Grüße! Turmfalke


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RE: Evangelische Stiftung Neinstedt 17.09.1998 - Zeit zur Umkehr

#6 von Panama , 01.10.2018 12:22

Danke für deinen Beitrag, Turmfalke!
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RE: Evangelische Stiftung Neinstedt 17.09.1998 - Zeit zur Umkehr

#7 von Jaccuse , 03.10.2018 20:36

Wie Panama schon richtig vermutet hat, ist dieser Forumsname kein Zufall, auch wenn sicher nicht mehr viele wissen, was mit der Dreyfuss Affaire gemeint ist. Der Schriftsteller Emile Zola ist nach meinem Wissensstand an einer Kohlenmonoxyd-Vergiftung gestorben. Der Hausmeister soll auf dem Sterbebett zugegeben haben, den Ofen von Zolas Haus entsprechend manipuliert zu haben. In Wikipedia liest man aber, der Verdacht des wissentlich herbeigeführten Todes sei nicht sicher erwiesen.

Was man aus diesen Zusammenhängen erkennen kann ist, wie tiefgreifend das Streben nach Macht ist, welche starke Antriebsfeder des Hass ist, wie hinterhältig und erbärmlich die Wege sind, wenn Menschen sich selbst anhand von Niederlagen und Schmähungen anderer aufrichten und in ein gutes Licht stellen wollen. Und wie schwach oft die Stimme des Gewissens ist und wie sie mit immer neuen Rechtfertigungen übertönt werden will, wenn das Ziel der Vernichtung des anderen nicht aufgegeben wird. Vielleicht hat Jesus uns deswegen die so schwierige Bergpredigt hinterlassen. Sie zwingt uns unser Fühlen, Denken und Handeln radikal in Frage zu stellen und uns an einer Utopie menschlichen Handelns auszurichten, die nur Realität wird, wenn wir sie leben - irgendwann und irgendwie.

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RE: Evangelische Stiftung Neinstedt 17.09.1998 - Zeit zur Umkehr

#8 von Panama , 04.10.2018 18:41

Gut formuliert!

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RE: Evangelische Stiftung Neinstedt 17.09.1998 - Zeit zur Umkehr

#9 von Joringel , 23.10.2018 07:49

Als mir ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 2001 in die Hände fiel, musste ich unwillkürlich an dieses Gedicht denken. Der Zeitungsartikel trug die Überschrift:
"Mobbing - Auch in der Kirche ein Thema". In Gedanken fügte ich das Wort "Diakonie" hinzu. Dann würde sie lauten: Mobbing auch in Kirche und Diakonie ein Thema.

In diesem Artikel heißt es:
"Dass es auch in der Kirche "menschelt" ist schon fast keine Nachricht mehr. Wie könnte es denn auch anders sein, arbeiten dort auch Menschen aus Fleisch und Blut. Selbst Mobbing soll dort vorkommen."
Im weitern Verlauf des Textes fährt er fort: "Unter Mobbing wird eine längere systematische Ausgrenzung eines Kollegen und einer Kollegin verstanden. Es kann ganz harmlos beginnen. Die einst geachtete Kollegin sitzt plötzlich immer alleine am Tisch in der Kantine, selbst über dienstliche Angelegenheiten wird sie nicht mehr informiert, sodass sie betriebliche Aufgaben nicht mehr erfüllt und zum Geburtstagsumtrunk wird sie nicht mehr eingeladen. Solche Ausgrenzung steckt auf Dauer niemand weg. Mobbing macht krank, darüber sind sich alle Experten einig.
Nun ist nicht jeder Konflikt mit dem Vorgesetzten, jede Dienstanweisung oder jede Versetzung gleich ein Fall von Mobbing. Erst wenn Konflikte nicht mehr offen benannt und einer Lösung zugeführt werden, ist der Nährboden für Mobbing gelegt.

Auszug, veröffentlicht in Sunday Rhein-Main am Sonntag 18.03.2001
Verfasser Kurt-Helmuth Eimuth - damaliger Pressesprecher einer Evangelischen Landeskirche


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zuletzt bearbeitet 23.10.2018 | Top

RE: Evangelische Stiftung Neinstedt 17.09.1998 - Zeit zur Umkehr

#10 von Panama , 23.10.2018 13:45

"Rechtswidriges Gesamtverhalten"
Joringel, du beziehst dich auf einen Presse-Artikel aus dem jahr 2001. Mobbing-Definitionen und Mobbing-Bücher gibt es in der Zwischenzeit unendlich viele... Juristisch sind sie auch schwierig. Das Wort Mobbing ist in der Zwischenzeit abgebenutzt, obwohl auch ich es gern und oft benutze, und es wirkt aggressiv. Prof. Leymann konnte Anfang der 90er zumindest damit einem Phänomen mit enormem zerstörischem Potential einen Namen nennen und Betroffenen helfen, das Erlebte zu verstehen. Dafür sind sie ihm dankbar.
Ich habe soeben zufällig unter Buschmann.arbeitsrecht: Was ist Mobbing? eine Formel gefunden, die mir sehr gut gefällt.
Nachdem lange Zeit ein Urteil aus Thüringen als Massstab galt wie Mobbing zu definieren sei, gibt es seit 2007 eine neue Formel des Bundesarbeitsgerichts: Schlicht und einfach: "Rechtswidriges Gesamtverhalen". Es gibt auf jeden Fall dem Begriff Mobbing eine klare Dimension. Alleine in der Kantine essen zu müssen, ist zwar fies, aber es reicht hier nicht aus.
Ich wollte nur auf diese Seite und diese Formel aufmerksam machen. Aber vielleicht sollten wir überlegen, ob wir sie nicht für den Namen des Vereins übernehmen. Das ist nur eine Anregung... Stoff zum Plaudern halt...
Panama

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