Von der Jahrestagung 2018 in Sondershausen

#1 von turmfalke , 12.11.2018 23:52

Hallo Forumsgemeinde!

Eben ist unsere diesjährige Jahrestagung 2018 zu Ende gegangen. Vom 09. bis 11. November waren wir wieder in Sondershausen. Es war wieder eine intensive, aber auch eine sehr anstrengende Tagung. Zwischen 30 und 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren dabei. So viele konnte der kleine Raum unter dem Dach im Thüringer Hof gerade fassen. Die meisten waren von weither angereist, um die Gemeinschaft mit Leidensgenossen und Weggefährten zu erleben, die vergleichbare Erfahrungen mit Mobbing in der Kirche gemacht haben wie sie selber. Mit der Zeit lernt man sich in der David-Familie kennen. Es waren auch einige neue Gesichter dabei , die die Gelegenheit wahrnahmen, ihre Geschichte im Plenum oder im kleinen Kreise zu erzählen. Zuhören, verstehen, ermutigen, Rat geben, das war der Rhythmus der Tage.

Wir hatten diesmal keinen Referenten von außen eingeladen. Dafür berichteten am Samstagnachmittag die drei Gründungsmitglieder unseres Vereins "D.A.V.I.D. gegen Mobbing in der ev. Kirche" Ingrid Ullmann, Rosmarie Daser-Martin und Sabine Sunnus davon, wie es mit dem Verein vor jetzt fast 20 Jahren begonnen hatte und was die Mitglieder und der Vorstand des Vereins seitdem erlebt haben: Eine unglaubliche Geschichte, erschreckend und bewundernswert zugleich. Die Leistung, die bei vielen 100 Beratungsfällen erbracht worden ist, kann man in ihrem Wert kaum ermessen. Dennoch bleibt die Geschichte unter dem Strich bedrückend. Den meisten Mobbingopfern konnte man vom Verein aus zur Seite stehen und sie stützen, wirklich helfen und Mobbingsituationen überwinden konnte man in den meisten Fällen aber nicht wirklich.

Als dann im zweiten Teil des Nachmittags die Frage gestellt wurde: "Soll es David als Verein in Zukunft weiterhin geben?" da war die Antwort von fast allen Teilnehmenden sehr deutlich: "Ja, leider muss es David immer noch gegeben. Wir machen weiter!"

Am Sonntagmorgen begannen wir mit einem Gottesdienst.

Danach folgte die offizielle Jahreshauptversammlung des Vereins. Der Vorstand des Verein berichtete von seiner Arbeit, von dem Fortgang mancher gerichtlicher Auseinandersetzungen, von der Beratung einer großen Zahl von Betroffenen und von den Problemen, die der Vorstand im vergangenen Jahr mit dem Datenschutz, mit der Homepage und mit unserem Archiv zu bewältigen hatte. Der Kassenbericht wurde mit positivem Saldo vorgelegt und dem Vorstand wurde Entlastung erteilt. Dann waren turnusmäßig Neuwahlen auf der Tagesordnung. Die langjährigen Vorstandsmitglieder Ingrid Ullmann und Rosmarie Daser-Martin als Kassenwartin traten nicht wieder zur Wahl an. Ihnen wurde herzlich mit Applaus für Ihre wertvolle Mitarbeit im Verein gedankt. Dann wurden die anderen bisherigen Vorstandsmitglieder und drei Neue in den neuen Vorstand gewählt. Die bisherige 1. Vorsitzende Gisela Kittel teilte mit , dass sie in der neuen Wahlperiode den Vorsitz nicht wieder übernehmen möchte. Ihr wurde herzlich für ihre verantwortliche Arbeit gedankt. Es wurde vereinbart, dass der neue Vorstand die Frage des Vorsitzes bei einer ersten Sitzung intern regelt. Dies ist laut Satzung möglich. Dann wurde die Tagung mit einem Reisesegen beendet.

Soweit mein kurzer Bericht. Darf ich andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer bitten, zu ergänzen und eigenständig zu erzählen, wie sie die Tagung erlebt haben?

