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  • Thema von Wassermann im Forum Diskutieren & Plaudern

    Gestern war im Fernsehen ein Bericht über einen Mann (Erwin Schrümpf) zu sehen, der alle vier Wochen nach Griechenland fährt und den Ärmsten lebensnotwendige Dinge und Medikamente bringt. Unter anderem besuchte er auch eine kleinere Wohngemeinschaft mit behinderten Kindern. Die Betreuerinnen erzählten, dass sie immer weniger Unterstützung erhielten und nicht wüßten, wie lange sie die Einrichtung noch aufrecht erhalten könnten. Da dachte ich mir, es wäre doch schön wenn die Evangelische Stiftung Neinstedt oder eine andere gleichartige Stiftung eine solche Einrichtung aktiv unterstützen könnte. Bestimmt würden viele Menschen aus unserem Umfeld dafür spenden. Immerhin müssen wir uns um die Ernährung und medizinische Versorgung unserer Bewohner keine Sorgen machen. Und auch sonst ist viel Teilhabe am Leben möglich. Aber diese Kinder wurden vernachlässigt und schon zum Teil von ihren Eltern weggeben. Die Betreuerin sagte, sie sind uns über die Jahre ans Herz gewachsen und sind fast wie unsere eigenen Kinder.

    Für die, die sich weiter informieren oder spenden wollen hier die Internetadresse www.griechenlandhilfe.at der betreffenden Organisation.

    Es grüßt Euch
    Euer Wassermann

  • Die Sonne bringt es an den TagDatum12.03.2015 13:30
    Thema von Wassermann im Forum Diskutieren & Plaudern

    Eine Ergänzung zu meinem Beitrag "Neinstedt und der Osterberg"

    Die Sonne bringt es an den Tag
    Adelbert von Chamisso

    Gemächlich in der Werkstatt saß
    Zum Frühtrunk Meister Nikolas,
    Die junge Hausfrau schenkt' ihm ein,
    Es war im heitern Sonnenschein. -
    Die Sonne bringt es an den Tag.

    Die Sonne blinkt von der Schale Rand,
    Malt zitternde Kringeln an die Wand,
    Und wie den Schein er ins Auge faßt,
    So spricht er für sich, indem er erblaßt :
    "Du bringst es doch nicht an den Tag" -

    "Wer nicht? was nicht?'. die Frau fragt gleich,
    "Was stierst du so an? was wirst du so bleich?"
    Und er darauf: "Sei still, nur still !
    Ich's doch nicht sagen kann noch will.
    Die Sonne bringt's nicht an den Tag."

    Die Frau nur dringender forscht und fragt,
    Mit Schmeicheln ihn und Hadern plagt,
    Mit süßem und mit bitterm Wort;
    Sie fragt und plagt ihn Ort und Ort :
    "Was bringt die Sonne nicht an den Tag?"

    "Nein nimmermehr!" - "Du sagst es mir noch."
    "Ich sag es nicht." - "Du sagst es mir doch."
    Da ward zuletzt er müd und schwach
    Und gab der Ungestümen nach. -
    Die Sonne bringt es an den Tag.

    "Auf der Wanderschaft, 's sind zwanzig Jahr,
    Da traf es mich einst gar sonderbar.
    Ich hatt nicht Geld, nicht Ranzen, noch Schuh,
    War hungrig und durstig und zornig dazu. -
    Die Sonne bringt's nicht an den Tag.

    Da kam mir just ein Jud in die Quer,
    Ringsher war's still und menschenleer,
    'Du hilfst mir, Hund, aus meiner Not!
    Den Beutel her, sonst schlag ich dich tot!'
    Die Sonne bringt's nicht an den Tag.

    Und er: 'Vergieße nicht mein Blut,
    Acht Pfennige sind mein ganzes Gut!'
    Ich glaubt ihm nicht und fiel ihn an ;
    Er war ein alter, schwacher Mann -
    Die Sonne bringt's nicht an den Tag.

    So rücklings lag er blutend da;
    Sein brechendes Aug in die Sonne sah;
    Noch hob er zuckend die Hand empor,
    Noch schrie er röchelnd mir ins Ohr.
    'Die Sonne bringt es an den Tag!'

