Das katholische Bistum Hildesheim hat kürzlich folgendes Papier veröffentlicht, offensichtlich für die interne katholischen Diskussion:
Lokale Kirchenentwicklung in zwölf Thesen
1. Gemeinsam einen geistlichen Prozess zu leben ist wichtiger als strukturelle Fragen zu bearbeiten
2. Maximale Partizipation zu wagen ist wichtiger als wenn wenige alles machen
3. Auf einen langsamen Prozess zu vertrauen ist wichtiger als ungeduldig zu werden und auf schnelles Handeln zu setzen
4. Die Taufwürde jedes Christen wertzuschätzen ist wichtiger als alle Strukturen, Gremien oder Gruppen
5. Dass die Menschen sich gemäß ihrer Gaben einsetzen können ist wichtiger als Aufgaben zu verteilen, damit alles läuft wie immer
6. Eine gemeinsame Vision zu entwickeln ist wichtiger als die Orientierung an der Vergangenheit oder Vorgaben `von oben´
7. Nach dem Plan Gottes für uns zu fragen ist wichtiger als der Erhalt aller bestehenden Strukturen und Projekte
8. Auf die Gegebenheiten des Ortes zu reagieren ist wichtiger als ein allgemeines pastorales Konzept
9. Die Vielfalt kirchlicher Orte zu entdecken und Wert zu schätzen ist wichtiger als die Fixierung auf Kirchengebäude
10. Auf das Wort Gottes zu hören und sich darüber auszutauschen ist wichtiger als Events und Aktionen durchzuführen
11. Kleine christliche Gemeinschaften zu entwickeln ist wichtiger als die Vermehrung von Gremien und Strukturen
12. Eine Kultur des Vertrauens und der Wertschätzung zu fördern ist wichtiger als Absicherungen, Kontrolle und Misstrauen
Darüber freue ich mich! Offensichtlich gibt es im katholischen Bistum Hildesheim ein tiefes, geistliches Nachdenken über die Krise, in der evangelische und katholische Kirchen gleichermaßen stecken. Dabei muss man wissen, dass die katholische Kirche sich in weiten Teilen Niedersachsens in einer sehr schwerwiegenden Situation der Diaspora befindet. Es gibt in manchen Gebieten nur sehr wenige aktive Katholische Christen, die weit verstreut im Lande leben. Da ist es unausweichlich geworden, dass die Kirche sich neu orientieren muss.
In den Ev.-luth. Kirchen bei uns ist der Zerfallsprozess von Kirche offensichtlich noch nicht so weit fortgeschritten. Es wäre aber wunderbar, wenn auch unsere kirchenleitenden Verantwortlichen in gleicher Weise beginnen würden, mehr geistlich und weniger funktional zu denken.
Euer Turmfalke