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  • Dorothee Sölle - Ernesto CardenalDatum11.01.2014 11:43
    Thema von Trottologe im Forum Diskutieren & Plaudern

    Erbauliches, nachdenklich Stimmendes, Provozierendes (Quelle: Spiritletter, 2014-01-11):

    Ernesto cardenal
    gefragt nach seinem weg
    zum dichter zum priester
    und zum revolutionär
    gab als erstes an
    es sei
    liebe zur schönheit gewesen

    Diese habe ihn
    zur poesie geführt
    (und darüber hinaus)
    sie habe ihn
    zu gott geführt
    (und darüber hinaus)
    sie habe ihn
    zum evangelium geführt
    (und darüber hinaus)
    sie habe ihn
    zum sozialismus geführt
    (und darüber hinaus)

    Wie schwach muß eine liebe zur schönheit sein
    die nichts als schöner wohnen will
    wie gering eine liebe zur poesie
    der schon am text genug getan ist
    wie klein eine liebe zu gott
    die in ihm satt wird
    und nicht hungriger
    wie wenig lieben wir das evangelium
    wenn wir es selber essen
    wie ohnmächtig die sozialistische hoffnung
    wenn sie angst hat
    zu überschreiten was sein wird

    Dorothee Sölle: Die revolutionäre geduld. Gedichte

  • Thema von Trottologe im Forum Diskutieren & Plaudern

    Ihr Lieben!

    Nach einigen dubiosen (zweifelhaften) "akademischen Ergüssen" heute mal etwas Erbauliches, was ich gestern im ]spiritletter" (e. spirituellen, geistl. online-newsletter; könnt Ihr gratis per eMail beziehen) fand :

    Rabbi Schneur Salman von Liadi, der erste Rabbi der chassidisch-kabbalistischen Lubawitscher Dynastie, leitete den Gottesdienst zu Yom Kippur, dem heiligsten Tag des Jahres, an welchem jedwede körperliche Arbeit strengstens untersagt ist und der Jude den ganzen Tag in der Synagoge mit Gebet und Buße zubringt. Eingehüllt in seinen Gebetsschal, stand er tief versunken im Gebet; ein Gebet, in dem die Seele sich auf die Rückkehr zu ihrer Quelle einstimmte.
    Jedes Wort, das er sprach, war Feuer. Die Melodie und die Glut seines Gebets trugen die gesamte Gemeinde in die höchsten und tiefsten Sphären des Geistes.
    Und dann hielt er inne. Er drehte sich um, warf seinen Gebetsschal von sich und verließ die Synagoge. Die verwirrte Gemeinde folgte ihm und beobachtete verwundert, wie er zügigen Schrittes bis zum Stadtrand marschierte, zu einem kleinen, dunklen Haus, aus dem der Schrei eines neugeborenen Kindes zu hören war. Der Rabbi trat ein, hackte Holz, zündete ein Feuer im Ofen an, kochte eine Suppe und kümmerte sich um Mutter und Kind, die hilflos im Bett lagen. Dann kehrte er zur Synagoge und in die Ekstase seines Gebets zurück.

    Yuval Lapide: Yuval Lapide, »Das Herz der Kabbala« (T.)

  • AufklärungDatum07.01.2014 13:06
    Thema von Trottologe im Forum Diskutieren & Plaudern

    Liebe (offensichtlich) Mitdenkende!

    Auch auf die Gefahr hin, hier als eine Art "Oberlehrer" missverstanden zu werden, lasse ich Euch einen kurzen Eintrag aus dem Kunstlexikon von Hartmann (online) zukommen; ich kann mich nämlich schon lange nicht mehr des Eindrucks erwehren, dass wir in unserer Gesellschaft weit hinter die Aufklärung zurückgefallen sind (in der Kirche freilich allzumal). Erstmals begegnete ich diesem Eindruck in e. Beitrag des Wissenschaftstheoretikers Paul K. Feyerabend: Die Aufklärung hat noch nicht begonnen, in: Paul Good/ P. Feyerabend (Hg.): Von der Verantwortung des Wissens. Positionen der neueren Philosophie der Wissenschaften (1982), es N.F. 122. - Aufklärung ist freilich unbequem, aufrüttelnd, aufrührerisch, aber auch belebend, erfrischend!

