Die Geschichte vom tapferen Pfarrer

#1 von Achim , 08.02.2019 20:03

Liebe Kinder,

in den letzten Tagen ist mir die Geschichte vom tapferen Pfarrer in die Hände gefallen, die ich Euch nicht vorenthalten möchte:


Es war einmal ein Pfarrer, der in einer unserer Gliedkirchen die ihm anvertraute Gemeinde zu allgemeiner Zufriedenheit betreute. Auch die Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand begann vielversprechend und vertrauensvoll, - bis erste dunkle Wolken aufzogen. Mit zwei Kirchenvorstandsmitgliedern klappte die Zusammenarbeit nicht mehr so richtig. Unser Pfarrer beriet sich mit seinem Dekan und auch dem Propst und schlug vor, dass man die vorhandenen Konflikte im Rahmen einer Mediation bearbeiten könne, wobei er § 26 Abs. 5 PfDG vor Augen hatte. Gesagt, getan, - mit Ausdauer und gutem Willen von allen Seiten fand über Monate die Mediation statt. Die einen sagten, die Mediation sei erfolgreich durchgeführt worden, es gab allerdings auch die Meinung, dass der Mediator die eigentlichen Probleme mit den Medianden nicht sachgerecht bearbeitet habe. Kurzum: der Friede zwischen Pfarrer und Kirchenvorstand währte nicht lange und nun wollte auch der komplette Kirchenvorstand unseren Pfarrer loswerden. Die Kirchenleitung zeigte sich behilflich: sie bot unserem Pfarrer eine andere Pfarrstelle an und winkte gleichzeitig mit dem Zaunpfahl der "Ungedeihlichkeit", neuerdings "nachhaltige Störung" genannt. Unser Pfarrer zeigte sich einsichtig und erklärte seine grundsätzliche Bereitschaft zum Pfarrstellenwechsel. Nun begab es sich aber, dass unser Pfarrer und seine Kirchenleitung sich über den Zeitpunkt des Pfarrstellenwechsels nicht so recht verständigen konnten. Der Pfarrer wollte nämlich noch das bevorstehende Weihnachtsfest mit seiner Gemeinde feiern und seine Konfirmanden konfirmieren, bevor er die Gemeinde wechselte. Das mochte die Kirchenleitung jedoch nicht abwarten, die dem Kirchenvorstand "eine schnelle Lösung" versprochen hatte. Demzufolge zog unser Pfarrer seine Bewerbung für die neue Pfarrstelle zurück und die Kirchenleitung kündigte ihm die Einleitung von Erhebungen unter gleichzeitiger Suspendierung an. Der unbotmäßige Pfarrer bittet daraufhin das Kirchengericht um Beistand, das die Sache gemütlich angeht. Als es sich nach dreimonatiger Prozessdauer immer noch nicht zu einer Entscheidung durchringen konnte, platzte dem ungeduldigen Kirchenvorstand der Kragen und verfiel auf die geniale Idee des kollektiven Rücktritts, um so richtig Druck auf den Kessel zu bringen. Und unsere tatkräftige Kirchenleitung zögert nicht lange und leitet deshalb mal schnell die Erhebungen ein. Aber gar nicht feige reicht der tapfere Pfarrer auch hiergegen gleich weitere Klage zum Kirchengericht ein und hofft auf dessen Weisheit.

Wie die Geschichte vom tapferen Pfarrer weitergeht, erzähle ich Euch, liebe Kinder, wenn ich mal mehr Zeit habe.


