Zum Andenken an den Sprechverbrecher und Nobelpreisträger Liu Xiaobo gestorben am 13.07.2017

#1 von Joringel , 21.07.2017 17:30

Am 10. Dezember 2010 erhielt der chinesische Menschenrechtler den Nobelpreis - in Abwesenheit. Seine Dankesrede verlas die Schauspielerin Liv Ullmann. Darin sagte er:
Meine Straftaten haben unterschiedliche Namen, und doch lassen sie sich in einem Wort zusammenfassen: Sprechverbrecher. Diktaturen haben Angst davor.
Das sehen wir jetzt wieder wie in einem Live-Stream in der Türkei.

Bis zu seinem letzten Atemzug fürchtete sich die Führung in Peking vor ihm, einem Todkranken. Leberkrebs im Endstadium. Seinen letzten Wunsch, im Ausland behandelt zu werden, verwehrte ihm das Regime.

Sein Leidensweg war eng verbunden mit dem Massaker auf dem Tiananmenplatz, dem Platz des himmlischen Friedens 1989. Zu diesen Zeiten war er Gastdozent an der Columbia Universität in New York und flog aus freien Stücken mit einem Oneway-Ticket zurück nach China, um die revoltierenden Studenten bei ihrem Kampf um Freiheit und Demokratie zu unterstützen.(Erinnert mich an die Rückkehr von Dietrich Bonhoeffer!) Dennoch - als er die unnachgiebige Härte des Regimes wahrnahm, überredete er Hunderte von Studenten den Platz zu verlassen. Diejenigen, die blieben - man geht von einer Zahl von 2700 aus -, wurden erschossen oder von den Panzern niedergerollt. Schon damals wurde Liu Xiaobo als Aktivist verhaftet. Das hielt ihn nach seiner Freilassung nicht davon ab,sich an der "Chinesischen Charta 08" zu beteiligen, deren Vorbild die Charta 77 von Vaclav Havel und anderen war. Sie sollte genau zum 60. Jahrestag der Proklamation der Menschenrechte in New York erscheinen. Doch zwei Tage vorher wurde er wieder verhaftet und später zu 11 Jahren Haft verurteilt. Er sollte die Freiheit nie wieder sehen.

Noch ein starker Satz von ihm: "Um ganz ehrlich zu sein, egal wie bösartige eine Tyrannei sein mag, die Leute sollten weder Angst haben, noch sollten sie sich beschweren. Alle müssen sich entschließen, ob sie sich unterwerfen oder rebellieren. Tyrannei ist nicht erschreckend, was wirklich beängstigend ist, sind Unterwerfung, Stille und sogar Lob für Tyrannei."

Anders als Dietrich Bonhoeffer, war Liu Xiaobo verheiratet. Liu Xia hat dieses schmerzvolle Leben der Rebellion mit all seinen Tiefen mit ihm geteilt. Ihr gilt unser Mitgefühl und das Mitgefühl der freiheitlichen Welt.

Joringel hat seine Informationen der Süddeutschen Zeitung vom 14.Juli 2017 entnommen.


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zuletzt bearbeitet 21.07.2017 | Top

   

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