Liebe Freunde,
im Rahmen diverser Recherchen bin ich auf folgenden Zufallsfund gestoßen,
https://www.focus.de/politik/deutschland...aid_164066.html
Es handelt sich um einen Beitrag im Internet von Focus Online aus dem Jahr 1997, liest sich aber auch heute nach mehr als zwanzig Jahren noch spannend, insbesondere weil viele von uns zwar K. persönlich kennen, nicht jedoch diese Vorgeschichte, weshalb ich sie hier einstelle:
"Die Vertuscher
Gerhard Besier
Montag, 13.01.1997, 00:00
Wer bei Stasi-Aufklärung nicht lockerläßt, der riskiert kirchenamtliche Verfolgung
Pfarrer Edmund Käbisch aus Chemnitz war so frei: Aus den Akten der Stasi-Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt dokumentierte er, wie der DDR-Staatssicherheitsdienst einst die evangelische Kirche in der Nachbarstadt Zwickau „bearbeitet“ und willfährig gemacht hat. Über die Entdeckungen hielt er Vorträge.
So frei ist der Christenmensch nicht mehr. Käbischs vorgesetzter Superintendent Eberhard Dittrich forderte den „lieben Bruder . . . in aller Form auf, mir die . . . vorgetragenen Manuskript- und projizierten Folienblätter vollständig zu übergeben“. Die Zwickauer Bezirkssynode im November 1996 empfand Käbisch als „Lynchsynode“ – er wurde der Nestbeschmutzung angeklagt.
Im achten Jahr nach der friedlichen Revolution hat für eine Handvoll evangelischer Pfarrer und Mitarbeiter, die sich dem amtlichen Schweigen über Stasi-Belastungen der DDR-Landeskirchen nicht fügen, bloß der Unterdrücker gewechselt. Beinhart vollziehen die Kirchenleitungen an den Widerspenstigen das Pfarrerdienst- und Disziplinarrecht.
Strafversetzt in die Bibliothek: Pfarrer Hans-Martin Kohlmann aus Jerichow gab öffentlich bekannt, wer in seiner Kirchenprovinz Sachsen für die Stasi gespitzelt hat. Jetzt darf er die frommen Bücher der Kirchenleitung in Magdeburg hüten. Kohlmann überging ein Anzeigeverbot seines Landesbischofs Christoph Demke – der schon 1990 mit SED-Ministerpräsident Hans Modrow den Dauerverschluß der Stasi-Akten forderte.
Die Säuberung trifft nicht nur Pastoren. Förster Kurt Matthey aus Neuermark interessierte sich neben den anvertrauten kirchlichen Wäldern für die Stasi-Verstrickung eines Pfarrers. Plötzlich galt sein Posten als überflüssig, der Kirchenbezirk Tangermünde suchte ihn loszuwerden. Drei interne Schiedsverfahren hat Matthey schon hinter sich, ein viertes steht aus.
Rechtsanwälte sind unerwünscht. Die Magdeburger Kirchenleitung berief sich auf das Hausrecht und wies Kohlmanns Berliner Anwalt die Tür. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts erklärt die Kirche Grund- und Bürgerrechte von Mitarbeitern zur internen Angelegenheit. Ein Staat im Staate....."
Das wollte und konnte ich Euch nicht vorenthalten.
Euer
Achim