Euer

Märchenonkel


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RE: Die Geschichte vom tapferen Pfarrer

#2 von Panama , 09.02.2019 10:28

Lieber Märchenonkel,
das ist aber wieder eine grausame Gute-Nacht-Geschichte, die uns hier vorgelesen wurde. Wir brave Kinder lieben tapfere Pfarrer und werden wütend, wenn sie geschubst, gedrängt und drangsaliert werden. Hoffentlich kommt am Ende deiner Geschichte eine gute Fee dem tapferen Pfarrer zur Hilfe und zaubert im Gerichtssaal das Böse weg. Erzähl bald weiter...
Ein braves Kind

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RE: Die Geschichte vom tapferen Pfarrer

#3 von Joringel , 09.02.2019 13:09

Also, liebe Kinder, Onkel Achim meint es ja gut, aber davon entsteht noch nicht immer gleich das Gute. Denn da gibt es ja auch immer noch böse Wölfe. Die modernen Wölfe können sich noch besser verstellen als die alten früher. Sie heißen nicht mehr einfach nur Wolf, sondern leitender geistlicher Kirchenwolf, oder Oberkirchenratswolf oder ähnlich schöne Titel, und wenn die dann an die Presse gehen und über den Pfarrer mit milden Worten berichten wie der Arme seinem Amt nicht gewachsen war, dann glauben die dem doch. Und dann geht die böse Geschichte immer weiter bis der arme Mensch vielleicht vor Erschöpfung zusammenbricht. Dann haben die aber kein schlechtes Gewissen! Nein, nein und nochmals nein, denn dann sagen die: Wir haben es ja schon immer gewusst, er ist nicht belastbar. Und dann hat er noch die Dreistigkeit vor ein Kirchengericht zu gehen, Unverschämtheit! Der hat wohl nicht kapiert, dass das nur schmückendes Beiwerk sein soll für die Quengler, die ewig nach dem Recht fragen. Also, drückt eure Teddybären noch lange fest im Arm, man weiß nie, was noch passiert.... Und esst Knoblauch, vielleicht hilft es ja auch gegen Kirchenvampire!

Onkel Joringel


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RE: Die Geschichte vom tapferen Pfarrer

#4 von Achim , 16.02.2019 14:41

Tja, liebe Kinder,

unser tapferer Pfarrer, der voller Gottvertrauen auf die Weisheit des Kirchengerichts setzte, wurde soeben bitter enttäuscht und setzt jetzt unverdrossen auf die des Kirchengerichtshof der EKD. Denn die Hoffnung auf ein glückliches und gerechtes Ende stirbt zuletzt.


Euer

Märchenonkel


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RE: Die Geschichte vom tapferen Pfarrer

#5 von Panama , 16.02.2019 17:05

Au weia!

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RE: Die Geschichte vom tapferen Pfarrer

#6 von Panama , 17.02.2019 11:54

Sag mal, Märchenonkel, wie lange ist der tapfere Pfarrer schon unterwegs auf Tour der Kirchengerichte oder anders gefragt: Wie viele Etappen hat er schon hinter sich?
Darfst du es uns erzählen?
Panama

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RE: Die Geschichte vom tapferen Pfarrer

#7 von Joringel , 17.02.2019 19:47

Nein, das kann ich gar nicht. Ich bin nur auf Achim's Stil eingegangen. Sicher wird er uns bei guter Gelegenheit auf dem Laufenden halten.

Es grüßt Joringel


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RE: Die Geschichte vom tapferen Pfarrer

#8 von Achim , 18.02.2019 13:17

Hallo Panama,

darin besteht ja das ganze Drama. Beschreibt man detailliert skandalträchtige Einzelheiten lassen sich die Beteiligten (Kirchenleitung und Pfarrer) ohne sie ausdrücklich zu benennen auch von den Betroffenen leicht identifizieren. Und dann droht dem Pfarrer zusätzliches Ungemach, bspw. deshalb weil durch die Veröffentlichung seines Schicksals die Spaltung seiner Gemeinde befördert werden könnte. Ist jedenfalls ein beliebtes Argument von Kirchenleitungen zur Begründung der "Ungedeihlichkeit".

Der Vorstand und innere Zirkel unseres Vereins ist natürlich über Einzelheiten des Schicksals unseres tapferen Pfarrers informiert.