Viele Grüße!
Turmfalke


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RE: Von der Jahrestagung 2018 in Sondershausen

#2 von Joringel , 13.11.2018 12:41

Lieber Turmfalke,

herzlichen Dank für Deinen Bericht. Sehr gern hätte ich den Spruch noch einmal gelesen, den uns Gisela Kittel mit auf den Weg gegeben hat. Er war von Augustinus fing ungefähr so an: Was Ihr tut, tut es aus Liebe. Hat ihn jemand mit geschrieben?

Ja, es war sehr schmerzlich wieder und wieder hören zu müssen, wie die alten Muster der Ausgrenzung immer noch greifen. Und die Täter in den Gemeinden fühlen sich sicher. Haben sie doch ihre Fühler schon zu den höheren Ebenen ausgestreckt. Und diese sitzen zusammen mit ihren Kirchenjuristen im weichen Pfuhl des Art.140 GG. Sie wissen, dass ihre Sichtweise meistens auch die Sichtweise der Kirchengerichte maßgeblich beeinflusst. Sie wissen, dass ihre Sichtweise auch die Sichtweise der von ihnen so genannten und entsandten "Mediatoren" beeinflusst. Sie wissen, dass ihre Sichtweise auch oft die Sichtweise der Presse beeinflusst und sie als Kirche ein Pöstchen im Rundfunk- und Fernsehrat haben. Mobbing in der Kirche? Nein, das ist übertrieben. Vielleicht gibt es hier und da mal einen tragischen Einzelfall, aber da gucken wir schon sehr genau hin. Keine Intrige ist ihnen zu schäbig als dass sie sie nicht mit Bossing unterstützen, Hauptsache das Bild vom seligen Frieden bleibt in der Öffentlichkeit erhalten.

Und was man auch immer wieder dazu sagen muss - Mobbing an Pfarrpersonen betrifft in der Regel eine ganze Familie. Die Kinder der Betroffenen verstehen die Welt nicht mehr. Sie reagieren mit psychischen Störungen. Ihre friedliche Kindheit findet ein jähes Ende. Der Vater oder die Mutter hinter vorgehaltenen Händen geschmäht, der Rausschmiss aus dem Pfarrhaus ist damit vorprogrammiert. Die Ehepartner leiden unter der Demontage ihres geliebten Partners und an Existenzängsten. Was ist, wenn die Buschtrommel eine Neueinstellung verhindert? Man möchte wirklich jedem Interessenten, jeder Interessentin an diesem Beruf raten, parallel eine zweite Ausbildung zu machen für den Fall der Fälle..., damit er/sie nicht in die Abhängigkeitsfalle geraten.

Aber auch das Mobbing in Betrieben der Diakonie ist erschreckend. Es sollte keiner glauben, dass hier andere Regeln gelten als in Einrichtungen, die von großen Konzernen zwecks Gewinnmaximierung betrieben werden. Der einzige Unterschied zu den Pfarrpersonen ist der, dass man in so einem Fall eher wieder eine Stelle bekommen kann, als da wo die Landeskirche ihre Finger im Spiel hat. Besonders häufig taucht im Focus von D.A.v.I.D.e.V. die EKHN auf. Aber auch die EKiR hat Leichen im Keller, gebrochene gebrochene Lebensläufe - gebrochene Menschen, die im Irrgarten der Machtspiele in die totale psychische Erschöpfung getrieben wurden.

Nein, es ist wirklich deprimierend. Und deshalb war die Bitte aus dem Plenum sehr authentisch , den Verein über den Generationswechsel hinweg weiterzuführen.

Es gibt einige Fälle, die ziehen sich schon über mehrere Jahre hin. Sie beinhalten den Stoff für ein Mobbingtäter-Lehrbuch. Oder zumindest für eine Veröffentlichung, mit welch miesen Mitteln Menschen unter Druck gesetzt und gedemütigt werden. Gedankenspiele zu diesem Thema gibt es schon. Hoffentlich finden einige die Kraft, diese Gedanken auch in die Tat umzusetzen.


