Ja, auch wenn man den Vortrag gehört hat, liest man ihn wieder mit der gleichen gespannten Aufmerksamkeit. Weil da einer aus eigener Erfahrung spricht und darüber sachlich reflektieren kann. In erster Linie, meine ich, ist es ein Feld, was die Theologen selbst in ihren Pfarrvereinen bearbeiten müßten. Aber da ducken sich die allermeisten weg, von rühmlichen Ausnahmen abgesehen, die dann selbst in die Mangel genommen werden. Der autoritäre Geist funktioniert noch sehr gut in der Evangelischen Kirche! Schweigegebote herrschen nicht nur bei den betroffenen Pfarrerinnen und Pfarrern, sondern auch in den Konventen. Auch dort werden Betroffenen oft gemieden wie Aussätzige.
Dankenswerter Weise weist Herr von Heyl auch auf das Schicksal von kirchlichen Angestellten hin, ist also nicht blind hinter der Theologen-Brille. Ich hörte z.B. dass in der EKiR ausgebildete Diakone nach dem Überhang an Theologen überhaupt keine Chance mehr hatten. Darüber weiß D.A.V.I.D. e.V. so gut wie nichts. Mir ist ein Einzelschicksal bekannt, welches in Depression und Verbitterung endete.
Aber es ist eben nicht nur ein Problem der Theologen oder der Diakone oder der Kirchenmusiker etc. Wenn wir uns zur Evangelischen Kirche bekennen, dann ist es unser aller Problem. Wollen wir eine evangelische Kirche, die ihre protestantische Fassade immer aufs neue tüncht, ab er innerlich nach Gesetzen der Kaiserzeit funktioniert? "Ruhe ist die erste Kirchenpflicht!"
Oder gibt es noch ein reformatorisches Potential im Inneren?
Das fragt sich Joringel