Wer brachte die AFD zum Laufen?

#1 von Joringel , 29.11.2018 12:20

Der Spiegel H 48/2018 machte dieses Thema zu einer Titelgeschichte, die erschreckend ist. Demnach gibt es viele Puzzleteile, die ein Gesamtbild erahnen lassen, dass die AFD mit Hilfe rechter Kreise namentlich August von Finck als Hintermann angeschoben wurde. Den ganzen Artikel könnt Ihr unter diesem Link nachlesen. Meine Hoffnung ist, dass investigative Journalisten noch mehr in Erfahrung bringen können. Allerdings ist es auch meine Angst, dass rechtsradikales Gedankengut mittlerweile schon so tief in unserer Gesellschaft angekommen ist, dass einige Anhänger dieser Partei sich auch durch solche Meldungen nicht mehr beeindrucken lassen.

Hier habe ich mal aus Wikipedia kopiert, was sich über August von Finck und seine "Karriere" sagen lässt. Wenn etwas Falsches (Lügenpresse) darin stehen würde, hätte er bestimmt die juristischen und finanziellen Mittel, solche Fehlmeldungen zu unterbinden. Er ist schon früher durch die Unterstützung rechter Kreise aufgefallen.

Finck gehörte zu einer Gruppe von Industriellen, die sich Mitte 1931 mit Adolf Hitler im Berliner Hotel Kaiserhof trafen und der NSDAP zusagten, im Falle eines Linksputsches 25 Millionen Reichsmark zur Verfügung zu stellen.[1] Er war einer der Teilnehmer des Geheimtreffens vom 20. Februar 1933 von Industriellen mit Hitler, bei dem ein Wahlfonds von 3 Millionen Reichsmark für die NSDAP beschlossen wurde.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde er 1933 Mitglied der NSDAP.[2] Seit 1933 saß er im Generalrat der Wirtschaft, gehörte ferner dem Senat der Deutschen Akademie an und war Vorsitzender des Kuratoriums des Münchner Hauses der Deutschen Kunst [3] sowie Präsidiumsmitglied der Akademie für Deutsches Recht. Nach dem Anschluss Österreichs übernahm Finck 1938 im Rahmen der Arisierung jüdischen Eigentums die Privatbank S. M. v. Rothschild in Wien. Deren Besitzer Louis Nathaniel von Rothschild saß anschließend 14 Monate im Wiener Gestapo-Hauptquartier in Isolationshaft, bevor er erst nach Übereignung des gesamten österreichischen Familieneigentums an die Nationalsozialisten das Land Richtung USA verlassen konnte.[4][5] Parallel dazu hatte Finck bei den Arisierungen im Deutschen Reich die Berliner Niederlassung der Privatbank J. Dreyfus & Co. übernommen. Deren Miteigentümer Paul Wallich wurde im Mai 1938 zur Liquidation seines eigenen Hauses gezwungen und beging mangels Existenzgrundlage sechs Monate später – am Tag nach den Novemberpogromen – Suizid.[6]

1945 verlor Finck auf Grund der Entnazifizierungsbestimmungen seine beiden wichtigsten Posten als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Münchner Rückversicherung und der Allianz Versicherungs AG, während die Bank durch einen Treuhänder verwaltet wurde und wieder florierte. 1948 wurde Finck, der 1933 der NSDAP beigetreten war, als Mitläufer eingestuft. Bereits 1951 war er in der Münchner Rückversicherung wieder stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates. Besonderes Augenmerk widmete Finck der Abwehr von Bodenreformmaßnahmen nach dem Krieg und der weiteren Mehrung seines Grundbesitzes, der 1970 auf rund 2.000 Hektar allein an der Münchner Peripherie geschätzt wurde und insgesamt rund 4.000 Hektar, davon 1.200 landwirtschaftlich genutzt, umfasste.


http://www.spiegel.de/politik/deutschlan...-a-1240069.html


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RE: Wer brachte die AFD zum Laufen?

#2 von turmfalke , 29.11.2018 22:52

Lieber Joringel!