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RE: Von der Jahrestagung 2018 in Sondershausen

#3 von Achim , 15.11.2018 15:18

Liebe Freunde,

Turmfalke und Joringel haben ja schon umfassend von unserem Jahrestreffen berichtet. Da gibt es nur noch wenig zu ergänzen, vielleicht dass wir nicht permanent ausschließlich sorgenvoll mit unseren Problemen beschäftigt waren, sondern auch Zeit für durchaus angenehmen und fröhlichen Austausch fanden. Turmfalke hat es schon treffend formuliert: da haben sich Mitglieder der DAVID-Familie getroffen.

Tja, und ich hatte auf der Mitgliederversammlung von juristischen Auseinandersetzungen unserer Mitglieder aus dem vorangegangenen Jahr berichtet. Ich denke, dass ich demnächst auch hier - anonymisiert - von kirchengerichtlichen Abenteuern des letzten Jahres gesondert berichten werde.

LG

Euer

Achim


Gemeinsam sind wir stark!

 
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RE: Von der Jahrestagung 2018 in Sondershausen

#4 von Joringel , 16.11.2018 10:44

Mir ist noch aufgefallen, dass wir doch noch einen Aspekt in der Rückschau nicht thematisiert haben: Eigentlich ist es doch sehr, sehr merkwürdig, dass es Gemeindeglieder waren, die sich zur Gründung eines solchen Vereins gezwungen sahen. Wir diskutierten auch darüber, wo denn die Solidarität, die Besorgnis, die Gegenwehr der Pfarrervereine bleibt. Es gibt nur einige, wenige Aktive, die dann auch zu kämpfen haben. Aber es ist doch ein Armutszeugnis, dass es aus dieser Gruppe keinen Vorstoß, abgesehen von glorreichen Ausnahmefällen, für eine verlässliche und vertrauliche Unterstützung gibt. Mal angenommen, pensionierte Pfarrerinnen und Pfarrer würden eine MeToo#-Liste erstellen, viele würden sich die Augen reiben, wie viele Betroffene es unter denjenigen gibt, die sich gerade noch retten konnten. Das Phänomen der Pfarrervertreibung ist nicht neu. Er/sie sind in der Gemeine exponiert. Jedes Gemeindeglied kann zum Kritiker mutieren. Trägt er seine negativen Wahrnehmungen weiter, übertreibt ein bisschen und findet Verstärkung, kann die Jagd losgehen. Endlich kann man mal draufhauen und sich selbst super-kompetent fühlen.

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RE: Von der Jahrestagung 2018 in Sondershausen

#5 von Panama , 16.11.2018 14:19

Lieber Joringel,
für diese wichtige Ergänzung bin ich dir äußerst dankbar. Genau das sage ich DAVID-intern und dem Pfarrverein bzw. der Pfarrervertretung unserer eigenen Landeskirche gegenüber ernergisch und ziemlich penetrant seit vielen, sehr vielen Jahren...allerdings ohne sichtbaren Erfolg... Es ist tatsächlich ein Armutszeugnis, dass man so wenig Solidarität aus diesen Gruppen erfährt, obwohl die Fakten auf dem Tisch liegen. Vielleicht sollte man nach den Gründen fragen. Mir fallen spontan einige ein...
Danke auch, dass in der Rückschau die Pfarrfamilien erwähnt wurden. Aus diesem Grund lasse ich als mitbetroffene Ehefrau nicht locker.
Panama

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RE: Von der Jahrestagung 2018 in Sondershausen

#6 von turmfalke , 16.11.2018 19:20

Liebe Panama! Lieber Joringel!

Zur Ehrenrettung der Pfarrvereine muss man sagen, dass zur jahretagung zwei vertreter von Pfarrvereinen bei unserer Tagung dabei waren. Das ist eine neue Entwicklung, die mich sehr gefreut hat.

Ebenso ist durch die gemeinsame Herausgabe des roten Buches "Kirche der Reformation?" ein Netzwerk zusammen mit manchen Pfarrvereinen entstanden, das von hohem Wert ist.

Leider müssen wir aber auch zugeben, dass wir zum aktivem Aufbau einer strategischen Zusammenarbeit als Verein D.A.V.I.D. zur Zeit nicht die Kraft haben.