    Man könnte meinen, das sei "sehr hoch" angesiedelt oder aufgehängt; doch wissen wir doch inzwischen, dass die früher scheinbar klaren Grenzen zwischen den sozialen Schichten und der Bildungsebenen seit der sog. Postmoderne so nicht mehr realistisch sind, falls sie es jemals waren. Mein bester Freund während der längsten Zeit m. Gymnasialjahre kam aus ähnlichen "einfachen" Verhältnissen (wobei er bei der Großmutter lebte und alkohol- und drogengefährdet war) wie ich (ich wuchs "nur" ohne Vater auf); er lernte Schriftsetzer - kurz vor der Umstellung auf Photosatztechnik. Okay, wir "sumpften" viele Nächte herum, und ich erschien aschfal am nächsten Morgen in der Schule (oder gar nicht), aber wir lasen einige der griech. Philosophen der Antike, solche aus der Aufklärung und des dt. Idealismus, vor allem aber Nietzsche. Wir diskutierten darüber, manchmal auch mit Empfänglichen in Studentenlokalen (Lokale für Studierende muss man wohl heute sagen, aber der inklusive Sprachgebrauch ist ein anderes Thema) und genossen diesen Gedankenaustausch ebenso wie Bier und den Verzehr an der Currybude). Mein Freund lud mich meist von seinem Lehrlingsgehalt ein!

    Ich habe auch in Fabriken Arbeiter (Malocher) kennengelernt, die einen erstaunlichen Bildungsgrad aufwiesen, weil sie einfach Interesse an geistigen oder künstlerischen Bereichen hatten. Okay, dass heutzutage ein Liebhaber klassischer Musik ein Punkkonzert oder Auftritte von Hipp-Hopp-Gruppen besucht, oder dass sich umgekehrt ein Punker in eine Aufführung mit Andrea Bocelli "verirrt", wäre vor 50 J. sicher noch nicht möglich gewesen; dies ist sicher ein Phänomen der Postmoderne (s. die Arbeit: "Erlebnisgesellschaft"; Autor ist mir entfallen).

    "Junge, komm auf den Punkt!" - Also, was ich sagen oder wofür ich werben möchte: Schöpft das im Studium und später durch persönl. Interesse Erworbene aus und bringt es unter die Leute! Viele Menschen sind nach m. Erfahrung dankbar für Aufklärung, gerade auch im religiösen Bereich. Da haben wir doch ein großes Potential. Und selbst wenn - wie viele befürchten - 50% der Kerngemeinde "laufen geht", den Gd. fernbleibt, viell. sogar aus der Kirche austritt; vermutlich kommen dann aber von all denen, die bisher nur an den Rändern der Kirche lebten, wieder oder erstmalig, vorausgetzt allerdings sie sind überhaupt willkommen. Denn es werden viele sein, die "unbequeme" Fragen stellen oder Reformvorschläge unterbreiten, welche die "ewig Gestrigen" noch mehr abstoßen ...

    Ich bin gespannt (auch wenn ich kein "Robin Hood" bin) wie ein Flizebogen auf Eure Reaktionen! - Schalom!

  • Thema von Trottologe im Forum Berichterstattung über...

    Liebe Mitbetroffene, Mitdenkende, Mitfühlende!

    Habe seit 06.11.2013 immer mal wieder reflektiert, ob ich mich persönlich zu m. "Mobbingfällen" äußern möchte, zumal es mir kaum möglich erscheint, wirkliche Anonymität zu wahren - selbst wenn Fallschilderungen versuchsweise neutralisiert werden. Ich habe mich daher entschieden, allgemeine Ursachen für Mobbing (aus m. Erfahrung und subjektiven Sicht) anzusprechen. Zuvor seien dennoch einige persönliche Bemerkungen gestattet, damit dieser Beitrag nicht allzu abstrakt wirkt.

    1) Ich nehme seit m. Konfirmandenzeit eine Riesenkluft wahr zwischen Universitätstheologie, dem Laienverständnis von "Glauben", Bekenntnis, Möglichkeiten und Sinn liturgischer Abläufe und Inhalte, Predigtmodellen und -verständnis sowie enormer Chancen bzw. völliger Unterschätzung der Bedeutung von Kasualien (Trauerfeier + Bestattung, Trauung, Taufe), Möglichkeíten bei Schulunterricht und Schulgottesdiensten, Erwachsenenbildung (Gemeindeseminare u.ä.) u.v.m.