    Ich macht ihn schnell noch vollends stumm
    Und kehrt ihm die Taschen um und um:
    Acht Pfenn'ge, das war das ganze Geld.
    Ich scharrt ihn ein auf selbigem Feld -
    Die Sonne bringt's nicht an den Tag.

    Dann zog ich weit und weiter hinaus,
    Kam hier ins Land, bin jetzt zu Haus. -
    Du weißt nun meine Heimlichkeit,
    So halte den Mund und sei gescheit!
    Die Sonne bringt's nicht an den Tag.

    Wann aber sie so flimmernd scheint,
    Ich merk es wohl, was sie da meint,
    Wie sie sich müht und sich erbost, -
    Du, schau nicht hin und sei getrost :
    Sie bringt es doch nicht an den Tag."

    So hatte die Sonn eine Zunge nun,
    Der Frauen Zungen ja nimmer ruhn. -
    "Gevatterin, um Jesus Christ!
    Laßt Euch nicht merken, was Ihr nun wißt!" -
    Nun bringt's die Sonne an den Tag.

    Die Raben ziehen krächzend zumal
    Nach dem Hochgericht, zu halten ihr Mahl.
    Wen flechten sie aufs Rad zur Stund?
    Was hat er getan? wie ward es kund?
    Die Sonne bracht es an den Tag.

  • Weltgebetstag der FrauenDatum08.03.2015 16:15
    Thema von Wassermann im Forum Diskutieren & Plaudern

    Liebe Freundinnen und Freunde,

    vielleicht ist es an dem einen oder anderen von euch vorbeigegangen. Der Weltgebetstag der Frauen findet nun schon seit 60 Jahren jeweils am ersten Freitag im Monat März statt. Er wird immer von einem anderen Land ausgerichtet. Es bilden sich Vorbereitsungskomitees, die die Andacht gestalten und Gebete Lieder auswählen bzw. auch selbst formulieren. Man erhält Informationen über die ausrichtenden Länder und erfährt von den Hoffnungen und Sorgen der Frauen. Sie bereiten sich mit großer Intensität, Ernsthaftigkeit und Liebe vor. Man spürt wie bedeutungsvoll es für sie ist, wenn diese Gebete von Millionen anderen Menschen rund um den Erdkreis mitgesprochen werden. Mir wird dabei oft bewußt, wie unbeschwert von Sorge um das tägliche Brot und gesundheitliche Vesorgung wir hier noch leben können. Eine schöne Idee ist das Bereitstellen von Rezepten landestypischer Gerichter, die in vielen Gruppen und Gemeinden von den Organisatorinnen des Weltgebetstages nachgekocht werden. Das gemeinsame Essen ist schön für die Gemeinschaft. Seit vielen Jahren sind dazu Männer wie Frauen eingeladen.
    In diesem Jahr hatten sich die Frauen intensiv mit der Fußwaschung Jesu vor dem Pessach-Mahl beschäftigt und den Sinn für uns gedeutet. Aber auch auf die Kraft hingewiesen, die in dieser Symbolik liegt. Ach, da gerät man doch ins Träumen. Was wäre es doch gut, wenn bei politischen Konflikten die Gegner sich erst einmal gegenseitig demütig die Füße waschen müßten. Wieviel Menschenleben hätten damit gerettet werden können!
    Ich hoffe, ich habe euch neugierig gemacht und das nächste Mal geht Ihr auch einfach hin. "Hallo, hier bin ich! Ich möchte auch dabei sein. Soll ich etwas mitbringen?"