Wir dürfen aber nicht locker lassen und die Hoffnung nicht aufgeben.

Viele Grüße!

Turmfalke


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RE: Von der Jahrestagung 2018 in Sondershausen

#7 von Joringel , 18.11.2018 17:41

Anlässlich der Rückschau in die Zeiten der Vereinsgründung wurde auch ein kleiner Text des verstorbenen Gründungsmitgliedes Gotthold Gocht verlesen. Er war von Haus aus Jurist, hatte sehr fundiertes theologisches Wissen, war hochgradig seh- und hörbehindert und hatte Ausgrenzung sowohl im Berufsleben auch im Kirchenvorstand seiner Heimatgemeinde erlebt.

Er schrieb am 17.02.2001:

Welche Ziele verfolge ich bei meiner Mitarbeit bei D.A.V.I.D.?

Der erste Ansatz für einen Mitarbeit ist die Präambel zur Satzung dieses Vereins. Damit könnte bereits die Zielbeschreibung beendet sein. Persönliche Erfahrungen unterschiedlicher Art und Beobachtung zeitgeschichtlicher Vorgänge können ebenso empfindlich machen. Inzwischen wird mit zunehmender Aufmerksamkeit nach den Ursachen gefragt, die zu den schweren Belastungen des vergangenen Jahrhunderts geführt haben. Was wir dort lernen, ist für die Praxis jedes Zeitgenossen, jeder Zeitgenossin wichtig. Denn die Verantwortung beginnt bereits mit dem, was wir zulassen. Daraus ergibt sich für mich die Frage nach dem Verhältnis der Kirche zu ihrer Theologie und ihrem selbst gesetztem Recht. Die zweite Frage gilt dem Verhältnis dieses Rechts zur Theologie der Kirche. Beide Komplexe sind in sich hoch verflochten, können daher eigentlich nie zur Ruhe kommen. Meine Mitarbeit soll dazu dienen, diese Unruhe aufrecht zu erhalten. Erreicht soll damit werden, dass die Frage lebendig bleibt, wozu die Kirche da ist, was sie sich in der Welt schuldet - was wir uns und der Welt schulden. Auf diese Weise hat nichts einen Selbstzweck, ist alles Mittel zum Zweck eines "vernünftigen" Gottesdienstes. Diesen kann wohl niemand unter uns für sich erbringen. Darum suche ich die Zusammenarbeit, und wenn es sein muss, den Konflikt.


Bad Homburg 16.02.2001


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RE: Von der Jahrestagung 2018 in Sondershausen

#8 von Rosmarie , 19.11.2018 12:20

Ich finde diesen Text von Gotthold Gocht auch außergewöhnlich gut und ich freue mich, dass er auch hier jetzt zu lesen ist. DANKE!

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RE: Von der Jahrestagung 2018 in Sondershausen

#9 von turmfalke , 19.11.2018 15:53

Lieber Joringel! Liebe Forumsgemeinde!

Danke, dass du das Zitat von Gotthold Gocht hier veröffentlicht hast. Dieser kleine Text ist tatsächlich in hohem Maße bemerkenswert. Ich habe ihn mir in meiner Sammlung abgespeichert.

Sein Blickwinkel ist wertvoll, weil nur sehr wenige Menschen zugleich theologisch und juristisch gebildet sind.


Ich weiß allerdings nicht, ob ich ihn wirklich richtig verstanden habe:

Gotthold Gocht hat "die Frage nach dem Verhältnis der Kirche zu ihrer Theologie und zu ihrem selbst gesetzten Recht" gestellt.

Er sieht es als vorgegeben an, dass es in der Kirche eine Spannung zwischen Recht und Theologie gibt. Meint er die Spannung, die in der Theologie Luthers beschrieben ist mit dem Schlagwort: "simul justus et pecator" - " von Gott gerechtfertigt und doch immer noch ein Sünder"?

Dann könnte man auch sagen: Es gibt eine Spannung zwischen Vision und Wirklichkeit. Das Recht soll in unserer Wirklichkeit klare Verhältnisse schaffen, auf die sich ein Mensch verlassen kann - bei denen er also Rechtssicherheit erhält. Die Theologie beschreibt eine Vision: Die Pläne, die Gott mit uns Menschen hat und die uns zum Besseren verändern können.