    2) Ich habe selbst erlebt, dass in einer Kirchengemeinde von ca. 300 Gd-Besuchern (Konfirmation) niemand in der Lage oder Willens war, m. Fragen, die ich als 14,5jähriger - nach Aufforderung und Ermutigung des Gemeindepfarrers - an die Gemeinde richtete, zu beantworten. (Der angetrunkene Großvater m. besten Freundes zeigte wenigstens eine Reaktion: Er verließ kopfschüttelnd die Kirche!) Dieses Erlebnis als Jugendlicher war prägend für meine Entwicklung (die ich hier aussparen muss, die sich aber vielleicht nach m. Pensionierung mal autobiographisch niederschlagen mag; hier nur das Nötigste zum Verständnis).

    3) Mein Vertrauen in die Institution Kirche war erschüttert; die Menschen, die sich zu ihr halten, schienen mir ziemlich unaufgeklärt, unkritisch oder gar gleichgültig - keine Bereitschaft zum Nachdenken oder sich tiefer gehend zu informieren.

    4) Da ich schon als Jugendlicher ein kritischer Geist war und mich mit Philosophie und Religionskritik (Feuerbach, Freud, Nietzsche) auseinandersetzte, aber auch die Bibel las, geriet ich in geistige, innere Nöte; erschwerend kam hinzu, dass ich mit viel Gewalt aufgewachsen bin und in vielerlei Hinsicht keine Heimat hatte. Vorübergehend versuchte ich "m. Glück" in Freikirchen; diese waren und blieben mir aber suspekt, weil ihre "Systeme" allzu eng gestrickt waren, keine Freiheit des Geistes herrschte und viele Widersprüche bemerkbar waren.

    5) Weltanschaulich blieb ich ein Suchender und ein Wanderer. Ich denke, dass ich "aus Schwäche" zur Religion gefunden habe; aber Heimal gab und gibt sie mir nicht. Ich werde als fröhlicher, humorvoller Mensch wahrgenommen und wirke manchmal durchaus ansteckend. Ich helfe gern, wo ich kann, habe für nahezu jede menschliche Schwäche Verständnis, wundere mich aber aber über all das Destruktive, Niederträchtige, wessen die Gattung Mensch fähig ist - auch über die Dummheit und Blindheit, mit der langfristig unsere Erde weltweit zu einer "Mondlandschaft" (Rüdiger Safranski) umgestaltet wird. Ist der "Mammonismus" (die Religion des Geldes als die alles bestimmende Wirklichkeit) vielleicht eine Folge von Selbsthass oder Nekrophilie (Liebe zu totem, leblosen Material, Verfaultem)?

    6) Selbst wenn Pfarrer oder Theologen keine anderen Fächer studiert haben, sind doch viele lobenswerterweise interessiert, sich interdisziplinär oder breitgefächert weiterzubilden, und manchmal kann man sogar einer Predigt abspüren, dass sich hier jmd. nicht nur mit Bibelauslegung begnügt. Aber allein innerhalb des theologischen Hintergrundes müsste aus m. Sicht fast jeder Pfr. intellektuelle Probleme haben: Das im Studium Erworbene kann er oder sie m.E. kaum an die Gemeinde - damit m. ich stets die Kerngemeinde der Gd-Besucher, nicht die "am Rande Angesiedelten, aber nicht Fernstehenden - herantragen, es sei denn, es handelt sich um überaus Tolerante oder Wißbegierige.

    7) Ich habe m. Dienst immer mehr als Aufklärungsarbeit betrachtet (im Gd), allerdings auch mit viel Humor, Selbstironie und großer Bereitschaft zu Diskussionen. Die Hausbesuche anläßlich von Taufe, Trauung, Trauerfeier, Bestattung waren mir stets besonders wichtig. Da ging es mir vorwiegend ums gegenseitige Kennenlernen und natürlich um Vorbereitung des jeweiligen Kasus. Beides wurde sehr dankbar angenommen. Ich glaube, ja, ich weiß, daß viele KollegInnen versuchen, auf ihre Weise einen "pastoralen Idealismus" zu leben und dann durch besserwisserische, machtlüsterne, narzistische MitarbeiterInnen des Presbyteriums (o.a.), die sich (vermutlich unbewusst) für ach so wichtig und unersetzlich halten, angefeindet und verschlissen werden.

