Liebe Mitglieder, Freunde und Interessierte,
tja, nun ist es gerade wieder vorbei, unser Jahrestreffen 2017 in Sondershausen/Thüringen. Es begann offiziell amFreitag den 10.11.2017 um 17.00 Uhr im Thüringer Hof mit der öffentlichen Vorstandssitzung unseres Vereins und endete heute am Sonntag gegen 12.30 Uhr mit unserer diesjährigen Hauptversammlung.
Es waren insgesamt 35 Teilnehmer aus allen Winkeln unserer Republik angereist und sogar ein evangelischer Pfarrer aus Warschau. Die Teilnehmerzahl setzte sich überwiegend aus Vereinsmitgliedern aber auch aus etlichen Gästen zusammen. Hier konnten wir insbesondere fünf "Neue" begrüßen, die ihre aktuellen Sorgen und Probleme im Gepäck hatten. Nach gemeinsamen Abendesssen haben wir uns zunächst kurz unseren Neuen gewidmet und anschließend ausführlich die Leidensgeschichte einer Pfarrerin dargestellt und untersucht, die sich schon seit rund drei Jahren als Pfarrerin in der "Ungedeihlichkeitsfalle" - neuerdings "nachhaltige Störung" genannt - befindet, bisher ergebnislos die kirchliche Gerichtsbarkeit in Anspruch genommen hat und nun ihre Hoffnung auf die Revisionsverhandlung setzt, auf deren Anberaumung sie seit Monaten hofft. Dieser Fall sollte uns exemplarisch zur Vorbereitung und Einstimmung auf den nächsten Vormittag dienen.
Denn für diesen Vormittag hatten wir einen ausgewiesenen Fachmann, nämlich Herrn Dr. Josef Schwickerath, als Referenten gewinnen können, der sich jahrzehntelang mit Mobbingopfern beschäftigt hatte, darunter etlichen aus der katholischen und evangelischen Kirche. Sein Thema lautete:
"Mobbing am Arbeitsplatz- erkennen, verstehen, gegensteuern - Erfahrungen aus der therapeutischen Arbeit mit Mobbingpatienten".
Schon zu allen unseren vorangegangenen Jahrestreffen hatten wir sachkundige Referenten zu unserem Thema eingeladen und zwar immer unter dem Gesichtspunkt, ob und wie diese den Mobbingopfern in unseren Reihen praktische Hilfe bei der Aufarbeitung aufzeigen können. Und nun Dr. Josef Schwickerath. Das Beste, was ich seit Jahren zu unserem Thema gehört habe. Ich stehe noch unter dem Eindruck seines Vortrags. Er hat die Entwicklung und die Ursachen der Mobbingsituation aufgezeigt. Er hat, für mich eine Sensation, vorgetragen, dass das typische Mobbingopfer sich über seinen Beruf identifiziert und ihm Distanz zu seiner Berufstätigkeit fehlt. Als ersten Punkt der Therapie schlägt er die Distanz zum Mobbingarbeitsplatz vor, also Krankmelden (Arbeitsunfähigkeit/Auszeit), als zweiten Schritt das "Erkennen" der Mobbingsituation und seiner Ursachen, es folgen noch Schritt drei und vier (Entscheidung treffen), und schließlich als Schritt fünf die Beantwortung folgender Frage:
"Wenn ich wüßte, wann mein Leben endet, wie möchte ich dann den Rest meines Lebens verbringen?"
Liebe Freunde, Ihr merkt schon, dass ich nicht so ganz sorgfältig protokolliert habe. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, läuft sein Therapiekonzept darauf hinaus, dass das Mobbingopfer eine neue Perspektive des Konflikts gewinnen soll.
Liebe Freunde, die Ihr dabei wart: Was habt Ihr mitgenommen?
Dr. Josef Schwickerath will uns per PDF noch das Konzept seines Vortrags übermitteln.
Der Samstagnachmittag war dann unseren "Neuen" und ihren Problemen gewidmet. Wir haben um jeden "Neuen" jeweils unter Moderation eines Vorstandsmitglieds eine Kleinarbeitsgruppe gebildet, in denen unsere Neuen sich und ihre Probleme umfassend vorstellen konnten. Anschließend kamen wir wieder im Plenum zusammen, die Moderatoren berichteten aus der jeweiligen Kleingruppenarbeit, wobei die "Neuen" ergänzend zu Wort kamen.
Nach gemeinsamen Abendessen trafen sich einige von uns zu gemeinsamen Gesängen im Tagungsraum. Ja, Ihr habt richtig gelesen: zu gemeinsamen Gesängen. Das hängt damit zusammen, dass wir in unseren Reihen zwei begnadete Gitarrenvirtuosen haben, die uns zu teilweise gar nicht so christlichen Gesängen motiviert haben.
Andere von uns trafen sich abends, um sich Sinn und Zweck der Dissertation unseres jüngsten Dr. theol. erklären zu lassen. Na ja, unser frisch gebackener Dr. theol. ist nach Lebensjahren nicht mehr der Jüngste und der von ihm jüngst erworbene Doktorhut ist auch schon sein zweiter.
Kurzum: nach Gesängen und theologischer intellektueller Kost trafen sich beide Gruppen im Restaurant zum Feierabendbier, wobei dann noch einige mehr oder minder gute Gespräche geführt wurden.
Der heutige Tag begann mit gemeinsamer Andacht, beindruckend von einem unserer Pfarrer unter Berücksichtigung der Tageslosung und unserer Themen vorbereitet.
Es folgte dann der "bürokratische" Teil, nämlich die vereinsrechtlich vorgeschriebene Jahreshauptverhandlung, in deren Verlauf vorrangig die erforderlichen Formalitäten abgewickelt wurden. Aber auch die Frage, wo die die nächste Tagung stattfinden soll, behandelt wurde. Es steht der Vorschlag im Raum, die nächste Jahrestagung in Erfurt abzuhalten und zwar in einem Tagungszentrum, das ursprünglich als Kloster diente und in dem Luther lebte. Sondershausen oder Erfurt?
Das eingeholte Stimmungsbild ergab eine knappe Mehrheit für Erfurt. Der Vorstand wird sich damit beschäftigen. Unser polnischer Gast - und mittlerweile unser jüngstes Vereinsmitglied - lud uns für das nächste Jahrestreffen nach Warschau ein! Allgemeine Überraschung und Freude! Wird für 2019 geprüft!
Soweit mein erster Bericht. Alle anderen sind herzlichst eingeladen, ihn zu ergänzen, zu berichtigen und überhaupt zu kommentieren.
Es war, wie auch in den Jahren zuvor, ein gelungenes "Familientreffen", bei dem wir dieses Jahr etliche neue Familienmitglieder aufgenommen haben. Und wenn mich nicht alles täuscht, haben sich unsere "Neuen" auch angenommen und in unserem Kreis heimisch gefühlt.
Euer
Achim