Wir Christen dürfen uns als Kinder Gottes verstehen, die von ihm dazu erlöst sind, seinen Willen zu tun. Zugleich sind wir aber auch noch Menschen, die immer wieder sündigen und sich trotzig gegen den Willen Gottes auflehnen. Wenn wir uns als Christen allein von der Liebe leiten lassen würden, dann bräuchten wir kein Gesetz. Da uns die Sünde aber immer wieder blockiert und verführt, sind Gesetze als nachprüfbare Regeln notwendig.

Zum Beispiel lassen wir uns bei einer kirchlichen Trauung wie selbstverständlich leiten von der Vision, dass die Brautleute in Liebe verbunden ein Leben lang zusammen bleiben möchten. Es beflügelt die beiden Partner, wenn dieser Wunsch möglichst deutlich herausgestellt wird. Gleichzeitig wissen wir aber auch, dass nicht alle Ehen bestehen bleiben werden. Deshalb muss es Gesetze geben, die im Zweifel die Verhältnisse möglichst gerecht gestalten, unter denen eine Ehe auch juristisch wieder geschieden werden kann. Gesetze des Staates zur Ehescheidung widersprechen der theologischen Vision von der Ehe als Abbild der ewigen Liebe Gottes, sie bieten aber im Fall des Scheiterns den größten möglichen Schutz. Sie entmutigen auf der einen Seite, sie bieten gleichzeitig aber Sicherheit.

Diese Spannung ist nicht auflösbar. Wer sich nur an den Gesetzen orientiert, wird zum Betonkopf, wer sich nur an die theologische Vision hält, wird zum Träumer.

Bleiben wir also mit beiden Beinen auf dem Boden - und verlieren wir dennoch nicht unsere Hoffnung!

So wie ich aber die Verhältnisse in den Leitungsgremien unserer Landeskirchen wahrnehme, gibt es leider ein Übergewicht der Juristen und der Verwaltungs- und Finanzfachleute vor den Theologen. Die Spannung ist einseitig zugunsten der Juristen aufgelöst: Die kirchenleitenden Entscheidungen werden weitgehend von den Juristen dominiert. Die Theologen scheinen dagegen den Mut verloren zu haben, sich mit der biblisch-christlichen Botschaft ins Gespräch zu bringen. Man fragt vor allem nach den vorhandenen Ressourcen und nicht mehr danach, welche Ziele Gott mit seiner Kirche haben könnte. Damit gehen die Visionen verloren, die uns zu einem neuen Wachstum in der Kirche ermutigen könnten. Das Ergebnis ist eine Kirche, die sich nicht mehr weiter entwickelt und stattdessen nur noch den Mangel verwaltet.

Gotthold Gocht sagt uns in seinem kleinen Text: "Beide Komplexe sind in sich hoch verflochten, können daher eigentlich nie zur Ruhe kommen. Meine Mitarbeit soll dazu dienen, diese Unruhe aufrecht zu erhalten."

Das kann er nun nicht mehr selber tun. Wir sollten in seine Fußstapfen treten und wie er "Unruhestifter" in der Kirche sein.

Schöne Grüße!

Turmfalke


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RE: Von der Jahrestagung 2018 in Sondershausen

#10 von Panama , 19.11.2018 16:08

Lieber Turmfalke,
meine Erfahrung ist, dass manche Theologen den Juristen in nichts nachstehen.
Sie arbeiten wunderbar Hand in Hand und nicht selten "hintenrum".
Liebe Grüße
Panama

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RE: Von der Jahrestagung 2018 in Sondershausen

#11 von turmfalke , 19.11.2018 19:44

Liebe Panama!

