Gestern vor 144 Jahren wurde Rosa Luxemburg geboren. Im Allgemeinen nehmen wir sie als "Kommunistin" wahr, die irgendwann (1919) ermordet und in den Berliner Landwehrkanal geworfen wurde. Jedes Jahr sehen wir im Fernsehen die Linke zu ihrem Grab pilgern. Und wir? Wir haben diese Schublade im Kopf und dann läuft ein ganzer Film ab, Lenin, Diktatur des Proletariats, Stalin, Gulags, Schauprozesse - einfach schrecklich.
Aber diese Erfahrungen hatte Rosa Luxemburg nicht, aber schon viel früher als andere die Erkenntnis, dass der Nationalismus in die Katastrophe führt und dass, ich sage es einmal ganz allgemein, die Gesellschaft eine Baustelle ist und dass um ihre Gestaltung politisch gerungen werden muß. Oder anders ausgedrückt - es gibt keine Gott gegebene Ordnung, die die Unterdrückung anderer rechtfertigen könnte.
Im Internet und bei Wikipedia gibt es sehr viele Informationen zu dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit und bemerkenswerten Frau. Nicht dass ich ihre Werke gelesen hätte, aber ihre Klarheit und Zielstrebigkeit, ihre Charakterstärke und Empfindsamkeit sind sehr beeindruckend. Ich kenne Auszüge aus ihren "Briefen aus dem Gefängnis".
Ein Leser schreibt dazu:
Ich hatte mir die Briefe eigentlich nur auf meinen Kindle geladen, weil sie kostenlos waren, und wusste von Rosa Luxemburg abgesehen davon, dass sie Sozialistin war, kaum etwas. Beim Lesen ihrer Briefe kam mir unwillkürlich in den Sinn: Das ist eine Heilige! Soviel Liebe spricht aus ihren Briefen. Dazu ihr märtyrerhaftes Ende. Vermutlich war sie Atheistin, aber ich denke, dass sie von der Nachfolge Jesu mehr verstanden bzw. gelebt hat als mancher verehrte Heilige. Absolut lesenswert!
Ich will jetzt keine Brücke schlagen von Mobbing zu Personen, die möglicherweise in der Öffentlichkeit nicht richtig gewürdigt werden. Aber meine persönliche Wahrnehmung von Rosa Luxemburg zeigt mir, dass es sich immer wieder lohnt, Grenzen der Wahrnehmung zu überschreiten und sich anderen aufmerksam zuzuwenden. Sie war sicherlich eine "große Frau" und ein besonders empfindsamer Mensch. Das kann man in den Briefen aus dem Gefängnis verfolgen. Und oft lernt man von Menschen, die "anders" sind, mehr als von denjenigen, die mit einem selbst aus dem "gleichen Stall" kommen.
Euer Joringel