Als Märchenonkel habe ich mich hier nur deshalb betätigt, um unseren Lesern wenigstens einen groben Einblick in unsere Tätigkeit zu geben.

Euer

Märchenonkel


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RE: Die Geschichte vom tapferen Pfarrer

#9 von Panama , 18.02.2019 14:59

Das versteh ich alles sehr gut. Aber als Leser/in macht man sich ja eigene Gedanken...
Ich wünsche dem tapferen Pfarrer und seinem Verteidiger viel Glück!
Panama

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RE: Die Geschichte vom tapferen Pfarrer

#10 von Achim , 19.02.2019 17:50

Hallo Panama,

Du wünschst unserem tapferen Pfarrer freundlich "viel Glück".

Bisher war ich der Auffassung, dass es bei (kirchen-) gerichtlicher Auseinandersetzung weniger auf "Glück" sondern auf fundierte Rechtskenntnisse und deren vorurteilsfreie Anwendung ankommt, wobei man wissen muss, dass alle kirchlichen Gerichte fast ausnahmslos mit ehrenamtlichen Richtern besetzt sind, die im Hauptberuf Richter an staatlichen Gerichten sind oder zumindest waren.

Demzufolge darf durchaus vermutet werden, dass die von der Kirche berufenen ehrenamtlichen Richter zwar über die erforderliche Sachkunde verfügen, jedoch wegen ihrer hauptberuflichen Richterpflichten ihre ehrenamtlichen -aus welchen Gründen auch immer - nur nebenbei und nicht immer sachgerecht erfüllen.

Dass jedes Kirchengericht auch im Hause der jeweiligen Kirchenleitung, also des Prozessgegners, residiert und dass die Kirchenleitung auch das Geschäftsstellenpersonal des Kirchengerichts stellt, lässt bei vielen Betroffenen zudem den Verdacht aufkommen, dass Kirchengerichte wegen dieser Nähe zur Kirchenleitung nicht gar so unbefangen urteilen, wie es wünschenswert wäre.


Bis demnächst


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RE: Die Geschichte vom tapferen Pfarrer

#11 von Joringel , 20.02.2019 09:27

Lieber Achim,

nach meiner Kenntnis haben schon etliche Betroffene solche deprimierenden Erfahrungen machen müssen. Ich dachte kürzlich wieder daran, weil ich einen Freund habe, der Facharzt für Psychiatrie ist und auch Gutachten für Gerichte schrieb, hochgeschätzt, zügig und sehr sorgfältig übrigens. Als er zu Anfang dieser Tätigkeit in einer Verhandlungspause zu der Richterin ging, um zu plaudern, wurde ihm sehr deutlich klar gemacht, dass dieses Verhalten ein absolut "no go" ist. Und klar - er hat es auch verstanden. Aber bei den Kirchengerichten gibt es diese Distanz nicht und das verführt nach meiner Einschätzung zu Urteilen, die "gefällig" sind und nicht den Impetus haben, die Kirchenfunktionäre zu mehr Rechtstreue zu erziehen.

Joringel


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RE: Die Geschichte vom tapferen Pfarrer

#12 von Panama , 20.02.2019 11:50

Hallo Achim und Joringel,
es geht mir im Kern um ein Menschenrecht, nämlich das Recht auf ein faires Verfahren bzw. auf Rechtsstaatlichkeit.
Was ein anderer tapferer Pfarrer in seiner Landeskirche (ich werde sie nicht nennen) in der Verganheit erlebt hat, ist einfach übel, sehr übel sogar. Einzelheiten darüber sind ja David-intern bekannt.
Daher wünsche ich dem tapferen Pfarrer, worum es hier geht, ein faires Verfahren. Im Prinzip eine Selbstverständlichkeit, oder?
Liebe Grüße
Panama

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RE: Die Geschichte vom tapferen Pfarrer