Gemeint sind natürlich nicht Theologen und Juristen im Sinne Ihrer Ausbildung und Berufsbezeichnung. Das Problem ist ja, dass manche Theologen aufgehört haben, in dem Sinne - wie ich es oben beschrieben habe - theologisch zu denken. Leitende "Theologen" der Kirche denken vor allem in Kathegorien von Rationalisierung und Einsparungen von Kosten. "Liebkind" ist, wer bei diesem Programm mitmacht und in den Gemeinden die Anzahl der Gottesdienste senkt, altgewordene Frauenkreis einschlafen lässt, das Pensum an Besuchen, die ein Pastor leisten soll, reduziert und Kollegen madig macht, wenn sie zu lange bei einem Besuch verweilen und "den Leuten die Zeit stehlen". Wenn wir den Leuten abgewöhnen, von der Kirche etwas zu erwarten, dann akzeptieren sie auch, wenn wir später einmal nicht mehr genug Personal vorhalten können, um auch nur das Nötigste in den Gemeinden zu bewerkstelligen.

Wer sich dem von Kirchenleitungen bewußt gewollten Sparprogramm widersetzt, kann dann möglicherweise damit rechnen, "hintenherum" gemobbt zu werden. Dabei können sich dann Juristen und sog. Theologen gegenseitig wunderbar unterstützen.

Viele Grüße!

Turmfalke


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RE: Von der Jahrestagung 2018 in Sondershausen

#12 von turmfalke , 19.11.2018 21:39

Lieber Joringel!

Du wolltest das Zitat von Kirchenvater Augustin, das uns Gisela Kittel beim Reisesegen am Ende der Tagung mit auf den Weg gegeben hat, gerne noch einmal im Forum lesen:

Nun, unser Protokollführer hat es dankenswerter Weise im Protokoll festgehalten. Hier ist es:

„Liebe und tu’, was du willst!
Schweigst du, so schweige aus Liebe;
redest du, so rede aus Liebe;
rügst du, so rüge aus Liebe;
schonst du, so schone aus Liebe:
Trage Liebe in deinem Herzen;
aus dieser Wurzel kann nichts anderes als Gutes hervorgehen".

Großartig!

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RE: Von der Jahrestagung 2018 in Sondershausen

#13 von Panama , 21.11.2018 17:01

Auch etwas zum Nachdenken:
"Die Geschichte hat den Deutschen immer wieder die schmerzhafte Lektion erteilt, daß Nonkonformismus und Widerspruch sich nicht auszahlen...Dies ist eine Teilerklärung dafür, warum die deutsche Gesellschaft einen autoritären Zug hat, der selbst diejenigen verwirrt, die die vielen Vorzüge und Leistungen des Landes durchaus anerkennen. Unter anderem dieser autoritäre Zug und die Starrheit, die selbst der deutschen Grammatik eigen ist, erklären, warum viele Deutsche es so außerordentlich schwierig finden, Dissens und Widerspruch zu tolerieren und beides in einen konstruktiven Dialog mit dem Rest der Gemeinschaft zu bringen. Die Idee der loyalen Opposition ist für Deutsche manchmal nur sehr schwer zu begreifen."
Hans Küng: Leidenschaft für die Wahrheit (1993)


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RE: Von der Jahrestagung 2018 in Sondershausen

#14 von Panama , 21.11.2018 17:17

Sorry, ich muss etwas verbessern.
Der Gedanke bzw. Auszug ist nicht von Küng selbst, sondern von Robert Nowell in seinem Buch: Hans Küng, Leidenschaft für die Wahrheit, Leben und Werk.


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RE: Von der Jahrestagung 2018 in Sondershausen

#15 von Sunny , 26.11.2018 09:52

DAVID muss es geben! DAVID hat mich in meiner größten Not aufgefangen. Es war nicht nur die Straftat die mich fertig gemacht hat - sondern auch dieses Auseinanderklaffen von Anspruch und Wirklichkeit, was mich voll aus dem Gleichgewicht gebracht habe. David hat mir geholfen dieses Gleichgewicht wieder zu finden . sind nicht irgendwelche Mobbingopfer, sondern Opfer der evangelischen Kirche. Es ist ein ganz anderes Gefühl in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter aufgenommen und verstanden zu werden, die alle auch erleben wie Einzelne die Kirche entehren und sich damit durchsetzen.
Und nicht nur für mich auch für viele andere ist das ein nahezu lebensrettender Anker.

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