sehr geehrte Leser dieses Forums!
ich möchte mich kurz vorstellen: bei der Entscheidung Pfarrer zu werden war der wesentlichste Gedanke für mich die Frage, ob es möglich ist Pfarrer zu sein, ohne korrupt zu sein. Damit meinte ich, dem Evangelium nachzuspüren und zu versuchen diesen Weg zu gehen - ohne irgendjemandem nach dem Mund zu reden oder um fremde Erwartungen zu erfüllen. Ich habe nie gepredigt um die Kirche "voll" zu bekommen, sondern Thema und Inhalt meiner Verkündigung immer bestimmen lassen von "Kairos", "Liebe", "Beziehung" und "lebendiger Begegnung". Als reformierter Pfarrer hatte ich da viel Freiheit. Immer wieder habe ich in der Zeit meines Pfarrerseins gehört, "dass man es ja nie allen recht machen kann". Mich hat dies immer befremdet, denn ich wollte es ja nie irgendjemandem recht machen, im Sinne von ihm nach dem Munde reden etc. Nun muss ich leider ernüchtert feststellen, dass offensichtlich genau das in der Kirche gefragt ist: es möglichst allen Menschen "recht" zu machen, möglichst angepasst und "aerodynamisch" zu sein in der Gemeindearbeit. und das ist dann "gedeihlich". Aber Liebe hat nichts damit zu tun anderen Leuten in den Hintern zu kriechen und ihre Vorurteile zu bestätigen, das Evangelium ist auch keine Kaffeeklatschvereinigung ohne Tiefgang und Herausforderung. Aber das muss ich ja hier nicht ausführen! ich denke nach wie vor, dass es die Hauptvoraussetzung und Hauptaufgabe eines Pfarrer ist, Menschen vorurteilslos und offen begegnen zu können, zu lernen sie zu achten, zu lieben und ihnen absichtslos und liebend zu begegnen und so gemeinsam Schritte auf dem Weg einer Spiritualität zu gehen. Jetzt (übrigens ist mein Wartestand vor wenigen Tagen ausgelaufen) stelle ich fest, dass die behördliche Amtskirche daran kein Interesse hat, sondern schlichtweg korrupte Pfarrer verlangt und diese befördert.
Was soll man als Mensch der christlich und spirituell leben will in so einer Vereinigung noch?
lg cezanne