    Wir sehen uns hoffentlich 2016!
    Bis dahin grüßt Euch
    Euer Wassermann

  • Thema von Wassermann im Forum Diskutieren & Plaudern

    Liebe Leser,

    für die Veröffentlichung des Gedichtes von Primo Levi andieser Stelle gibt es viele Gründe, die Ihr selbst auch überdenken könnt. So schlimm es auch ist, aber für den Mord an Juden wurden Worte gefunden. Menschen versuchen, das Grauen auszudrücken, sich über das Grauen anderen mitzuteilen. Das ist schwer genug. Ich las neulich noch über die Biographie eines amerikanischen Soldaten, der als einer der ersten in einem kleineren Konzentrationslager mitten im Wald ankam. Auf diese Situation waren er und sein Begleiter nicht vorbereitet. Heute ist er über 80 Jahre alt und geht immer noch zur Psychotherapie, weil er allein seinen Erinnerungen nicht standhalten kann. Seien wir doch ehrlich mit uns selbst - nur schemenhaft nehmen wir alles was mit Auschwitz im Zusammenhang steht, wahr. Wir retten unsere Seelen indem wir nicht so genau hinschauen. Schon das nachträgliche genaue Hinschauen könnten wir nicht aushalten. Doch manchmal trifft uns dieser Erkenntnisstrahl in Gedichten, in Dokumentationen, Zeitzeugenberichten, Fotos. Da steht sie, die alte Dame, auf einen Stock gestützt mit einem feinen Hütchen auf dem Kopf und einem winzigen Köfferchen vor der geöffneten Tür eines Viehwagons. Neben ihr in Uniform der deutsche Herrenmensch mit seiner Waffe. Wenn wir es könnten, wie würden wir "anhalten, anhalten" schreien und den Film rückwärts laufen lassen.

    Aber wer hat Worte für die Ermordung von den kranken und hilflose Menschen, die wir "behindert" nannten und für die die Nazis todbringende Etiketten hatten, die ich nicht wiederholen will. Hat mal jemand versucht, diese Auslieferung der Hilflosen in Worte zu fassen? Haben wir nachträglich mit unseren Kindern und Enkeln gesprochen und ihnen gesagt, was wir getan und wie wir versagt haben? Haben wir Tafeln geschrieben, auf denen die Namen festgehalten wurden?Haben wir Gebete für unsere Mitschuld formuliert? Haben wir in Schriften dargestellt, welche Menschen in den Tod geschickt wurden und wie ihre Familien darunter gelitten haben? Wie sie mit plumpen Lügen getäuscht wurden? Der Weg aus der vertauten Umgebung in die Vernichtungsmaschinerie war kurz, der Tod lange und qualvoll. Bei welcher Gelegenheit sagen wir der Jugend, was passiert ist? Ist es eine bedauerliche Episode in unserer Geschichte oder ein Fanal dafür sich immer bewußt zu sein, was Menschen Menschen antuen können?
    Wassermann

  • Thema von Wassermann im Forum Diskutieren & Plaudern

    Ist das ein Mensch?

    Ihr, die Ihr gesichert lebet
    In behaglicher Wohnung
    Ihr, die Ihr abends beim Heimkehren
    Warme Speisen findet und vertraute
    Gesichter:
    Denket, ob dies ein Man sei,
    Der schuftet im Schlamm,
    Der Frieden nicht kennt,
    Der kämpft um ein halbes Brot,
    Der stirbt auf ein Ja oder Nein.
    Denket, ob dies eine Frau sei,
    Die kein Haar mehr hat und keinen
    Namen,
    Die zum Erinnern keine Kraft mehr hat,
    Leer die Augen und kalt ihr Schoß,
    Wie im Winter die Kröte.
    Denket, dass solches gewesen.
    Es sollen sein diese Worte in Eurem
    Herzen.
    Ihr sollt über sie sinnen, wenn Ihr sitzet
    in einem Haus, wenn Ihr geht auf Euren Wegen,
    Wenn Ihr Euch niederlegt und wenn Ihr
    aufsteht;
    Ihr sollt sie einschärfen Euren Kindern.
    Oder Eure Wohnstadt soll zerbrechen,
    Krankheit soll Euch niederringen,
    Eure Kinder sollen das Antlitz von Euch wenden.

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    Von Primo Levi geboren 1919 in Turin
    1944 Deportation nach Auschwitz
    Nach seiner Rückkehr zunächst in der chemnischen Industrie tätig.
    1987 freiwillig aus dem leben geschieden,
    weil er die Erinnerungen an Auschwitz nicht mehr verkraften konnte.

    Wassermann

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