Liebe Panama!
Dein Titel heißt "Die Dekane wurden nicht gebändigt." Gemeint ist natürlich in der Kirche die Mittlere Ebene: Die Leitung der Kirchenkreise.
Die Titel sind von Landeskirche zu Landeskirche unterschiedlich. Bei uns heißen die Dekane Superintent, in Schleswig-Holstein Probst.
Sie hatten in der Tat immer schon eine nicht unerhebliche Machfülle. Es ist eben im Nahbereich die Dienstaufsicht für Pastoren und kirchliche Mitarbeiterinnen.
Es gibt in diesem Amt - wie überall - gute und gefährliche Leute (Ich habe inzwischen in 40 Dienstjahren unter 10 verschiedenen Chefs oder Chefinnen gedient und kenne mich inzwischen ein wenig aus). Manche Superintendenten sind ausgesprochen aufmerksam, fair und kollegial. Wenn sie aber ihre Macht missbrauchen, passieren Geschichten so wie die, wegen denen es den Verein D.A.V.I.D. gegen Mobbing geben muss.
Das Bild hat sich allerdings in den letzten 20 Jahren verschoben. Die Dekane sind inzwischen von oben her "gebändigt" worden, also von den Kirchenleitungen.
Bischöfe und Landeskirchenämter nutzen die Superintendenten als ihren verlängerten Arm, um in den Gemeinden unpopulärere Umstrukturierungen und Sparbeschlüsse durchzusetzen. Und ich habe schon manchen Vertreter dieser Zunft erlebt, der deshalb meinte sich bei der Kirchenleitung beliebt machen zu müssen, in dem er versucht, die von oben befohlenen Einsparungs-verpflichtungen in einem vorauseilenden Gehorsam über zu erfüllen! Wer sich dem in den Weg stellt, wird dann als unliebsame Person an den Rand gedrängt oder aus dem Kirchenkreis entfernt.
Im Gegenzug haben die Kirchenleitungen das Amt der Mittleren Ebene scheinbar aufgewertet. Kleine Kirchenkreise sind zusammengelegt worden, so dass die Bezirke riesig groß geworden sind; Dekan oder Superintendenten sind deshalb heute fast alle vollhauptamtlich, d. h. sie brauchen nicht mehr nebenbei auch noch Konfirmandeuntericht zu geben (Das birgt die Gefahr in sich, dass die Leitungspersonen die Bodenhaftung verlieren. Ihre berufliche Wirklichkeit unterschiedet sich am Ende viel zu sehr vor der unterstellten Mitarbeiter); und ihre Gehälter sind angehoben worden, so dass sie jetzt deutlich mehr Geld bekommen als die Pastoren.
Das ist von den Pfarrervertretungen kritisiert worden mit der Begründung: Kirche soll keine Hierarchien ausbilden. Es gibt laut unserem Bekenntnis nur eine Ordination und damit auch nur ein geistliches Amt: Das der Wortverkündigung und Verwaltung der Sakramente.
Eine zu große Machtfülle von Leitungspersonen in der Kirche untergräbt vielmehr das Vertauen bei den Mitarbeitenden und beim "Kirchenvolk". Das kann auf dei Dauer nicht gut sein!
Viele Grüße! Turmfalke