Ja, den hat es gegeben!
Nachdem hier im Forum doch eine ganze Menge von Ungereimtheiten aus den Neinstedter Anstalten offen gelegt wurden, möchte ich noch einmal nachsetzen. Wir hatten gerade Besuch von unserem "alten Partner-Pfarrerehepaar" aus der "Kirchenprovinz Sachsen" (heute EKM) , als es die DDR noch gab und wir im Westen saßen. Ein interessantes Gespräch führte direkt zu den Neinstedter Anstalten, als es um das Paket von Schwierigkeiten ging, wenn eine Familie ihr behindertes Mitglied, ab dem jugendlichen Alter, in ein Heim geben muss oder möchte.
"Die Neinstedter Anstalten haben einen Paradigmenwechsel erfahren" sagten sie und erzählten vom guten Geist, der diese Anstalt zu einem "neuen Zuhause" für viele, viele Menschen mit Behinderungen gemacht hat, über Jahrzehnte hinweg, wo es in der DDR kaum Plätze für sie gab, wo manche Familien ihre behinderten Kinder eher versteckten, um sie nicht dem Gespött auszusetzen, wo sie keinerlei Unterstützung durch staatliche oder kommunale Einrichtungen oder gar aus der Gesellschaft heraus bekommen haben, weil es die nicht gab. "Da ist die Diakonie ihrem christlichen Auftrag wirklich gefolgt, hat von Mensch zu Mensch gedacht und gehandelt, hat in kleinen Gruppen eine familiäre Atmosphäre geschaffen, die es den Angehörigen schließlich leichter machte, ihre jugendlichen oder auch älter gewordenen Lieben abzugeben, sie in eine warmherzige Umgebung ziehen zu lassen. Die Neinstedter Anstalten waren für ihren guten Geist weithin bekannt und geschätzt. Auch noch lange nach der Wende." Anerkennend äußerten sich so die Pfarrersleute.
Doch das Thema bekam eine andere Wendung, weil dieser gute Geist offenbar der Rationalisierung, der durchorganisierten Geschäftlichkeit und wachsender Konkurrenz unter Mitarbeitern bis in den Stab hinein gewichen ist. Die Erfahrungen von beiden Seiten, den Familien der Bewohner/innen sowie vonseiten einer offenbar anwachsenden Zahl von Mitarbeiter/innen zeigen eine durchorganisierte, bürokratisch eingeengte Arbeit bis in die Details des Alltags hin. Aber gerade Menschen mit schweren und mehrfach schwersten Behinderungen brauchen absolut individuelle, und ganz vorne an unbürokratische Unterstützung.
Welche Wendung nehmen hier die Neinstedter Anstalten? So wie in viel zu vielen Altenheimen? Zu wenig Personal, weil es selber nicht "gepflegt" wird? Nicht die Anerkennung oder auch "nur Wertschätzung" für ihre immense Leistung bekommt? Eine Leistung, die sich noch ?, vielleicht noch?, am Menschen orientiert?
Was passiert da auf der Leitungsebene? Ist das Wort "Diakonie" noch präsent? So viel Wechsel, wie es da gegeben hat? Hat da ein "Gesundheitsmanagement" , wie ich gelesen habe, nicht eher eine Alibifunktion? Wo liegt der "Geist" wirklich? Immerhin scheint doch der Träger immer noch die Diakonie zu sein??
Das wüsste ich gern. Dann könnte das Gespräch mit unseren Freunden und vielleicht auch hier und noch besser auch mal mit dem Leitungsstab der Anstalten weiter gehen.
So viel von Wespe.