Dein Anliegen ist sehr berechtigt. Auch ich habe den Spielgelartikel gelesen und bin sehr nachdenklich geworden. Auch deine Logik ist einleuchtend: Wenn es nicht wahr wäre, dann hätte ein so steinreicher Mensch sicherlich Mittel und Wege, die Informationen, die wir hier erhalten, so zu dementieren, dass er sie aus der Welt schaffen könnte. Das ist ihm aber offensichtlich seit Jahren nicht gelungen. Oder es ist ihm egal, weil er sich in seinem schweizer Versteck ( oder soll ich sagen Exil?) sicher fühlt.

Allerdings ist Dir beim Schreiben ein Fehler unterlaufen, der nicht unkrorrigiert bleiben darf. Es sind zwei Menschen: Vater und Sohn.

August von Fink senior ( 1898 - 1980) war ein privater Bankier, Vertrauter Hitlers und Nutzniesser der "Arisierung" von Banken im Zuge der Vertreibung von Juden aus Deutschland seit 1933. So kann man es in deinem Zitat lesen (siehe Wikipädia) Man kann auch sagen: Er hat das gestohlene Vermögen von jüdischen Bankiers für die Bevölkerung unsichtbar gemacht, indem er es mit Billigung Hitlers dem Kapital seiner eigenen Banken und Konsortien einverleibt hat. Vermutlich werden Hitler und seine Terrororganisationen einen guten Teil davon später wieder ausbezahlt bekommen haben. August von Fink senior wäre heute 120 Jahre alt. Sein Sohn macht offensichtlich in gleichem Sinne weiter:

August von Fink junior (geb. 1930 - heute 88 Jahre alt) hat einen Teil des mehr als zweifelhaften Vermögens seines Vaters geerbt und seitdem bis ins Unfassbare gesteigert ( wer kann sich 8 Milliarden € als Privatvermögen vorstellen?) Offensichtlich teilt er die radikalen Ideen seines Vaters und beeinflusst durch Mittelsmänner und versteckte Geldzuwendungen die Politik. Er ist also mitverantwortlich für den Rechtsruck, der seit einigen Jahren unser Land in Atem hält. Furchtbar!

Es gibt aber in unserem Land noch eine freie Presse und einen investigativen Journalismus, der solche Zusammenhänge aufdeckt. Und es gibt ein Gesetz, dass Parteienspenden kontrolliert, damit unsere Demokratie vor einem übermächtigen Einflus der Reichen und Superreichen geschützt wird. Wenn Hr von Fink noch deutscher Staatbürger ist, dann hat er bei jeder Wahl genau eine Stimme, das ist keine Stimme mehr als ich als Staatsbürger auch habe. Wenn er Einfluss habe will, dann soll er sich zeigen und sich zu Wort melden. Ein Interview mit ihm wird der Spiegel bestimmt liebend gerne drucken, wenn er dabei antwortet auf die Fragen, die man ihm stellt.

Es bleibt die bange Frage: Hat unsere Demokratie genügend Menschen, die wachsam ungute Entwicklungen beobachten und sich mit ihrem Einfluss dagegen stark machen?

Viele Grüße!

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RE: Wer brachte die AFD zum Laufen?

#3 von Joringel , 30.11.2018 07:22

Lieber Turmfalke, ich bin Dir sehr dankbar für Deine Richtigstellung. Mir ist dieser Fehler heute Morgen ganz früh aufgefallen und ich wollte ihn gerade korrigieren und da entdeckte ich Deinen Beitrag!
In dieser Familie ist es wie bei dem unsäglichen Bernd Höcke, die Nazi-Väter haben ihre Kinder von klein auf indoktriniert. Ihr Lebenselexier ist der Hass und Glorifizierung von Verbrechen. Wenn sie nicht so gefährlich wären, könnten sie einem leid tun. Sie sind wie Gefangene ihres eigenen, vergifteten Herzens. Aber wenn man sich jetzt so die Typen im Bundestag ansieht, die Saubermänner und Frauen in ihrer überkorrekten Kleidung und mit ihren das Parlament verachtenden Sprechblasen, dann frage ich mich, ob sie nicht schon vorher zum Dunstkreis dieses Geldgebers gehörten und gezielt lanciert wurden. Beatrix von Storch wird jedenfalls in dem Spiegel-Artikel als solche genannt.
Es kann einem schlecht werden.

