gesucht werden Freigeister

#1 von turmfalke , 22.09.2017 18:46

epd, (Evangelischer Pressedienst) vom 22.09.2017 zum zentralen Generalkonvent der Hannoverschen Landeskirche in Hannover am 20.09.

Kirche verzeichnet wieder mehr Bewerber für Pastorenberuf

Hannover (epd). Nach zwischenzeitlichen Prognosen eines Nachwuchsmangels hat die hannoversche Landeskirche wieder genug junge Bewerberinnen und Bewerber um den evangelischen Pfarrberuf. "Die Zahlen sind besser, als wir erwartet haben", sagte Landesbischof Ralf Meister am Mittwoch in Hannover bei der ersten Vollversammlung von Pastorinnen und Pastoren aus der gesamten Landeskirche mit rund 1.200 Teilnehmern. Vor drei Jahren sei noch von großen Nachwuchsproblemen in dem Beruf die Rede gewesen.

Durch professionelle Werbung, die schon in den Schulen beginne, habe die Kirche erreicht, dass es inzwischen ausreichend Interesse gebe, sagte Meister. "Wir werden in Zukunft insgesamt sicherlich weniger Pastorinnen und Pastoren haben", räumte er ein. Doch die Zahl der Studienanfänger sei wieder deutlich gestiegen.

Die hannoversche Oberlandeskirchenrätin Nicola Wendebourg ( Leiterin des Personalreferates im Landeskirchenamt Hannover) sagte, die bisherige Art des akademischen Theologiestudiums gebe den jungen Menschen viel Freiheit und Unabhängigkeit von der Institution Kirche: "Wir brauchen Freigeister, die vertieft nachgedacht haben und sich einen eigenen Kopf machen."

Gleichzeitig räumte sie ein, dass die Kirche an manche Kreise von möglichen Studienanfängern nur schwer herankomme: "Viele, die wirklich etwas bewegen wollen, schrecken eher davor zurück, etwas bei der Kirche zu machen, weil die Kirche auf den ersten Blick für junge Leute einen Geruch des Uncoolen hat." Die Kirche müsse darüber nachdenken, wie sie dies ändern könne.

Die momentane Arbeitssituation der Pastoren bezeichnete Wendebourg als "Dauerbaustelle". Rasante gesellschaftliche Veränderungen wie der demografische Wandel, die Säkularisierung und ein genereller Vertrauensverlust gegenüber Institutionen verunsicherten viele Theologen. Zudem müssten andauernd Strukturen verändert werden.

Vor allem jüngere Kolleginnen und Kollegen begriffen dies allerdings auch als Chance.

Der Lüneburger Regionalbischof Dieter Rathing berichtete, Pastorinnen und Pastoren hätten heute stärker als noch vor drei Jahrzehnten mit Anfechtungen zu kämpfen. Damals sei der Pastorenberuf in der Gesellschaft noch auf breiter Basis akzeptiert worden. "Wir wurden nicht so kritisch befragt. Wir konnten noch unbefangen unseren Dienst tun."

An dem Generalkonvent im Kongresszentrum nahmen rund zwei Drittel der insgesamt knapp 1.800 landeskirchlichen Pastoren zwischen Hann. Münden und der Nordsee teil. Die Theologen kommen sonst getrennt voneinander jährlich in ihren sechs Kirchenbezirken zusammen, den Sprengeln. Wegen des 500. Reformationsjubiläums gab es 2017 erstmals ein zentrales Treffen. Damit wollte die Landeskirche laut Bischof Meister ihre besondere Wertschätzung für die Arbeit der Pastorinnen und Pastoren zum Ausdruck bringen und ihre Gemeinschaft untereinander stärken. (0251/20.09.17)
epd lnb mig bjs

Etwas ratloser Kommentar des Turmfalken: Bisher hatte ich lange das Gefühl, dass Pastoren, die eigenständig und kritisch nachdenken, bei ihren kirchenleitenden Vorgesetzten keine Jubelrufe auslösen - sondern eher Befremden. Aber vielleicht hat ja der drohende Pastorenmangel so etwas wie eine kopernikanische Wende ausgelöst.


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Worte aus der Berliner Bahnhofsmission Dieter Puhl
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