Ja, das ist wirklich richtig. Ich weiß noch von einer anderen (dürftigen) Entschuldigung, aber die Geschichte klingt so mafiös, dass sie wahrscheinlich keiner glaubt. Es war in den 90-er Jahren.
Ein Pfarrer der ekir in einem kleinen Dorf oder Städtchen auf dem Land soll nach dem Willen seiner Vorgesetzten (Dekan oder Propst - ich weiß es nicht mehr genau) verschwinden. Leutselig lädt er ausgewählte Kirchenvorsteher privat zum Grillen ein. Große Ehre. Dann geht es Schlag auf Schlag. Ungedeihlichkeit, Anordnung einer psychiatrischen Untersuchung. Ergebnis - katastrophal. "Der Pfarrer ist nicht in der Lage eine Gemeinde zu leiten". Empfehlung - der Pfarrer soll sich möglichst schnell in geschlossene Behandlung geben. Gleichzeitig ließ der Betroffene ein privat bezahltes Gegengutachten an der Uniklinik in Mainz erstellen - Ergebnis alles in Ordnung. Doch die ekir gibt nicht auf. Über fünf Jahre versucht sie, mit Drohungen und Tricksereien den Mann aus dem Amt zu vertreiben, weil - eine Kirche irrt sich ja nie! Eine der verbalen Drohungen ist - wir kriegen Sie schon noch! Entweder holt Sie die Polizei ab oder ein psychiatrischer Dienst. Der Pfarrer und seine Frau entschliessen sich, ihre halbwüchsigen Kinder auf Dauer zu den Großeltern in eine weit entfernte Stadt zu geben. Sie wollen nicht, dass ihre Kinder so etwas erleben müssen.
Zwischendurch erkrankte der Pfarrer an Krebs. Als er wieder genas, hielt er in einer kleinen Kapelle, nicht in der Gemeinde, eine private Dankandacht ab. Das wurde sofort gmeldet und er gleich wieder vorgeführt als einer, der die kirchlichen Anordnungen nicht einhält. Insgesamt gab es elf psychiatrische Untersuchungen, kirchlichseits angeordnete und privat finanzierte Gegengutachten. Nach 51/2 Jahren kommt es zu einem Vergleich, weil der Betroffene am Ende seiner Kräfte war. In der örtlichen Presse wird ein dürres Sätzchen veröffentlicht: "Irrtümlicherweise haben wir angenommen, Pfarrer Sowieso sei nicht in der Lage eine Gemeinde zu leiten. Das bedauern wir sehr". (Das zitiere ich aus dem Kopf.) Der betroffene Pfarrer, eine kluge, bescheidene Führungspersönlichkeit, ist danach nicht mehr arbeitsfähig. Posttraumatisches Stress-Syndrom. Der Weg zu psychotherapeutischer Hilfe ist ihm versperrt, da er erlebt hat, dass aus vertraulichen Gesprächen Informationen weitergegeben wurden. Der erste, von der Kirche beauftragter Gutachter, hatte das negative Gutachten unterschrieben, hat es aber gar nicht selbst gemacht Das kam bei den Verhandlungen auch heraus. O.K. ich erzähle das aus dem Gedächtnis und könnte auch noch mehr dazu schreiben. Aber das reicht ja schon. Ich weiß auch, wo der Fall dokumentiert ist. Seinerzeit, Ende der 90-Jahre habe ich die entsprechenden Dokumente zusammen mit einer weiteren Zeugin gesehen. Es war im wahrsten Sinne des Wortes niederschetternd. Der Fall war für die ekir so spektakulär, dass ihr damaliger Präses mit Sicherheit davon gewußt hat. Deshalb, was Robin und Nemo zum Entschuldigungsbrief des Präses schreiben, hat auch meine volle Untestützung.
Euer Joringel
Und das Ganze erinnert mich an das Unrecht in der Evangelischen Stiftung Neinstedt. Man muß schon um die Gesundheit der Betroffenen bangen.