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RE: Wer brachte die AFD zum Laufen?

#4 von urban62 , 17.01.2019 11:14

Und ich dachte immer, der Lucke oder wie auch immer hätte die AFD angeschoben und dann wären sogenannte Wutbürger auf den Zug aufgesprungen. Hätte nicht wissen können, das es schon längerfristiges ist.

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RE: Wer brachte die AFD zum Laufen?

#5 von Joringel , 18.01.2019 10:08

Vielen Dank für die Mitteilung Deiner Gedanken. Mich treibt das Wiederaufkommen rechten Gedankengutes schon sehr um. Aber ich weiß nicht, wie viel man diesem Forum zumuten kann. Manchmal scheint es mir so, als seien viele doch ganz auf sich selbst und das eigene Leid beschränkt. Dass Bernd Lucke gerade wegen des Rechtsdralls die AfD verlassen musste und nach dem berühmt gewordenen Machtkampf auch wollte, ist eigentlich allgemein bekannt. Seine Niederlage gegen Frauke Petri und ihr triumphales Lächeln flimmerte zu dieser Zeit öfters über den Bildschirm.
Der Spiegelbericht versucht ja aufzudecken, wer die Anschubfinanzierung für diese Partei gegeben hat. Sie ist nicht nur aus sich heraus "salonfähig" geworden. Das Gift der Verführung wurde in viele Kanäle geträufelt und den Menschen in kleinen Dosen verabreicht.

Ein ähnlich mächtiges Netzwerk, hinter dem eine reiche amerikanische Familie steht, gibt es auch schon auf dem Gebiet der Klimaveränderungs-Leugner. Auch was Trump in dieser Frage von sich gibt, ist nicht allein sein von ihm beschworenes "politisches Genie". Er wird von Mächtigen "beraten", die diesen Kurs fahren. Mit Geld und mit dreistem als wissenschaftlich verklärtem "Know-How", erhalten auch die europäischen Populisten und die AfD über diese Wege Argumente und taktische Anweisungen für ihre Beiträge in der Öffentlichkeit und in entsprechenden Foren. Ob das Gewissen der Demokraten und der so genannten "Gutmenschen", die Gerechtigkeit und Zukunft für alle Menschen anstreben, dem auf Dauer standhalten kann? Vielleicht sprang mich deshalb neulich bei der Besichtigung eines Klosters das hier öffentlich ausgestellte, berühmte Gedicht von Reinhold Schneider "Allein dem Beter kann es noch gelingen..." an, das er in tiefster Verzweiflung im so genannten "Dritten Reich" schrieb. Wir wissen, es ging bis zum bitteren Ende mit Millionen und Abermillionen Toten. Unsägliches leid kam fast über die ganze Welt. Und das darf man heute schon wieder als Vogelschiss der Geschichte bezeichnen? Und das sagt nicht die indoktrinierte Enkelgeneration in der "Jungen Freiheit" (Jugendorganisation der AFD), sondern ein Mann, der zu Beginn des Weltkrieges geboren wurde und im Nachkriegsdeutschland aufgewachsen ist.

Es grüßt Euch
Joringel


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RE: Wer brachte die AFD zum Laufen?

#6 von Sunny , 20.01.2019 11:27

hallo joringel

Das ist eine harte Aussage von mir. Aber moementan würde ich mich wohler fühlen mit einem AFDler zu tun zu haben als mit einem Christ. Ein AFDler sagt was er denkt, er steht zu seiner Meinung und vertritt sie. Auf dieser Basis kann ich mit ihm diskutieren und entscheiden, ob ich mit ihm zu tun haben will.

