Nach einem fröhlichen Mitternachtsgottesdienst grüße ich alle Leser dieses Forums mit einem österlichen Gruß, wenn auch in einer sehr alten Sprache.
Paul Gerhardt schrieb vor 370 Jahren in der Zeit des hohen Barock. Er war aber einer von uns, d.h. er war ein Opfer von fürstlicher Gewalt.
1) Auf, auf mein Herz mit Freuden nimm wahr, was heut geschicht;
wie kommt nach großem Leiden nun ein so großes Licht!
Mein Heiland war gelegt da, wo man uns hinträgt,
wenn von uns unser Geist gen Himmel ist gereist.
4) Die Höll und ihre Rotten die krümmen mir kein Haar;
der Sünden kann ich spotten, bleib allzeit ohn Gefahr.
Der Tod mit seiner Macht wird nichts bei mir geachtet:
er bleibt ein totes Bild, und wär er noch so wild.
5) Die Welt ist mir ein Lachen mit ihrem großen Zorn,
sie zürnt und kann nichts machen, all Arbeit ist verloren.
Die Trübsal trübt mir nicht mein Herz und Angesicht,
das Unglück ist mein Glück, die Nacht meinen Sonnenblick.
6) Ich hang und bleib auch hangen an Christus als ein Glied;
wo mein Haupt durch ist gangen, da nimmt er mich auch mit.
Er reißet durch den Tod, durch Welt, durch Sünd, durch Not,
er reißet durch die Höll, ich bin stets sein Gesell.
7) Er dringt zum Saal der Ehren, ich folg ihm immer nach
und darf mich gar nicht kehren an einzig Ungemach.
Es tobe, was da kann, mein Haupt nimmt sich mein an,
mein Heiland ist mein Schild, der alles Toben stillt.
8) Er bringt mich an die Pforten, die in den Himmel führt,
daran mit goldenen Worten der Reim gelesen wird:
"Wer dort wird mit verhöhnt, wird hier auch mit gekrönt;
wer dort mit sterben geht, wird hier auch mit erhöht."
Paul Gerhard 1647
(EG 112 Auf, auf mein Herz mit Freuden)
In der Zeit von Paul Gerhardt war der weltliche Herrscher in Berlin der Große Kurfürst. Der bildete sich ein, er müsse neben seinem weltlichen Amt zugleich das geistliche Amt eines Bischofs ausüben und könne den Pastoren vorschreiben, was sie zu predigen hätten.
Dem hat Paul Gerhardt als Pastor an der Nikolaikirche in Berlin widersprochen aus guten, für ihn wichtigen theologischen Gründen. Deshalb wurde er vom Herrscher unter Druck gesetzt und musste schließlich sein Amt und das Land Preußen verlassen. Sein Lied ist eigentlich eine gereimte Predigt oder ein Gespräch mit sich selber.
Er macht sich selber Mut: Christus kennt deine Leiden. Er hat ja selber an der Bosheit der Menschen gelitten und ist durch den Tod und durch die Hölle hindurchgegangen. Aber er ist auferstanden und hat die Mächte der Sünde besiegt. Wenn du dich ihm anvertraust und dich an ihn hängst, dann wirst du Anteil haben an seinem Sieg. Du brauchst in dieser Welt keine Angst mehr zu haben und kannst hier getrost deinen Weg gehen. Am Ende wirst du glücklich zu Christus in den Himmel kommen.
Mir hat dieser Osterglauben immer wieder geholfen!
Schöne Grüße
von eurem Turmfalken