Liebe Sunny!
Jeder, der Deine Geschichte gelesen hat, wird dich verstehen. Wie soll man abschließen und erlittenes Unrecht hinter sich lassen?
Aber ist ein neuer Gang zum Gericht wirklich der richtige Weg?
Du müsstest vorher sehr genau klären, was du eigentlich erreichen willst.
Soll es ein Arbeitsgerichstprozess werden, also z. B. eine Klage auf Wiedereinstellung unter annehmbaren Bedingungen oder auf Zahlung einer Entschädigung? Soll es ein Strafprozess werden, mit einer Klage wegen Verläumdung und Rufschädigung, oder gar Falschaussage vor Gericht oder so ähnlich? Dazu müsstest Du einen Staatsanwalt überzeugen, gegen deine Gegner zu ermitteln. Oder hast du im Sinn, über ein kirchliches Gericht oder ein Disziplinarverfahren die Ablösung der Kirchenleute zu erwirken, die dich geschädigt haben?
Ich habe einmal gegen meine Landeskirche geklagt und bin darüber sehr nüchtern geworden. Mir ist noch sehr genau im Ohr das Wort meines damaligen Rechtsanwaltes: " Recht haben ist das eine, Recht bekommen das andere."
Ein Rechtsanwalt könnte dir helfen, deine Motive und auch deine Chancen zu sortieren. Es müsste aber jemand sein, der einigermaßen räumlich bei dir in der Nähe arbeitet und der deine Landeskirche kennt. Das ist nicht so einfach. Vielleicht kann Dir deine Mitarbeitervertretung einen Anwalt nennen. Die Arbeit von Anwälten ist natürlich auch ein Markt. Nicht jeder wird bereit sein, dich zu vertreten. Und Du brauchst auch nicht gleich bei dem ersten besten zu unterschreiben.
Aber darüber hinaus gelten noch zwei Tatsachen:
Juristerei kostet Geld. Wenn Du in einem Zivilprozess gewinnst, übernimmt der Verlierer des Prozesses die Kosten. Wenn Du verlierst, musst du die Kosten selber tragen. Das kann in die Tausende gehen. Und nicht jede Rechtsschutzversicherung übernimmt immer alle möglichen Kosten. Das müsstest du also genau klären, bevor es ernst wird. Im Zweifel hilft dabei dein Rechtsanwalt. Der will ja an Dir verdienen.
Und dann: Einen Prozess zu führen, ist anstrengend. Es kostet alle Deine Kraft. Und du musst liefern. Der Rechtsanwalt kann in Deinen offiziellen Schreiben nur verwenden, was du ihm mitteilst. Wahrscheinlich musst du deine ganze schmerzhafte Geschichte noch einmal für den Rechtsanwalt aufschreiben und dabei glaubhaft machen. Am Besten mit Beweisen, die vor Gericht Bestand haben.
Also überleg dir genau, ob es Dir wirklich hilft, dich noch einmal so reinzuhängen, oder ob es nicht besser für dich wäre, zu versuchen Abstand zu gewinnen.
Viele Grüße!
Turmfalke