Wenn ich an meine Erfahrung mit den "Christen" dieser Gemeinde denke. An den Pfarrer, an den Dekan. Auch an zwei Kolleginnen, die das Unrecht wahrgenommen haben (aber in dieser Gemeinde noch einen anderen Job hatten) Die waren alle so falsch. Auf einer Seite brav jeden Sonntag in die Kirche gehen und sich oberheilig geben. Auf der anderen Seite das Unrecht tolerieren und übersehen, obwohl sie es zuvor verurteilt haben. Eine Kollegin sagte damals "komm bloß nicht zurück in das Haus", man wird die Leitung nicht ändern können - und später als ich vor Gericht musste. Ihr habt euch halt nicht verstanden, da musste die Kündigung sein. Falsch! Wir waren gar nicht im selben Kindergarten tätig und im anderen Haus wollten die mich haben. Der Pfarrersfrau, die das Unrecht verurteilt hat. Läuft nun an mir vorbei ohne zu grüßen - sie MUSS. Ihr Mann ist dem geschäftsführenden Pfarrer untergeben. Und trotzdem. Statt gemeinsam für Gerechtigkeit zu kämpfen schleimen alle beim mächtigen Verbrecher um keine Nachteile zu habe und das finde ich momentan schlimmer als einen Menschen der zu dem steht was er tut und denkt. Diese falschen Menschen sind für mich unberechenbarer und ich kann denen weniger vertrauen. Mich ekelt es vor Menschen, die Fürbitten sprechen für Mobbingopfer udn selber Mobben, die Fürbitten sprechen für Missbrauchsopfer und selber missbrauchen.

wAHRSCHEIDLICH sind meine Gefühle auch falsch und müssen sich noch korrigieren.

LG Sunny

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RE: Wer brachte die AFD zum Laufen?

#7 von Sunny , 20.01.2019 19:08

ich weiß, dass es falsch ist wie ich fühle

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RE: Wer brachte die AFD zum Laufen?

#8 von Joringel , 21.01.2019 11:31

Liebe Sunny,

ich glaube nicht, dass Gefühle falsch sein können. Die Gefühle sind erstmal da, und es sind nun mal keine Reflektionen. Man kann seine Gefühle auch an Jemanden verschwenden, der es nicht wert ist.
Unsere Gefühle geben uns auch oft einen ersten Hinweis, wohin unser "Ich" streben will. Deswegen finde ich es immer gut, die eigenen Gefühle ernst zu nehmen. Welche Schlüsse man daraus zieht, ist dann wieder der nächste Schritt. Du spielst in Gedanken mit einem Schritt, der das Ergebnis tiefster Enttäuschung ist. Unser Leben ist ein fortschreitender Lernprozess und somit ist alles offen. Deswegen erwarte ich keineswegs von Dir, dass Du meine Einstellungen immer sofort und immer genauso teilen musst.

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RE: Wer brachte die AFD zum Laufen?

#9 von Sunny , 21.01.2019 18:58

danke Joringel. manchmal frage ich mich wer hinter joringel und panama steckt. ihr schreibt immer total lieb!

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RE: Wer brachte die AFD zum Laufen?

#10 von Sunny , 21.01.2019 18:59

und turmfalke auch. eigentlich alle hier. aber besonders von euch dreien ist es besonders

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RE: Wer brachte die AFD zum Laufen?

#11 von Rosmarie , 23.01.2019 12:34

Lieber Joringel, liebe DAVID-ler,
ich verfolge eure Kommentare immer mit großem Interesse. Die AfD macht mir schon große Sorge, habe ich doch heute in der Tageszeitung gelesen, dass in Thüringen 5 Polizeibeamte als Kandidaten auf der AfD-Liste stehen.
Rosmarie

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RE: Wer brachte die AFD zum Laufen?

#12 von Joringel , 29.01.2019 18:09

Ja, mir macht es auch Angst. Ihre Sprecher haben sich inzwischen schlau gemacht, was sie sagen dürfen und was als verfassungsfeindlich gewertet wird. Sie tragen Nadelstreifen-Anzüge, biedere Altherren-Sakkos und die Frauen den superkorrekten Business-Dress. Was sie innerlich denken, geht (noch) niemand etwas an. Und sie reden gern davon, dass sie ja nur ihre demokratischen Rechte wahrnehmen.

Aber mal ehrlich - wer hat sich denn bei Charlotte Knobloch gemeldet und hat ihr für ihren Mut gedankt, im Bayerischen Landtag Klartext zu reden oder hat ihr gesagt, dass wir, die Demokraten, ihre Ängste verstehen? Hat sich Herr Bedford-Strohm zu Wort gemeldet? Es würde mich freuen und erleichtern. Vielleicht ist es ja nicht zu mir durchgedrungen.

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