" Die Analyse der heutigen Welt konfrontiert uns mit einem Meer von Blut und Tränen und voll entsetzlicher Leiden und Quälereien. Es ist soweit gekommen, dass Tausende von Toten und verwüsteter Landstriche, die durch Naturkatastrophen oder Kriege entvölkert wurden, uns weniger erregen, als wenn man uns das abendliche Bier vorenthalten oder das Fernsehen ein Länderspiel nicht übertragen würde.“ Und ein paar Seiten weiter heißt es: “Diese Erfahrungen und Überlegungen führten mich dazu, den Menschen – auch in der Psychotherapie – nicht als isoliertes Einzelwesen zu begreifen, sondern seine zwischenmenschlichen Beziehungen und – wie es meiner eigenen Entwicklung entspricht – seine „transkulturelle“ Situation zu berücksichtigen, die ihn erst zu dem machen, was er ist."
„Wir können uns nur dann weiterentwickeln, wenn wir mit anderen Menschen und anderen Kulturen in Kontakt treten. Die Vielfalt von Menschen, Glaubensrichtungen und Einstellungen ruft einerseits Ängste, Aggressionen und Unsicherheitsgefühle hervor, andererseits gibt sie uns die Chance, unsere Erfahrungen zu kontrollieren und sie den Anforderungen der Zeit anzupassen… Auch wenn die religiös-gesellschaftlichen Werte relativ und von den Bedingungen der Entwicklung abhängig sind, ist jedoch von Anbeginn ihre Quelle gleichgeblieben. …Das bedeutet, dass alle Hochreligionen gemeinsamen Ursprung haben, dass alle einem Ziel zustreben, dass sie sich in ihrer Absicht, die Menschheit einer Vollkommenheit zuzuführen, auf dem Hintergrund der Dimension der Zeit ergänzen.“
Aus Peseschkian, Nosrat: Auf der Suche nach dem Sinn.
20.-22. Aufl. 1988