Wir leben in einer beinharten Leistungsgesellschaft. "Jeder gegen jeden". Der Einzelne bekommt Druck und macht Druck. Die Kirche verkündet dahingegen etwas ganz anderes, nämlich die Gnade, die Liebe und Barmherzigkeit Gottes, die bedingungslos und unendlich sind. Diese Botschaft ist /könnte sozusagen wie eine rettende Insel, wie ein Leuchtturm sein im tobenden Meer des Existenzkampfes. Mobbing ist in dieser Leistungsgesellschaft etwas normales und sogar integraler Bestandteil. Wenn Mobbing in der Kirche nicht mehr als solches gesehen und erkannt wird, bzw. wenn gegen Mobbing nicht wirklich eingeschritten wird, ist das ein Zeichen, dass diese Insel, dieser Leuchtturm vom Meer verschlungen worden sind. Was nun? cezanne
"So ist es schön. So gefällst du mir!" Diese nette kleine Bemerkung machte ein Presbyter - während er mir noch die Krawatte richtete - mir gegenüber als ich (ein absoluter Anzug- und Krawattenmuffel) aus irgendeinem Grund einmal ausnahmsweise in Anzug und Krawatte bei einer Sitzung erschien. Aber ist in dieser kleinen Bemerkung nicht schon ganz viel enthalten, das letztlich sich als Mobbing entlarvt? Die Anmaßung über die Erscheinung eines anderen bestimmen zu dürfen, einen Menschen in ein bestimmtes Bild von Vorurteilen hineinzuquetschen. Ich denke dieser kleine harmlose Satz ist in Wirklichkeit schon eine Attacke auf die Menschenwürde und die Privatsphäre eines anderen Menschen.
Liebe Juristen, das von einigen von uns sehnlichst erwartete Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes betreffend "Zugang zu staatlichen Gerichten für Geistliche" ist da.
Thema von cezanne im Forum Berichterstattung über...
Hat jemand eine Idee wie man ein ruhendes Disziplinarverfahren in Gang bringt? Kurz die Situation: Kirchenleitung leitet Disziplinarverfahren gegen Pfarrer ein. Pfarrer wird suspendiert und in den Wartestand geschickt. Da es sich aber um eine Intrige gegen den Pfarrer handelt und alle Vorwürfe unwahre Behauptungen sind, schafft es der Disziplinarsenat nicht den Pfarrer zu verurteilen. Im Gegenteil: die 2.Instanz, der Disziplinarobersenat spricht den Pfarrer vom Hauptvorwurf rechtskräftig frei. Das Disziplinarverfahren ist nun fast 4 Jahre alt, der Freispruch 1 Jahr. Geändert hat sich aber gar nichts. Der Wartestand ist unterdessen ausgelaufen, Wiederaufnahmeanträge dagegen sind abgeschmettert worden, und das Disziplinarverfahren geht nicht weiter, obwohl es - wir befinden uns in der österreichischen evangelischen Kirche - entweder mit Schuld- oder mit Freispruch enden muss. Weil es dem Vorsitzenden des Disziplinarverfahrens klar ist, dass der Senat mich nur freisprechen kann von den unwahren Vorwürfen und es daraufhin unweigerlich eine Wiederaufnahme bezüglich Versetzung in den Wartestand geben müsste, lässt er einfach das Verfahren ruhen. Urgierende Briefe von mir werden nicht beantwortet. Hat jemand eine Idee? Vielen Dank, Cezanne
Nicht nur Jesus hat durch sein Leben und seine Worte bei vielen braven Menschen Ärger, Entrüstung, ja gar den Wunsch hervorgerufen ihn zu vernichten, sondern auch die Menschen, die seinen Weg gegangen sind. Richard Rohr drückt es in seinem Buch "Vision einer neuen Welt - Die Bergpredigt des Jesus von Nazareth"(S. 196) so aus: ..."Schon viele vor mir haben gesagt, ein unverkennbares Indiz für das wahre Evangelium bestehe darin, dass es Kritik und Verleumdung (sogenannte "Ränke") hervorruft. Das Gute kann man nie direkt angreifen; man muss folglich seinen Boten oder ihrer Motivation am Zeug flicken. Das Lukasevangelium sagt dasselbe genau umgekehrt: "Weh euch, wenn euch alle Menschen loben; denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht." (Lukas 6,26) Wenn man zu sehr gelobt wird, ist das vermutlich ein Anzeichen dafür, dass man nicht das wirkliche Evangelium vertritt. ..."
ich möchte mich kurz vorstellen: bei der Entscheidung Pfarrer zu werden war der wesentlichste Gedanke für mich die Frage, ob es möglich ist Pfarrer zu sein, ohne korrupt zu sein. Damit meinte ich, dem Evangelium nachzuspüren und zu versuchen diesen Weg zu gehen - ohne irgendjemandem nach dem Mund zu reden oder um fremde Erwartungen zu erfüllen. Ich habe nie gepredigt um die Kirche "voll" zu bekommen, sondern Thema und Inhalt meiner Verkündigung immer bestimmen lassen von "Kairos", "Liebe", "Beziehung" und "lebendiger Begegnung". Als reformierter Pfarrer hatte ich da viel Freiheit. Immer wieder habe ich in der Zeit meines Pfarrerseins gehört, "dass man es ja nie allen recht machen kann". Mich hat dies immer befremdet, denn ich wollte es ja nie irgendjemandem recht machen, im Sinne von ihm nach dem Munde reden etc. Nun muss ich leider ernüchtert feststellen, dass offensichtlich genau das in der Kirche gefragt ist: es möglichst allen Menschen "recht" zu machen, möglichst angepasst und "aerodynamisch" zu sein in der Gemeindearbeit. und das ist dann "gedeihlich". Aber Liebe hat nichts damit zu tun anderen Leuten in den Hintern zu kriechen und ihre Vorurteile zu bestätigen, das Evangelium ist auch keine Kaffeeklatschvereinigung ohne Tiefgang und Herausforderung. Aber das muss ich ja hier nicht ausführen! ich denke nach wie vor, dass es die Hauptvoraussetzung und Hauptaufgabe eines Pfarrer ist, Menschen vorurteilslos und offen begegnen zu können, zu lernen sie zu achten, zu lieben und ihnen absichtslos und liebend zu begegnen und so gemeinsam Schritte auf dem Weg einer Spiritualität zu gehen. Jetzt (übrigens ist mein Wartestand vor wenigen Tagen ausgelaufen) stelle ich fest, dass die behördliche Amtskirche daran kein Interesse hat, sondern schlichtweg korrupte Pfarrer verlangt und diese befördert. Was soll man als Mensch der christlich und spirituell leben will in so einer Vereinigung noch? lg cezanne