    8) Dummheit, Machtgier, Ignoranz - eine gefährliche Mischung, die es freilich auch andernorts (z.B. in der Politik) gibt, nur: die "churchies" (Kirchenleute) sollten sich mal daran erinnern, dass sie ständig "Nächstenliebe", Menschlichkeit, Solidarität mit den Armen, Unrecht Leidenden, Schwachen propagieren - für etwaige Widersprüche ist man freilich blind; das hat man antrainiert!

    9) Wo bleibt das Eintreten für das Reich Gottes, das Königreich der Himmel - ein Grundanliegen des Rabbi von Nazareth?! Oder ist m. Dauerverdacht mehr als begründet, dass Jesus schon seit ca. 2000 J. (spätestens seit 1500 J.) längst in Kirchenmauern einge-mauert und christologisch festzementiert worden ist?! (Zu diesem Thema wäre m.E. in jeder Gemeinde ein Seminar nötig.)

    10) Die Ursachen fürs Mobbing in der Kirche sind vielschichtig. Bei mir liegen sie offenbar darin, dass ich absolut kein "churchy" (Wortschöpfung von mir) bin; mit einigen kirchlichen Strukturen bin ich nicht "kompatibel". Jemand sagte mir (wohlwollend), ich sei zu nonkonformistisch (unangepasst). - Ich wünsche uns allen, dass wir dennoch unverwechselbare Individiuen und nach Möglichkeit sogar Originale bleiben, gerade in der Nachfolge des Nazareners.

  • miserere - vinceròDatum06.11.2013 22:08
    Thema von Trottologe im Forum Unsere Neuen

    Ob (flehendliches) "Erbarme Dich" (à la Bußpsalm) oder (sehnsuchtsvolles bis selbstbewusstes) "Ich werde siegen" - ich wünsche jedem Menschen, der in der institutionalisierten Religion versucht, den sich ihm anvertrauenden Mitbürgern zu dienen (!), dem aber aufgrund seiner ganz spezifischen, individuellen Art erheblich Steine in den Weg gelegt werden - ich wünsche Ihnen, dass Sie sich das Leben in all seiner Fülle - mit allen liebenswürdigen Details - nicht verleiden lassen.

    Es gibt weitaus Wichtigeres als theologisches Gesülze anzuhören; lesen Sie lieber Gedichte (von der Antike bis in unsere Zeit; es findet sich auch für Sie etwas zur Erbauung Verdichtetes); sind Sie musikalisch - dann hören Sie ganz genussvoll, was Sie emotional total anspricht. Bei mir ist die Wahl ganz von m. momentanen Stimmung abhängig; manchmal bin ich mit dem Text (bei Liedern) nicht so einverstanden, aber wenn die musikalische Umsetzung mich "triff", genieße ich es trotzdem, z.B. hörte ich zur "Einstimmung" auf m. "drollige" Vorstellung als Neuer im "Forum": Andrea Bocelli & Zucchero - Miserere.

    Einige zeitlang begleitete mich "Nessun dorma" in der Interpretation des leider zu früh verstorbenen Luciano Pavarotti oder von Andrea Bocelli; nach einer Zeit der "Abstinenz" habe ich inzwischen Jackie Evancho mit Nessun dorma entdeckt; sie sang es mit 11 J. als vermutlich jüngste Sopranistin weltweit und ist jetzt 13 J. (begann mit 9 J.).

    Natürlich höre ich auch gern Pop und Rock oder staune via "youtube", welch zauberhafte Musik auch andere Kulturen weltweit hervorbringen.
    Viel zu "sagen" hat mir auch die bildende Kunst, am meisten liebe ich Malerei - aus ganz verschiedenen Epochen; allerdings ist die Kunst des ausklingenden 20. und des beginnenden 21. Jh. für mich weniger ansprechend.

    Vor allem erfreue ich mich der schönen Natur (wer weiß, wie lange sie uns noch erhalten bleibt); liebe m. achtjährigen Sohn über alles und staune immer wieder über ihn, und bin froh, dass ich mit m. besten Freund über alles reden kann.

    Uns allen viel Kraft und Durchhaltevermögen!

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