#13 von Panama , 22.02.2019 16:03

Aus der Geschichte eines anderen tapferen Pfarrers:
Durch das unlautere Verhalten anfangs einiger kirchenleitender Drängler "hintenrum" im Jahr XX und schließlich genauso "hintenrum" des ganzen Kollegiums im Jahr XX wurde eine vermeidbare Entwicklung in Gang gesetzt. Wie belegt ist, haben mehrere Kirchenjuristen die Aufklärung nach dem Pfarrergesetz der Landeskirche XX behindert und sich nicht einmal vor Rechtsbeugung gescheut.
Nachdenklich macht im Zusammenhang mit der Waffen-und Chancengleichheit folgende Erkenntnis im Urteil des VGH der EKU vom 22. Februar 2007 (S. 10):"Dass ein Gemeindekirchenrat, selbst wenn er nicht juristisch beraten wird, faktisch sehr mächtig sein kann, zeigen die nur gelegentlich, aber nicht immer unbegründeteten Vorwürfe, der Pfarrer werde "gemobbt"". Umso verwerflicher ist es, wenn ein juristisch beratener Gemeindekirchenrat den Gemeindepfarrer tatsächlich durch Mobbing von seiner Stelle drängen lässt.
Das ist auch der Grund, weshalb eine von der Kirchenleitung festgestellte "Zerstörung des Vertrauensverhältnisses" stets darauf zu prüfen ist, ob doch nicht rechtsmissbräuchliche Handlungen dahinter stecken. Es darf nämlich eine behauptete Zerrüttung weder treuwidrig herbeigeführt (etwa vom Kirchenvorstand oder Besetzungsgremium) noch treuwidrig festgestellt worden sein. So war es eigentlich in der EKHN undist inzwischen im Pfarrerdienstgesetz der EKD-Recht verankert.
Es kann jedenfalls nicht ausgeschlossen werden, dass die juristischen Berater hinter einem solchen Beschlussdes des Gemeindeorgans sogar in den Etagen der Kirchenleiteung aufzufinden sind. Wenn aber das Opfer die Aktion durchschaut und benennt, dann darf nicht aus falscher Scham der Versuch gemacht werden, den Spieß umzudrehen, als würde das Opfer, das letztlich nur auf seine Betroffenheit aufmerksam macht, als vertrauenszerstörend und der Gemeinschaft schadend in die Ecke gestellt werden. Das wäre ja die Quintessenz von Mobbing.

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RE: Die Geschichte vom tapferen Pfarrer

#14 von Panama , 26.02.2019 13:19

Leider weiß ich nicht, wie man einen Thread eröffnett, daher schließe ich diesen Beitrag an der Geschichte vom tapferen Pfarrer an. Thematisch passt es auf jeden Fall.
Mir ist bewusst, dass es bei David um Mobbingfälle in der ev. Kirche geht. Jedoch bin ich zufällig neulich auf den Fall eines Pfarrers/Priesters (verheiratet mit Kindern) gestossen, der sich bei den Alt-Katholiken (Kaufbeuren/Neugablonz) abspielt (ich dachte zunächst, es sei ein ev. Fall, merkte aber bald, dass es nicht ganz passte). Ich will lediglich auf zwei öffentliche Beiträge hinweisen.
1. So geht Mobbing "christlich" - Myheimat.de vom 8. Dezember 2018
2. Kirchenleitung ohne Nächstenliebe? Kreisbote.de(Kaufbeuren) vom 23.10.2018
Wie die Gerichtbarkeit bei den Alt-Katholiken funktioniert, weiß ich nicht, aber der Betroffene ist sehr tapfer.
Vielleicht hat jemand Zeit und Lust und liest sie...
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RE: Die Geschichte vom tapferen Pfarrer

#15 von Achim , 27.02.2019 08:54

Hallo Panama,

wie eröffne ich einen Thread?


1. Oben links auf "Forum Übersicht" gehen.

2. Dann passende Rubrik aussuchen, bspw. "Berichterstattung über Mobbing..." und anklicken.

3. Dort oben links Kästchen "neues Thema" anklicken und los geht´s.


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