Ein altes Gedicht zu Weihnachten für euch in moderne Sprache gefasst:
1) Die alte Geschichte von der Geburt Jesu ist mir so eindrücklich erzählt worden, dass ich mitten drin bin. Ich erlebe alles so wie einer, der ganz nahe dabei ist: Da liegt das neugeborene Kind im Stall in der Krippe und ich darf es anschauen: Jesus, Du Sohn Gottes, Mensch bei uns Menschen, unser Leben!
Ich möchte Dir gerne etwas schenken. Das Wertvollste, das ich habe, soll Dir gehören. Aber alles, was ich Dir schenken könnte, habe ich doch schon von Dir geschenkt bekommen: Mein ganzes Leben, meinen Verstand, meine Gefühle, meinen Lebensmut. Alles das schenke ich Dir: Nimm mich selbst - als mein Geschenk an Dich.
2) Du warst schon da vor aller Zeit. Du hast mich geschaffen. Mein Leben war deine eigene göttliche Idee. Du wusstest schon von mir, ehe ich geboren wurde. Ganz von Anfang an hattest Du schon beschlossen, dass Du Dich einmal an mich verschenken würdest.
3) Ich habe schon schlimme Zeiten durchgemacht. Mein Leben war dunkel wie die Nacht. Ich fühlte mich verlassen, so wie im Tod.
Aber nun kann ich Dich sehen, wie Du in der Krippe liegst. Du bist da, hell strahlend wie die Sonne. Du hast wieder Licht in mein Leben gebracht. Ich darf Dir vertrauen. Ich kann an Dich glauben. Du bist Lichtglanz in meinem Leben.
4) Ich muss Dich immerzu ansehen und kann nicht genug davon bekommen! Ich will nur dies: Stehen bleiben und staunen! Mein Verstand kann Dich nicht fassen. Ich wünschte, meine Seele wäre tief und weit wie das Meer, damit die Freude an Dir in mir genug Raum hätte.
5) Wie oft muss ich weinen und kann keinen Trost finden. Aber dann bist Du da und rufst mir zu: "Ich bin Dein Freund. Ich nehme Dir ab, was Dich von Gott trennt. Warum bist du so traurig, mein Bruder? Du kannst beruhigt sein: Ich zahle, was Gott von Dir fordern könnte."
6) So ein liebes Kind soll nicht in einer Futterkrippe liegen! Die Kinder von großen Herrn haben doch goldene Kinderbetten. Ein Lager aus Heu und Stroh ist viel zu schlecht für Dich! Sie sollten Dich in ein weiches Bett legen aus Samt und Seide und Purpur.
7) Nehmt doch das Stroh und das Heu weg! Ich will für Dein Bettchen Blumen aus dem Garten holen: Veilchen, Rosen und Nelken. Das Bett meines Heilands soll duften von feinen Gewürzen.
8) Du suchst in dieser Welt nicht das lustige Leben. Du bist nicht vor allem darauf aus, Spaß zu haben. Du bist zu uns gekommen, um
zu leiden, was wir sonst erleiden müssten. Du möchtest, dass es meiner Seele gut geht. Dafür nimmst Du für Dich selber Elend und Armut in Kauf. Das kann ich kaum verstehen - und ich kann Dich nicht daran hindern.
9) Eine Bitte hab ich aber. Ich hoffe, die wirst Du mir nicht abschlagen: Ich wünsche mir, dass Du alle Zeit bei mir und in meinem Herzen bist. Ich stehe hier an Deiner Krippe und bete Dich an. Am liebsten möchte ich aber selber die Krippe sein. Komm, komm - und lege Dich hinein. Das wäre meine größte Freude!
Wer hat dieses berühmte Weihnachtsgedicht vor jetzt genau 365 Jahren geschrieben und wo kann man es im gereimten Original nachlesen?
Ich wünsche euch beim Knobeln ein Gesegnetes Weihnachtsfest!
Euer Turmfalke